Regionen werden unterschiedlich definiert. Sie beziehen sich in verwaltungspolitischer Hinsicht auf eine mittlere Ebene zwischen der Gemeinde und dem Bundesland, das heißt auf Länder, Bezirke und Kreise. Zugleich wird mit "Region" ein Verflechtungsraum bezeichnet, der wirtschaftlich, geografisch und kulturell bestimmt ist. Bislang liegen jedoch nur für verwaltungsmäßig abgegrenzte Raumeinheiten ausreichend statistische Informationen zu Lebensbedingungen und Lebensstandard vor.
Die Daten in Tabelle 1 dokumentieren eine der vielfältigen regionalen Gliederungsmöglichkeiten. Bereits hier wird ersichtlich, dass in den unterscheidbaren Räumen unterschiedliche Lebensbedingungen vorzufinden sind. Städtische Kreise machten 2017 zwar nur 18 % der Gesamtfläche Deutschlands aus; hier lebten aber fast die Hälfte (48 %) der Einwohnerinnen und Einwohner. Im Gegensatz dazu nahm der ländliche Raum zwar über 46 % der Fläche ein; dort lebte allerdings nur gut ein Fünftel (21 %) der Bevölkerung. Drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger (77 %) lebte in zentralen oder sehr zentralen Orten, knapp ein Viertel (23 %) in peripheren oder sehr peripheren Orten.
Einige Kreise im ostdeutschen Norden und in Niedersachsen wiesen eine Bevölkerungsdichte von weniger als 40 Einwohnerinnen und Einwohnern je Quadratkilometer auf (Prignitz 36 E / km², Altmarkkreis Salzwedel 37 E / km², Ostprignitz-Ruppin 39 E / km², Uckermark 39 E / km², Lüchow-Dannenberg 39 E / km²). Am dichtesten besiedelt waren die Städte München (4.686 E / km²), Berlin (3.055 E / km²), Stuttgart (3.052 E / km²), Herne (3.006 E / km²) und Frankfurt am Main (3.008 E / km²) mit jeweils mehr als 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern je Quadratkilometer. Wie Daten des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) zeigen, haben die dünn besiedelten Kreise seit 2011 an Bevölkerung verloren, während die dicht besiedelten Großstädte an Bevölkerung gewonnen haben.
Neben einer dünnen Besiedlung ist ein durch Land- und Forstwirtschaft geprägter Siedlungs- und Landschaftsraum der entscheidende Indikator für ländliche Regionen. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten war deutschlandweit mit 0,8 % im Jahr 2017 sehr gering. In keinem Landkreis ging der Anteil über die 10-Prozent-Marke hinaus; die höchsten Anteile der Beschäftigten im primären Sektor gab es im Rhein-Pfalz-Kreis mit 9,4 % und in Ammerland in Niedersachsen mit 6,3 %. Ostdeutsche Länder hatten mit Ausnahme von Sachsen einen vergleichsweise hohen Anteil an ländlichen Regionen. In westdeutschen Bundesländern wiesen Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen beachtlichen Anteil ländlicher Gebiete auf.
Abbildung 1 stellt dar, wie sich die Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig von metropolitanen Stadtregionen bis hin zu peripheren ländlichen Regionen strukturiert. Um differenzierte Mobilitätsanalysen vornehmen zu können, hat das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur mit dem BBSR 2018 eine neue siedlungsstrukturelle Typologie mit insgesamt 17 Kategorien entwickelt. "Regionalstatistische Raumtypen" (RegioStaR) bilden die Größe und Funktion von Städten, die Lage einer Kommune im Hinblick auf ihr Einzugsgebiet sowie siedlungsstrukturelle Merkmale ab. In einem ersten Schritt wird hierzu der Einzugsbereich der Großstädte anhand der Pkw-Fahrzeit zwischen einer Kommune / einem Gemeindeverband und der nächsten Großstadt von unter 30 Minuten oder eines Auspendleranteils in die Großstadt von mindestens 25 % festgestellt. Bestehen enge Pendlerverflechtungen, werden in einem zweiten Schritt Kommunen zu Stadtregionen zusammengefasst. Die übrigen Gemeinden zählen zu den ländlichen Regionen, differenziert in stadtregionsnahe und periphere ländliche Regionen (Fahrzeit mehr als 45 Minuten zur nächsten Großstadt oder als Gemeindeverband weniger als 300.000 Personen Tagesbevölkerung). Im dritten Schritt erfolgt eine weitere Differenzierung der Gemeinden und Gemeindeverbände innerhalb der Stadt- beziehungsweise ländlichen Regionen, jeweils in Mittelstädte, städtische Räume und kleinstädtische / dörfliche Räume sowie verschiedene Großstadttypen nach ihrer Lage im Raum.
Durch die Darstellung werden genauere Beschreibungen ländlicher Räume möglich und Probleme insbesondere peripherer Gebiete erkennbar. Es ist ablesbar, dass der kleinstädtische und dörfliche Raum in ländlichen Regionen in größeren Abständen zu den nächstgelegenen Städten liegt als in verstädterten Regionen. Am städtischen Raum in Nordrhein-Westfalen wird deutlich, dass hier Dörfer vergleichsweise nah an größeren Städten liegen. Insbesondere in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg herrschen große Distanzen vor.
Überdurchschnittliche Distanzen zum nächsten Oberzentrum oder zur nächsten Autobahn wirken sich negativ auf die Lebensbedingungen aus. Sie behindern wirtschaftliche Ansiedlungen, Absatzmärkte und Zugangschancen der Bevölkerung zu Infrastrukturen. In ländlichen Räumen hat der Pkw eine höhere Bedeutung, um die Einrichtungen von Oberzentren (zum Beispiel Theater, Museen, Fachkliniken, Hochschulen oder Regionalbehörden) zu erreichen als in dichter besiedelten Regionen, in denen der öffentliche Nahverkehr ausgebaut ist und zudem kurze Taktzeiten vorherrschen.
In Abbildung 2 sind für jedes Bundesland die Kreise mit den längsten Fahrzeiten zum nächsten Oberzentrum aufgeführt. Dünne Besiedlung und landschaftliche Besonderheiten (beispielsweise in den Mittelgebirgen und den Alpen) erhöhen die Fahrzeiten. In ostdeutschen ländlichen Kreisen ist die Distanz zu einem Oberzentrum im Mittel höher als in ländlichen Kreisen Westdeutschlands. Insbesondere Brandenburg ist im Mittel durch lange Fahrzeiten geprägt. In den nördlichen Bundesländern wird im Mittel mehr Zeit benötigt, zum nächsten Oberzentrum zu fahren, als zum Beispiel im Saarland, in Hessen oder in Bayern. In manchen Kreisen beträgt die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten Oberzentrum länger als eine Stunde, zum Beispiel in den Landkreisen Stendal, Lüchow-Dannenberg und Prignitz.
Eine noch kleinräumigere Betrachtung nach Gemeinden ergibt im Maximum eine Fahrzeit von 84 Minuten (Seehausen in Sachsen-Anhalt). Die Wirtschaftskraft, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017, ist in 22 der 26 schwer erreichbaren Kreise niedriger als im jeweiligen Landesdurchschnitt. Somit besteht ein fast durchgehender Zusammenhang zwischen peripheren Lagen und eigener Wirtschaftskraft.
Ein bedeutendes Problem stellt der Ärztemangel dar. In dünn besiedelten ländlichen Kreisen musste im Jahr 2017 eine Ärztin oder ein Arzt in Ostdeutschland etwa 754 Einwohnerinnen und Einwohner versorgen, gegenüber 547 Personen in kreisfreien Großstädten. In Westdeutschland war der Unterschied mit 755 Patientinnen und Patienten in dünn besiedelten ländlichen Kreisen gegenüber 541 in kreisfreien Großstädten ähnlich. Jedoch lag die Einwohnerdichte mit 148 Personen je Quadratkilometer in Ostdeutschland 2017 deutlich niedriger als in Westdeutschland (267), was längere Fahrzeiten zu den Patientinnen und Patienten bedeutet. Der in den 2000er-Jahren konstatierte Rückgang der Versorgungsgrade ist dabei nicht länger festzustellen. Im medizinischen Bereich, aber auch in anderen Bereichen der öffentlichen Versorgung, führt zudem die Digitalisierung zu neuen Angeboten und Dienstleistungen. Einige Dienste sind flächendeckend bekannt, wie das Onlineshopping und Onlinebanking, andere Dienste sind noch nicht flächendeckend verfügbar, zum Beispiel Online-Bürgerdienste der Verwaltung oder die Online-Sprechstunde bei der Ärztin beziehungsweise beim Arzt.
Die verschiedenen Siedlungsräume sind in unterschiedlicher Qualität mit Internetanschlüssen ausgestattet. Auch wenn die kleinräumlich verfügbaren Daten aus dem Jahr 2017 stammen und der Ausbau mit Glasfaserkabeln und Funkverbindungen voranschreitet, werden doch die Stadt-Land-Unterschiede in Tabelle 2 deutlich (für aktuelle Werte siehe den Breitbandatlas des Bundes). Für die Bevölkerung ist die Qualität der Breitbandanschlüsse mittlerweile eine entscheidende Größe bei der Wohnortwahl.