Die allgemeine Lebenszufriedenheit brach in Ostdeutschland unmittelbar nach der deutschen Vereinigung zunächst ein, was vor allem auf die abrupten Veränderungen der Lebensbedingungen zurückzuführen ist. Es folgte Mitte der 1990er-Jahre eine schrittweise Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens, die in den letzten zehn Jahren eine nochmalige Beschleunigung erfahren hat. Gleichwohl besteht in Ostdeutschland auch nunmehr 30 Jahre nach der Vereinigung in der allgemeinen Lebenszufriedenheit sowie in mehreren Lebensbereichen ein signifikant niedrigeres Niveau des subjektiven Wohlbefindens. Davon abweichend liegt die Zufriedenheit mit den Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Ostdeutschland seit 1997 nahezu durchgängig höher als in Westdeutschland. Völlig angeglichen hat sich die Zufriedenheit mit der Wohnung. Aber auch hinsichtlich der Arbeit sowie der Freizeit waren die früheren Unterschiede im Jahr 2019 weitgehend nivelliert. Bezüglich der negativen Komponenten des Wohlbefindens gingen in Ostdeutschland die Sorgen in verschiedenen privaten Lebensbereichen deutlich zurück, sind aber nach wie vor in einigen Feldern stärker ausgeprägt als in Westdeutschland. Im öffentlichen Bereich nahmen in den vergangenen Jahren vor allem die Sorgen um den Schutz der Umwelt und in besonderer Weise im Jahr 2019 auch die Sorgen angesichts der Folgen des Klimawandels sehr deutlich zu. Ebenso bewegen sich die Sorgen um Frieden, bezüglich Zuwanderung sowie aufgrund von Ausländerfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit auf hohem Niveau.
Die subjektive Bilanz beim Vergleich der 2019 berichteten Lebenszufriedenheit mit der im Jahr 1989, also der Zeit vor der Vereinigung Deutschlands, fällt sehr unterschiedlich aus. Während etwas mehr als ein Drittel der Menschen (35 %), die vor 30 Jahren in Westdeutschland lebten, eine Erhöhung ihrer Lebenszufriedenheit empfand, zogen die Menschen in Ostdeutschland eine deutlich positivere Bilanz. Demnach bewertete rund die Hälfte (49 %) der Befragten, die 1989 in der DDR lebten, ihre Lebenszufriedenheit höher als zu der Zeit vor der deutschen Vereinigung. Insbesondere trifft dies für die heute über 69-jährigen ehemaligen DDR-Bürgerinnen und -Bürger zu, unter denen der Anteil an Menschen, die ihre Zufriedenheit im Vergleich zu 1989 als Verbesserung bewerteten, mehr als 20 Prozentpunkte über dem Niveau der westdeutschen Vergleichsgruppe lag.