Im Jahr 2019 bilanzierten die Menschen in West- und Ostdeutschland die Zufriedenheit mit ihrem Leben insgesamt im Durchschnitt so hoch wie zu keinem anderen Zeitpunkt nach dem Fall der Mauer. Menschen in Ostdeutschland waren aber auch – fast 30 Jahre nach der deutschen Vereinigung – weniger zufrieden mit ihrem Leben als Menschen in Westdeutschland. Bereits im Juni 1990 lag das Niveau der Lebenszufriedenheit in Ostdeutschland deutlich unter dem des Westens. Im Folgejahr vergrößerte sich die Differenz zwischen Ost und West: Während in Westdeutschland eine leichte Zunahme der mittleren Lebenszufriedenheit in den ersten Jahren nach der deutschen Vereinigung zu verzeichnen war, brach sie in Ostdeutschland im Jahr 1991 infolge der abrupten Veränderungen der Lebensbedingungen und der damit verbundenen Herausforderungen, vor allem am Arbeitsmarkt, deutlich ein. Die Kluft der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit in Ostdeutschland war gemäß den Analysen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im Jahr 1991 am größten.
Allgemeine Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit Lebensbereichen
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Anschließend erfolgte eine Annäherung der Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland. Während der Jahre 2004 und 2005 vergrößerte sich der Abstand dann erneut, wenn auch nicht so stark wie unmittelbar nach der Vereinigung Deutschlands. Seitdem entwickelte sich die mittlere Lebenszufriedenheit in beiden Landesteilen nahezu gleichförmig. Hoch- und Tiefpunkte tauchten im Westen wie im Osten zeitgleich auf und die durchschnittlichen Niveaus der Lebenszufriedenheit näherten sich weiter an. Im Jahr 2010 lag die mittlere Lebenszufriedenheit in Ostdeutschland auf einem Niveau, das sechs Jahre zuvor in Westdeutschland festzustellen war. In den folgenden Jahren erfolgte bis 2019 sowohl in West- als auch in Ostdeutschland ein nahezu ungebrochener Anstieg der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Offenbar wurden trotz angestiegener Sorgen in wenigen Bereichen, wie angesichts der Zuwanderung oder der Folgen des Klimawandels, das Wohlbefinden der Menschen hierzulande nicht nachhaltig getrübt. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Unterschied im durchschnittlichen Niveau der Lebenszufriedenheit zwischen der Bevölkerung in West- und Ostdeutschland noch immer signifikant ist. Dies bestätigen auch – in diesem Beitrag nicht dokumentierte – vertiefende, multivariate Analysen, die für weitere soziodemografische Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschen kontrollieren.
Differenziert nach zehn verschiedenen Lebensbereichen, war im Jahr 2019 das durchschnittliche Zufriedenheitsniveau in Ostdeutschland nur noch in wenigen Bereichen niedriger als in Westdeutschland. Besonders stark ausgeprägt waren die Unterschiede lediglich noch bei der Zufriedenheit in Bezug auf das Haushaltseinkommen sowie das persönliche Einkommen. In Feldern wie der Zufriedenheit mit dem eigenen Familienleben wie auch der Gesundheit und dem Schlaf war dieser Unterschied deutlich geringer. In den Bereichen der Arbeitszufriedenheit und der Zufriedenheit mit der Freizeit haben sich die früher teilweise sehr deutlich unterschiedlichen Werte weitgehend angeglichen. Auch bei der Zufriedenheit mit der Wohnung, bei der es zu Beginn der 1990er-Jahre starke Unterschiede gab, hatten sich die Werte bereits im Jahr 2008 vollständig angenähert; bei der Zufriedenheit mit der eigenen Haushaltstätigkeit sind frühere geringere Differenzen seit einigen Jahren nicht länger signifikant.
Die Zufriedenheit mit den Möglichkeiten der Kinderbetreuung ist der einzige Bereich, in dem die Lebenszufriedenheit der Menschen in Ostdeutschland höher ist als in Westdeutschland. Nur in wenigen der 22 erfassten Jahre lag die Zufriedenheit mit der Kinderbetreuung in Westdeutschland über dem Niveau in Ostdeutschland. Von 2004 bis 2019 wies Ostdeutschland konstant ein höheres Zufriedenheitsniveau in dieser Kategorie auf.
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