Zunehmende Möglichkeiten der Lebensgestaltung für Frauen und Männer lassen die Frage aufkommen, ob Familie neben Karriere, Sport, Reisen und anderen Dingen noch Bestand hat. Braucht man eine Familie, um wirklich glücklich zu sein? Fast zwei Drittel der Bevölkerung (65 %) bejahten 2018 diese Frage, während ein gutes Viertel (26 %) der Meinung war, dass man ohne Familie genauso glücklich leben könne. Dass man ohne Familie glücklicher sei, glaubte dagegen so gut wie niemand (1 %). Geht man davon aus, dass eine höhere formale Bildung auch mehr Lebensoptionen bietet, gerade in Hinblick auf Beruf und Karriere, dann besteht die Vermutung, dass Familie in diesem Fall in Konkurrenz zu anderen Lebenszielen treten kann. Tatsächlich glaubten Personen mit (Fach-)Abitur häufiger, auch ohne Familie glücklich sein zu können. Zudem fanden sich auch fast 30 Jahre nach der deutschen Vereinigung noch Einstellungsunterschiede zwischen Menschen aus den alten und den neuen Bundesländern. Während Familie für 63 % der Westdeutschen einen wichtigen Glücksfaktor ausmachte, waren es in Ostdeutschland 74 %. Obwohl also kulturelle Unterschiede seit der deutschen Vereinigung zurückgegangen sind, ist Familie in den neuen Bundesländern weiterhin wichtiger als in den alten. Gemeinsam ist beiden Landesteilen, dass seit den 1990er-Jahren ein Bedeutungsrückgang zu beobachten ist.
Einstellungen zu Familie und Elternschaft
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Über die verschiedenen Altersgruppen variierte die Bedeutung von Familie 2018 wenig und war gerade in der jüngeren Generation der 18- bis 29-Jährigen relativ hoch. Vergleichsweise niedrig war sie im Gegensatz dazu bei den 45- bis 59-Jährigen, die sich häufig in einer Familienphase mit eher älteren Kindern befinden, die oft noch im Haus wohnen oder selbst noch keine eigene Familie haben. Unterscheidet man allerdings zusätzlich nach Elternschaft, dann zeigt sich, dass die niedrigere Zustimmung in dieser Altersphase nicht durch Eltern zustande kam, sondern dass Kinderlose in diesem Alter eher zufrieden mit ihrer Situation waren. Damit bestätigen sich Befunde, dass vor allem eine feste Partnerschaft, die das Bedürfnis nach emotionaler Nähe und Vertrauen erfüllt, für die Lebenszufriedenheit in dieser Altersphase entscheidend ist, während der Zuwachs an Lebenszufriedenheit, den jüngere Kinder bewirken, mit deren Älterwerden schwindet. Im Normalfall haben sich 45- bis 59-Jährige im Beruf etabliert und können im Vergleich zu Familien, zum Beispiel bezüglich Reisen und Freizeitgestaltung, mehr Freiheiten genießen, da sie einerseits relativ gesehen mehr Geld zur Verfügung haben und andererseits an weniger Verpflichtungen, zum Beispiel Ferienzeiten, gebunden sind. Sowohl bei Jüngeren als auch bei Älteren waren Kinderlose, denen Familie wichtig ist, wieder stärker vertreten. Bei Eltern war die Wertschätzung von Familie generell höher als bei Kinderlosen. In beiden Fällen spiegelt sich die eigene Erfahrung in der Bewertung von Familie insofern wider, als das Lebensmodell, das man gewählt hat, auf Dauer auch befürwortet wird.
Eigene Kinder haben einen erheblichen Einfluss darauf, wie wichtig Familie für das eigene Glück eingeschätzt wird. Insofern ist es interessant zu fragen, ob Kinder noch ein fester Bestandteil der eigenen Lebensplanung sind. Die Ergebnisse einer im Jahr 2016 vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Auftrag gegebenen Studie zu Familienleitbildern zeigen, dass Elternschaft in Deutschland eine große Selbstverständlichkeit darstellt, die keiner weiteren Begründung bedarf. Auf die Frage, warum man sich für Kinder entscheidet, antworteten 2016 92 % der jungen Menschen zwischen 24 und 44 Jahren, "weil Kinder einfach zum Leben dazugehören". Es stellt sich den meisten weniger die Frage, ob man Kinder haben möchte, als die Frage wann, wobei mit steigendem Alter auch die Wahrscheinlichkeit einer lebenslangen Kinderlosigkeit zunimmt. Der Anteil derjenigen, die lebenslang kinderlos bleiben, liegt in Deutschland im internationalen Vergleich relativ hoch, weshalb auch die Akzeptanz von Kinderlosigkeit näher betrachtet werden soll. Im Jahr 2016 bejahten 56 % der Menschen zwischen 24 und 44 Jahren die Frage, ob es heutzutage etwas ganz Normales sei, keine Kinder zu haben. Auch hier fanden sich Unterschiede je nachdem, ob man selbst Kinder hat oder nicht, und zwar insofern, als wieder die eigene Lebenssituation die Beurteilung mit beeinflusst: Ungefähr die Hälfte der Eltern (51 %), aber über 60 % der Kinderlosen hielten Kinderlosigkeit für eine gesellschaftliche Normalität. Der Selbstverständlichkeit, Kinder zu haben, steht in Deutschland somit eine hohe soziale Akzeptanz von Kinderlosigkeit gegenüber.
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