Die Bevölkerungsentwicklung verlief in den verschiedenen Siedlungsräumen und Regionen im letzten Jahrzehnt sehr unterschiedlich. In Ostdeutschland (ohne Berlin) ist durch die geringe Geburtenrate und die Ost-West-Wanderung seit 1990 ein erheblicher Bevölkerungsverlust zu konstatieren. Einige Städte und Landkreise verloren mehr als ein Drittel ihrer Einwohnerinnen und Einwohner. Hohe Werte für den Zeitraum von 1990 bis 2017 galten insbesondere für die Stadt Suhl (– 39 %), den Landkreis Oberspreewald-Lausitz (– 33 %), Frankfurt / Oder (– 32 %) sowie die Landkreise Görlitz, Mansfeld-Südharz und das Altenburger Land (jeweils – 30 %). Durch die Suburbanisierung rund um Berlin und die Attraktivität von Großstädten konnte der Trend des Bevölkerungsrückgangs phasenweise aufgehalten werden: Die Bevölkerung Ostdeutschlands nahm von 2012 bis 2017 um 1,8 % zu. Es zogen vermehrt junge Menschen in Großstädte, sodass unter anderem in Erfurt, Leipzig und Dresden ein Bevölkerungswachstum beobachtet wurde. Zu konstatieren ist dabei jedoch, dass mit Ausnahme der kreisfreien Großstädte, die im genannten Zeitraum ein Bevölkerungswachstum von insgesamt 6,6 % verzeichneten, alle anderen Siedlungstypen weiterhin an Bevölkerung verloren.
Auch in Westdeutschland war in peripheren und vom ökonomischen Wandel negativ betroffenen Regionen von 1990 bis 2017 ein Bevölkerungsverlust zu verzeichnen. Aufgrund des Zuzugs von Geflüchteten vor allem in den Jahren von 2014 bis 2016 und ihrer regionalen Verteilung sowie der EU-Zuwanderung ist in der kürzeren Betrachtung von 2012 bis 2017 eine Bevölkerungszunahme in allen Siedlungsräumen zu beobachten.
Auf Basis der aktuell verfügbaren Raumordnungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die die zwischenzeitliche, hohe Zuwanderung durch Geflüchtete allerdings noch nicht berücksichtigt, ergibt sich, dass weiterhin mit deutlichen regionalen Schrumpfungsprozessen zu rechnen ist. Der Bevölkerungsverlust in Ostdeutschland betrifft dabei wiederum vor allem die städtischen und ländlichen Kreise, während Großstädte kaum betroffen sind. Nach den Prognosen wird sich die Schrumpfung in vielen ostdeutschen Regionen in den nächsten 20 Jahren sogar noch weiter beschleunigen. In Westdeutschland wird ebenfalls ein Bevölkerungsrückgang vorausberechnet, der jedoch deutlich geringer und gleichmäßiger ausfällt als in Ostdeutschland.
Seit der deutschen Vereinigung ist eine regionale Polarisierung der demografischen Entwicklung zu konstatieren. Seit etwa 2005 wird eine Reurbanisierung beobachtet, die auf die wachsende ökonomische, soziale und kulturelle Bedeutung von Städten und den relativen Bedeutungsverlust ländlicher Räume hinweist. Wirtschaftsstarke und / oder attraktive Städte konnten somit bislang von überregionalen Wanderungsbewegungen profitieren. Wie in Westdeutschland wird in ostdeutschen Ballungsräumen mit einer positiven wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung gerechnet. In den nächsten zwei Jahrzehnten wird wegen der geburtenschwächeren Jahrgänge junger Erwachsener und bereits erkennbarer Suburbanisierungsprozesse aber wieder ein Bevölkerungsrückgang in Kernstädten prognostiziert.
Unter konstanten Bedingungen – also ohne große Wanderungsbewegungen – stehen erheblichen regionalen Schrumpfungsprozessen wachsende Regionen gegenüber. Entsprechende Prognosen aus dem BBSR beschreiben ein Entwicklungsszenario, das in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum bis 2030 von rückläufigen Bevölkerungszahlen über – 30 %, etwa im brandenburgischen Kreis Oberspreewald-Lausitz, bis zu einem regionalen Bevölkerungswachstum von 22 % in München und jeweils um die 20 % in den umliegenden Landkreisen und Städten reicht. Wegen des Zustroms von Zuwandernden in die westdeutschen Städte verstärkt sich die sehr ungleiche Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Deutschlands. Die oben erwähnte Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland erscheint vor diesem Hintergrund kaum gegeben und ist auch in Zukunft nicht zu erwarten, die regionsspezifischen und kommunalen Herausforderungen werden demnach an Bedeutung zunehmen.
Mit Schrumpfungsprozessen gehen in zahlreichen Regionen zudem zwei Veränderungen der heute bestehenden Altersstruktur einher: zum einen die "Unterjüngung" und zum anderen die "Überalterung" der Gesellschaft. Insbesondere in stark schrumpfenden Räumen wird sich die Zahl der älteren Personen ab 60 Jahren bis zum Jahr 2035 deutlich erhöhen. Dies trifft gleichermaßen auf west- wie ostdeutsche Städte und Kreise zu. Eine starke Alterung ist nur in solchen Räumen der Fall, in denen eine Zunahme der älteren Bevölkerung zeitgleich mit einer deutlichen Unterjüngung einhergeht, also mit einer rapiden Abnahme jüngerer Bevölkerungs-gruppen durch Geburtenrückgang und /oder durch massive Abwanderungen in attraktivere Regionen und Städte.
Unter den Kreisen, in denen laut Prognosen im Jahr 2040 mehr als 30 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein werden, sind nahezu ausschließlich ostdeutsche Kreise zu finden sowie einige ehemalige westdeutsche "Zonenrandgebiete" entlang der damaligen innerdeutschen Grenze. Die "ältesten" Kreise Deutschlands werden demnach die kreisfreien Städte Suhl in Thüringen und Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt (jeweils 31 %) sein, gefolgt von dem eher peripheren Kreis Altenburger Land (30 %).
Vom BBSR wird vorhergesagt, dass die Altersgruppe der Personen unter 20 Jahren in den ostdeutschen Großstädten bis 2040 deutlich zunehmen wird (Dresden 24 %, Jena 25 %, Potsdam 27 %, Leipzig 29 %). In den übrigen Kreisen ist der Anstieg etwas geringer: So stieg der Anteil der 6- bis 18-Jährigen von 2012 bis 2017 in den kreisfreien Großstädten um 17 % und in den übrigen Kreistypen zwischen 8 und 10 %. Die Verschiebungen der Bevölkerungsstruktur werden enorme kommunale Anstrengungen im Bereich der Daseinsvorsorge und Infrastruktur erfordern.
In Westdeutschland ist wegen der derzeitigen Zuwanderung und deren ungleicher Verteilung über Länder und Kommunen eine verlässliche Aussage über junge Menschen derzeit kaum möglich. Nach den Daten des BBSR werden jedoch die bayerischen Kreise Freyung-Grafenau (– 15 %), Tirschenreuth (– 14 %), Amberg-Sulzbach und Neustadt an der Waldnaab sowie die rheinland-pfälzischen Kreise Vulkaneifel und die Südwestpfalz (jeweils – 13 %) mit dem größten Rückgang an Kindern und Jugendlichen zu rechnen haben, während die Großstädte vergleichsweise "jung" bleiben.