Auslandserfahrungen sind in der deutschen Bevölkerung ungleich verteilt. Bei der international mobilen Bevölkerung handelt es sich insgesamt um eine sozial hoch selektive Gruppe. Dies zeigt ein Vergleich sozialstruktureller Merkmale zwischen vor Kurzem ausgewanderten und in Deutschland lebenden Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Die international mobile Bevölkerung ist vergleichsweise jung. Die finanziellen Anreize zur räumlichen Mobilität sind in jüngeren Altersgruppen stärker und die sozialen, insbesondere familiären Verpflichtungen schwächer ausgeprägt. Entsprechend war die Hälfte der kürzlich ins Ausland gewanderten Deutschen 32 Jahre alt oder jünger, während dieser Mittelwert bei den nicht mobilen Personen bei 49 Jahren lag. Nur 14 % der international mobilen Deutschen, aber fast die Hälfte der nicht mobilen Deutschen waren 50 bis 70 Jahre alt. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die berufliche Karriere als Anreiz internationaler Mobilität mit zunehmendem Alter an Bedeutung verliert. Ein weiterer Grund sind die mit dem steigenden Alter zunehmenden partnerschaftlichen und familiären Verpflichtungen.
Sozialstruktur der international mobilen Bevölkerung
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Entsprechend spiegelt sich die jüngere Altersstruktur der international mobilen Deutschen auch in der Haushaltsstruktur wider. Personen in Einpersonenhaushalten waren in der international mobilen Bevölkerung überproportional vertreten. Während 22,6 % der nicht mobilen Deutschen in Einpersonenhaushalten lebten, galt das für 40,5 % der international mobilen Deutschen (vor ihrer Auswanderung). Bei den anderen Haushaltsformen zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Alleinerziehende (1,9 % gegenüber 6,4 %), Paarhaushalte ohne Kind (23,3 % gegenüber 33,9 %), mit Kind(ern) unter 17 Jahren (13,7 % gegenüber 16,8 %) sowie ab 17 Jahren (1,6 % gegenüber 14,7 %) waren in der international mobilen Bevölkerung deutlich seltener vertreten. Ein vergleichsweise hoher Anteil der international mobilen Bevölkerung (18,9 %) bestand aus "anderen" Haushaltstypen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Wohngemeinschaften von Personen, die vor Auswanderung noch in Studium oder Ausbildung waren.
Männer sind häufiger international mobil als Frauen. Der Frauenanteil war bei den international Mobilen mit 46,9 % statistisch signifikant geringer als bei den nicht mobilen Personen (50,4 %). Die Wanderungsmotive der Geschlechter waren unterschiedlich gelagert. Männer entschieden sich häufiger aufgrund ihrer beruflichen Karriere für den Umzug ins Ausland, wohingegen Frauen häufiger aus familiären beziehungsweise partnerschaftlichen sowie ausbildungstechnischen Gründen auswanderten.
Auffällig ist der überdurchschnittliche Anteil Deutscher mit Migrationshintergrund in der international mobilen Bevölkerung. Dies traf sowohl auf Deutsche mit eigener Migrationserfahrung (11,9 %) als auch auf Deutsche mit zugezogenen Eltern(teilen) (12,9 %) zu. Beide Gruppen waren in der international mobilen Bevölkerung überrepräsentiert. Die Wahrscheinlichkeit internationaler Mobilität ist bei ihnen damit allgemein höher als bei Deutschen ohne familiäre Migrationsgeschichte. Das Herkunftsland der Eltern war dabei immerhin das Ziel jeder vierten deutschen Person mit Migrationshintergrund.
Auch bei der schulischen und beruflichen Ausbildung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen international mobilen und nicht mobilen Deutschen, die auch bei Berücksichtigung der Altersstruktur zu beobachten sind. Während beinahe drei Viertel der international mobilen Personen ein Studium absolviert haben, galt das nur für ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dazu passt auch, dass 87,3 % der ausgewanderten Personen mindestens einen Realschulabschluss mit Berufsausbildung vorweisen konnten, was nur 66,7 % der nicht mobilen Personen von sich behaupten konnten. In beiden Gruppen gleich häufig vertreten waren einzig Personen mit Schulabschluss ohne Berufsausbildung (etwa 12 %). Allerdings umfasst diese Gruppe unter anderem Deutsche, die aktuell noch in Studium oder Ausbildung waren, sprich einen Berufsabschluss anstrebten. Internationale Mobilität hängt also stark mit der beruflichen und schulischen Bildung zusammen, wobei Hochschulabsolventen stark überrepräsentiert und Hauptschulabsolventen mit Berufsausbildung deutlich unterrepräsentiert sind.
Die mit Abstand häufigste Haupttätigkeit bei international mobilen und international nicht mobilen Deutschen war eine abhängige Beschäftigung. Der Anteil abhängig Beschäftigter war bei international mobilen Personen (54,9 %) etwas geringer als bei der Vergleichsgruppe (61 %). Das erklärt sich unter anderem durch den hohen Anteil international mobiler Deutscher, die noch in Studium oder Ausbildung waren, bevor sie ins Ausland gegangen sind (21,4 %). Die Anteile von Selbstständigen, Beamtinnen und Beamten, Arbeitslosen und Nichterwerbstätigen waren in beiden Vergleichsgruppen etwa gleich hoch. Der Rentneranteil war in der international mobilen Gruppe deutlich niedriger (1,9 %) als in der international nicht mobilen deutschen Bevölkerung (13,1 %).
Auch der Blick auf den "Internationalen Sozioökonomischen Index des beruflichen Status" (ISEI) zeigt die positive Selektion der international mobilen Erwerbstätigen. Der Index nimmt Werte zwischen 16 und 90 an und spiegelt beruflichen Status und Einkommen wider. Der Durchschnittswert dieser Skala lag bei international mobilen Erwerbstätigen vor ihrer Auswanderung deutlich höher (65,3) als bei der Vergleichsgruppe (48). Berufe mit 65 Punkten umfassten Aufsichts- und Führungskräfte (zum Beispiel Informationswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen, Finanzdienstleister und -dienstleisterinnen), Berufe mit 48 Punkten umfassten Fachkräfte (zum Beispiel Reiseleiter und -leiterin, Kassierer und Kassiererinnen).
Ein Vergleich der sozialen Herkunft verdeutlicht schließlich auch eine positive Selektion international mobiler Personen im Generationenzusammenhang. So kam mehr als die Hälfte der ins Ausland gewanderten Deutschen (53,6 %) aus Elternhäusern, in denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hatte. Bei den international nicht mobilen Deutschen stammten lediglich 14,8 % aus akademischen Elternhäusern. Noch deutlicher ist der Unterschied in der sozialen Herkunft bei Betrachtung von Elternhäusern, in denen beide Elternteile Hochschulabschlüsse haben. Aus solchen rein akademischen Elternhäusern kamen 26 % der ausgewanderten Personen, aber nur 4,2 % Personen in der nicht mobilen Vergleichsgruppe.
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