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Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter in Deutschland | Datenreport 2021 | bpb.de

Datenreport 2021 Vorwort Einleitung Bevölkerung und Demografie Bevölkerungsstand und Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsstand Altersaufbau, Geburtenentwicklung und Lebenserwartung Wanderungsbewegungen Demografischer Wandel Bevölkerung mit Migrationshintergrund Historische Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund Regionale Verteilung und Herkunftsländer Alters- und Geschlechtsstruktur Schulische und berufliche Qualifikation Arbeitsmarktbeteiligung und Lebensunterhalt Ökonomische Lage und Armutsgefährdung Wohnen Kinder mit Migrationshintergrund Schutzsuchende in Deutschland Fazit und Ausblick Binnenwanderung Wanderungsgeschehen allgemein Wanderungen zwischen Bundesländern und Kreisen Stadt-Land-Wanderungen Zusammenfassung Familie, Lebensformen und Kinder Lebensformen in der Bevölkerung und Kinder Formen des Zusammenlebens Eheschließungen und Scheidungen Familien und ihre Strukturen Lebenssituation von Kindern Vereinbarkeit von Familie und Beruf Kindertagesbetreuung Betreute Kinder Ganztagsbetreuung Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung Personalschlüssel in Kindertageseinrichtungen Kinder- und Jugendhilfe, Adoptionen Kinder- und Jugendhilfe Adoptionen Kinderlosigkeit Langjähriger Trend Regionale Unterschiede Kinderlosigkeit und Bildungsstand Kinderlosigkeit und berufliche Stellung Kinderlosigkeit nach Berufsfeldern Kinderlosigkeit weltweit Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen Erfahrungen in der Schule Erfahrungen mit den Eltern Erfahrungen ohne die Eltern »My home is my castle«: Verbundenheit mit der eigenen Wohnung im Alter Die Wohnsituation älterer Menschen Faktoren bei der Bewertung der Wohnsituation durch ältere Menschen Fazit und Ausblick Kinderreichtum Entwicklung des Anteils kinderreicher Frauen Einfluss von Kinderreichtum auf die Entwicklung der Geburtenrate Migrationshintergrund und Kinderreichtum Bildungsniveau und Kinderreichtum Gesellschaftliche Stigmati­sierung kinderreicher Personen und Familien Einkommenssituation kinderreicher Frauen und Männer Regionale Unterschiede beim Kinderreichtum Bildung Bildungsbeteiligung, Bildungsniveau und Bildungsbudget Allgemeinbildende und berufliche Schulen Der sozioökonomische Status der Schülerinnen und Schüler Betriebliche Berufsausbildung Hochschulen Bildungsförderung Bildungsniveau der Bevölkerung Bildungsbudget Weiterbildung* Teilnahme an Weiterbildung Gründe für die Weiterbildungsteilnahme Anbieter von Weiterbildung Zusammenfassung und Ausblick Wirtschaft und öffentlicher Sektor Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Das Bruttoinlandsprodukt Die Entstehungsrechnung des Bruttoinlandsprodukts Die Verwendungsrechnung des Bruttoinlandsprodukts Die Verteilungsrechnung des Bruttoinlandsprodukts Gesamtwirtschaftliche Quoten Öffentliche Finanzen und öffentlicher Dienst Ausgaben und Einnahmen des Öffentlichen Gesamthaushalts Länderfinanzausgleich Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit Schulden und Finanzvermögen des Öffentlichen Gesamthaushalts Öffentliche Fonds, Einrichtungen und Unternehmen Personal im öffentlichen Dienst Arbeitsmarkt und Verdienste Arbeitsmarkt Die amtliche Arbeitsmarktstatistik Entwicklung der Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen und Berufsgruppen Beteiligung am Erwerbsleben Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial Teilzeitbeschäftigung Atypische Beschäftigung, Normalarbeitsverhältnis und Selbstständigkeit Erwerbstätigkeit als Unterhaltsquelle Registrierte Arbeitslose und gemeldete Arbeitsstellen Sicherheit am Arbeitsplatz Arbeitszeiten Mehrfachbeschäftigung Homeoffice Verdienste Tarifverdienste Bruttoverdienste Nettoverdienste nach Haushaltstypen Mindestlohn* Steigende Stundenlöhne im unteren Lohnbereich Bedürftigkeit und Armutsgefährdung Beschäftigungsentwicklung Betriebliche Anpassungsmaßnahmen Fazit Prekäre Beschäftigung und mögliche Ursachen Risikofaktoren prekärer Beschäftigung Umfang dauerhaft prekärer Beschäftigung Ursachen dauerhaft prekärer Beschäftigung – atypische Beschäftigung Ursachen dauerhafter prekärer Beschäftigung – der Umfang externer Kinderbetreuung Ursachen dauerhafter prekärer Beschäftigung – der Beruf Digitalisierung und Arbeitsbedingungen Verbreitung computergestützter Informations- und Kommunikationsmittel Arbeiten von zu Hause: Häufiger ohne Vereinbarung Arbeit mit computergestützten Werkzeugen, Geräten oder Maschinen Keine Altersunterschiede beim Einsatz von KI und Big Data Arbeitsbedingungen in Abhängigkeit von Technologie und Vernetzungsgrad Arbeitsbedingungen bei mobiler Arbeit von zu Hause Technikaffinität: Ressource in der digitalen Arbeitswelt? Innerfamiliäre Arbeitsteilung und die Gleichstellung der Geschlechter Der Paradigmenwechsel in der Familienpolitik Familienbedingte Erwerbsunterbrechungen Erwerbstätigkeit nach der Familiengründung Berufsprestige im Lebensverlauf Private Haushalte – Einkommen und Konsum Einnahmen, Ausgaben und Ausstattung privater Haushalte, private Überschuldung Bruttoeinkommen privater Haushalte - Struktur und regionaler Vergleich Nettoeinkommen privater Haushalte Verfügbares Einkommen privater Haushalte und Verwendung Struktur der Konsumausgaben Ausstattung privater Haushalte mit Gebrauchsgütern Internetnutzung Überschuldung und Privatinsolvenz Armutsgefährdung und materielle Entbehrung Einkommensverteilung Armutsgefährdung Materielle Entbehrung Armut oder soziale Ausgrenzung: der AROPE-Indikator Einkommensentwicklung – Verteilung, Angleichung, Armut und Dynamik Einkommensentwicklung und -verteilung Einkommensschichtung und relative Armut Angleichung der Einkommen zwischen Ost- und Westdeutschland Einkommensunterschiede bei Personen mit Migrationshintergrund Armut in verschiedenen Bevölkerungsgruppen Dynamik von Einkommen und Armut Private Vermögen – Höhe, Entwicklung und Verteilung Höhe des Nettovermögens Vermögensungleichheit Zusammensetzung des Vermögens Unterschiede nach Alter und Region Einkommen und Vermögen Die Relevanz von Erbschaften und Schenkungen Vermögen und Wohneigentum Vermögen nach sozialer Position Vermögen im europäischen Vergleich Ausblick Wohnen Struktur des Gebäude- und Wohnungsbestands Wohnverhältnisse Preise und Wohnkosten Sozialstruktur und soziale Lagen Soziale Lagen und soziale Schichtung* Soziale Lagen in Deutschland Subjektive Schichtzugehörigkeit Einkommensgerechtigkeit in Deutschland und Europa Unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe für eine gerechte Einkommensverteilung Wahrnehmung des eigenen Einkommens als gerecht Gerechtigkeitsbewertung der Einkommensverteilung Zusammenfassung und Fazit Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten, deren Nachkommen und Geflüchteten in Deutschland Bildungsabschlüsse Erwerbsstatus sowie berufliche Stellungen Erwerbs-, Haushaltseinkommen und Armutsrisikoquote Deutsche Sprachkenntnisse Erfahrung von Benachteiligung, Sorgen, Bleibeabsicht und Überweisungen Gesundheit Zufriedenheit Regionale Disparitäten* Siedlungsstruktur und Bevölkerungsdichte Bevölkerungsentwicklung Wirtschaftskraft und Beschäftigung Lebensstandard Soziale Mobilität Besetzung von Klassenpositionen nach sozialer Herkunft Vererbung von Klassenpositionen nach sozialer Herkunft Ausmaß von sozialen Auf- und Abstiegen Chancengleichheit in der Gesellschaft Zusammenfassung Internationale Mobilität und Sozialstruktur Entwicklung von Auslandsaufenthalten und internationaler Mobilität Sozialstruktur der international mobilen Bevölkerung Konsequenzen internationaler Mobilität für die individuelle Lebenssituation Zusammenfassung und Diskussion Gesundheit Gesundheitszustand der Bevölkerung und Ressourcen der Gesundheitsversorgung Diagnose und Behandlung im Krankenhaus Schwerbehinderung Pflege Todesursachen Schwangerschaftsabbrüche Stationäre Versorgung Gesundheitliche Ungleichheit Einkommen und Gesundheit Bildung als Ressource für Gesundheit Arbeitsweltbezogene Einflüsse auf die Gesundheit Arbeitslosigkeit und Gesundheit Kinder- und Jugendgesundheit Migration und Gesundheit Zeitliche Entwicklungen und Trends Zusammenfassung Soziale Sicherung und Übergänge in den Ruhestand Soziale Sicherung Sozialbudget Mindestsicherungssysteme Fördersysteme Gestiegenes Rentenalter – stagnierende Rentenhöhen Alter bei Verrentung: Rechtliche Voraussetzungen und Reformen Alter bei Rentenzugang und Rentenhöhe Rentenzugänge Übergang in Altersrente bei Frauen in Ost- und West-deutschland Erwerbsbiografien vor der Rente Stagnierende Rentenhöhen Zusammenfassung und Ausblick Erwerbstätigkeit und Erwerbsabsichten im Ruhestandsalter Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter in Deutschland Erwerbsabsichten für das Ruhestandsalter Motive für eine Erwerbstätigkeit Verwirklichung von Erwerbsabsichten Zusammenfassung und Ausblick Politische und gesellschaftliche Partizipation Politische Integration und politisches Engagement Politisches Interesse und politische Partizipation Bindung an Interessengruppen und politische Parteien Zusammenfassung Einstellungen zu Demokratie und Sozialstaat* Akzeptanz der Demokratie als Staatsform Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland Einstellungen verschiedener Bevölkerungsgruppen zur Demokratie Zuständigkeit des Staates für soziale Absicherung Zuständigkeit des Staates für den Abbau von Einkommensunterschieden Einstellungen verschiedener Bevölkerungsgruppen zur Rolle des Staates Zufriedenheit mit der öffentlichen Verwaltung Ergebnisse im Überblick Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung Verständlichkeit von behördlichen Dokumenten Zivilgesellschaftliches Engagement Zivilgesellschaftliche Organisationen als Infrastruktur des Zivilengagements Zivilgesellschaftliches Engagement Gering organisationsgebundenes Engagement Informelle Unterstüzung Spenden Zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich Umwelt und Klimawandel Werte und Einstellungen Subjektives Wohlbefinden und Sorgen Allgemeine Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit Lebensbereichen Sorgen in persönlichen Bereichen Sorgen im öffentlichen Bereich Emotionales Glück und »Erfüllt-Sein« Subjektive Bilanz des Rückblicks von 30 Jahren Fazit Einstellungen zu Elternschaft, Familie und Lebensformen Einstellungen zu Familie und Elternschaft Einstellungen zu Lebensformen Zusammenfassung und Ausblick Einstellungen zur Rollenverteilung zwischen Frau und Mann Geschlechtliche Aufgabenteilung im Zeitverlauf Geschlechtliche Arbeitsteilung nach sozialstrukturellen Merkmalen Leitbilder zu Mutterschaft und Vaterschaft in Deutschland Vorstellungen zur idealen Arbeitszeit für Mütter und Väter Akzeptanz von vollzeiterwerbstätigen Müttern Fazit Umwelt, Energie und Mobilität Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen Energieaufkommen und -verbrauch Energieverbrauch privater Haushalte Energieverbrauch der Unternehmen Energie als Quelle von Treibhausgasemissionen Energiesteuern Energie: Ausgaben, Einnahmen und Preise Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt Umweltschutzausgaben insgesamt im Zeitverlauf Umweltbezogene Steuern Grüne Wirtschaft und Green Jobs Abfallaufkommen und -verwertung Abfallaufkommen und Recyclingquote Haushaltsabfälle Räumliche Mobilität: (noch) schneller und weiter Verkehrsaufwand und Siedlungstypen Pkw-Verfügbarkeit Der »Kuckuckseffekt« Mobilität in Zeiten des Klimawandels Klimawandel und Klimaschutz im Bewusstsein der Menschen Ansichten zum Klimawandel, zu seinen Ursachen und Folgen Wahrnehmung des Klimawandels als gesellschaftliches Problem Einstellungen zu Klimaschutzmaßnahmen und persönliche Handlungsbereitschaft Auswirkungen der Coronapandemie Zahlen und Fakten zur Coronapandemie Wirtschaft Kaufverhalten, Verbraucherpreise und Steuern Mobilität Gastgewerbe Übersterblichkeit Soziale Ungleichheit in der Beschäftigungssituation während der frühen Phase der Coronakrise Veränderte Beschäftigungssituationen in der frühen Phase der Coronakrise Erwerbsstatus und Arbeitsort im Zeitverlauf Unterschiede nach Geschlecht Unterschiede zwischen Bildungs- und Einkommensgruppen Fazit zur ersten Phase der Coronapandemie Eltern zwischen Homeoffice und Homeschooling: Arbeit und Familie in Zeiten von Kita- und Schulschließungen Die Situation vor der Coronakrise: Homeoffice als Randphänomen Arbeit und Familie während des Lockdowns: Homeoffice als neue Normalität? Zusammenfassung Auswirkungen der Coronapandemie nach Einkommens- und Bevölkerungsschichtung – eine Momentaufnahme Regionale Verbreitung der Pandemie (nach Landkreisen) im zeitlichen Verlauf Auswirkungen nach Einkommensschichten Entwicklung der Pandemie und ihrer Auswirkungen im zeitlichen Verlauf Tests, Heimquarantäne und regionale Infektionsraten nach Bevölkerungsgruppen Veränderungen und Risiken am Arbeitsmarkt und beim Einkommen nach Bevölkerungsgruppen Zusammenfassung und Ausblick Soziale Unterschiede im COVID-19-Risiko am Anfang der Pandemie Nachspann Kontakt Datengrundlagen Autorinnen und Autoren Abkürzungsverzeichnis Impressum

Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter in Deutschland

Frank Micheel Andreas Mergenthaler

/ 7 Minuten zu lesen

Aus der amtlichen Statistik lässt sich bei Personen im Alter von 65 und mehr Jahren für den Zeitraum von 2000 bis 2019 ein stetig steigender Beschäftigungstrend im Ruhestandsalter erkennen. So zeigen die Daten von Eurostat, dass der Anteil der Erwerbstätigen im Ruhestandsalter in Deutschland von 7 % im Jahr 2009 auf 12 % im Jahr 2019 angestiegen ist. Dieser Anteil lag oberhalb der Erwerbstätigenquote der EU-28-Länder in dieser Altersgruppe (9 %) und im EU-weiten Vergleich im oberen Drittel. Jedoch hatten Italien (29 %), Tschechien und die Niederlande (jeweils 14 %) sowie Großbritannien (13 %) im Jahr 2019 bei den 65-Jährigen und Älteren höhere Erwerbstätigenquoten als Deutschland.

Die Erwerbstätigenquoten im Ruhestandsalter unterschieden sich deutlich nach Geschlecht. Männer wiesen im Jahr 2019 in Deutschland eine Erwerbstätigenquote von 14 % auf, was einem Anstieg um 5 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2009 entspricht. Dagegen waren 9 % der Frauen im Ruhestandsalter im Jahr 2019 erwerbstätig gegenüber 4 % im Jahr 2009. Zudem lässt sich ein deutliches Bildungsgefälle der Erwerbstätigenquote im Ruhestandsalter in Deutschland nach der International Standard Classification of Education (ISCED 2011) erkennen, das sowohl bei Frauen als auch bei Männern beobachtet werden kann.

Erwerbstätigenquoten der 65-jährigen und älteren Männer nach Bildungsabschluss 2000–2019 — in Prozent (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Erwerbstätigenquoten der 65-jährigen und älteren Frauen nach ­Bildungsabschluss 2000–2019 — in Prozent (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

So hatten Männer im Alter von 65 und mehr Jahren, die einen Bildungsabschluss im Primär- oder Sekundärbereich I hatten (ISCED 2011: 0 bis 2), im Jahr 2019 eine Erwerbstätigenquote von 7 %. Bei den Männern mit einem hohen Bildungsabschluss (ISCED 2011: 5 bis 8) lag die Erwerbstätigenquote bei 15 %. Frauen wiesen im Vergleich zu den Männern mit ähnlichem Bildungsniveau geringere Erwerbstätigenquoten auf. So waren 3 % der Frauen mit geringem Bildungsabschluss (ISCED 2011: 0 bis 2) im Jahr 2019 erwerbstätig. Bei den Frauen mit hohem Bildungsabschluss (ISCED 2011: 5 bis 8) waren es hingegen 10 %.

Die Daten der amtlichen Statistik zeigen, dass es in Deutschland in den letzten 20 Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Erwerbstätigenquote im Ruhestandsalter gekommen ist. Allerdings ist aus diesen Zahlen nicht abzulesen, in welchem zeitlichen Umfang ältere Menschen erwerbstätig sind oder wie es zur Entscheidung zu einer verlängerten Arbeitsmarktbeteiligung jenseits der gesetzlichen Altersgrenze kommt. Auch können diese Daten keine Auskunft darüber geben, welche Merkmale jenseits von Alter, Geschlecht und Bildung die Entscheidung beeinflussen, im Ruhestandsalter weiterzuarbeiten. Die amtlichen Daten werden daher im Folgenden durch Ergebnisse aus der Surveyforschung ergänzt, die bezüglich dieser Aspekte Rückschlüsse erlauben. Wir fokussieren uns dabei besonders auf Daten der Studie "Transitions and Old Age Potential" (TOP).

In der Panelstichprobe von TOP, die Personen der Jahrgänge 1942 bis 1958 umfasst, die im Zeitraum von sechs Jahren wiederholt befragt wurden, sind höhere Anteile von erwerbstätigen Personen im Ruhestandsalter zu beobachten als in der amtlichen Statistik. Erwerbstätigkeit wurde in der Studie TOP ebenso wie bei Eurostat in Anlehnung an die Definition der International Labour Organisation (ILO) bestimmt als jede Art von bezahlter Tätigkeit, unabhängig von Dauer, Einkommenshöhe und Beschäftigungsverhältnis. Laut dieser Definition zählen auch eine geringfügige Beschäftigung (450-Euro-Job) oder eine Nebenerwerbstätigkeit im Umfang von mindestens einer Stunde wöchentlich zur Erwerbstätigkeit.

Im Jahr 2013, dem Zeitpunkt der Erstbefragung in TOP, gingen unter den Bezieherinnen und Beziehern einer Altersrente oder -pension, die zu diesem Zeitpunkt mindestens 60 Jahre alt waren, insgesamt 29 % einer Erwerbstätigkeit nach. Die Anteile unterschieden sich auch in TOP deutlich nach Männern und Frauen. Bei den Männern war im Jahr 2013 etwas mehr als ein Drittel (36 %) im Ruhestandsalter erwerbstätig, während es bei den Frauen jede Fünfte (20 %) war. Diese höheren Erwerbstätigenquoten sind darauf zurückzuführen, dass TOP auch vergleichsweise "junge" Personen betrachtet, die eine Altersrente oder -pension unter Abschlägen bereits ab dem 60. Lebensjahr beziehen. Zudem schließt TOP im Gegensatz zu Eurostat das höhere Lebensalter (80 Jahre und älter) aus. Aus der Forschung ist bekannt, dass die Erwerbstätigenquoten im Ruhestandsalter ungefähr ab dem 75. Lebensjahr stark zurückgehen und im noch höheren Alter praktisch keine Arbeitsmarktbeteiligung mehr stattfindet. Die Daten der amtlichen Statistik (Abbildungen 1 und 2) enthalten im Gegensatz zu TOP auch diese hohen Altersgruppen, was sich in insgesamt deutlich geringeren Erwerbstätigenquoten niederschlägt.

Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel, dass auch in TOP der Anteil der Erwerbstätigen im Ruhestandsalter im Beobachtungszeitraum mit steigendem Alter der Befragten deutlich zurückgeht und im Jahr 2019, dem Zeitpunkt der dritten und letzten Befragungswelle, insgesamt 17 % beträgt, wobei Männer mit 19 % weiterhin häufiger erwerbstätig waren als Frauen (14 %). Somit nähern sich die Erwerbstätigenquoten im Zeitverlauf immer mehr den Daten der amtlichen Statistik an, was für die Generalisierbarkeit der Studienergebnisse von TOP spricht.

In welchem Stundenumfang sind Bezieherinnen und Bezieher von Altersrenten oder -pensionen erwerbstätig? Die Ergebnisse von TOP zeigen, dass der wöchentliche Arbeitsumfang bei Männern, die im Ruhestandsalter erwerbstätig sind, im Jahr 2013 durchschnittlich 16 Stunden betrug und sie im Durchschnitt an 2,8 Tagen pro Woche arbeiteten. Frauen arbeiteten im Durchschnitt an 2,6 Tagen pro Woche und waren mit wöchentlich 12 Stunden durchschnittlich in etwas geringerem zeitlichen Umfang erwerbstätig als die Männer.

Durchschnittlicher wöchentlicher Erwerbsumfang im Ruhestandsalter nach Geschlecht 2013–2019 — in Stunden (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Der durchschnittliche wöchentliche Erwerbsumfang im Ruhestandsalter zeigt zwischen den Jahren 2013 und 2016 bei Männern und Frauen einen leichten Anstieg, um dann bis zum Jahr 2019 etwas stärker zurückzugehen. Wahrscheinlich spiegelt sich in diesem Rückgang eine altersbedingte Reduzierung der Erwerbstätigkeit wider, die zu einem späteren Zeitpunkt in einem endgültigen Verlassen des Arbeitsmarkts mündet. Insgesamt wird deutlich, dass Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter bei beiden Geschlechtern typischerweise in Teilzeit (unter 30 Stunden wöchentlicher Arbeitsumfang) ausgeübt wird. Vor allem bei den Männern unterscheidet sich somit Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter von der Arbeitsmarktbeteiligung im mittleren Erwachsenenalter, die in aller Regel in Vollzeit stattfindet (mindestens 30 Stunden pro Arbeitswoche).

Im Hinblick auf das Beschäftigungsverhältnis von Erwerbstätigen im Ruhestandsalter weisen die Ergebnisse darauf hin, dass Männer häufiger beruflich selbstständig sind und seltener ihre abhängige Beschäftigung beim gleichen Arbeitgeber fortführen als dies bei Frauen der Fall ist. So waren im Jahr 2013 unter den im Ruhestandsalter erwerbstätigen Männern 40 % beruflich selbstständig, während es bei den Frauen knapp jede Fünfte (19 %) war. Die Anteile der beruflich Selbstständigen schwankten insbesondere bei den Frauen zwischen den drei Befragungswellen. Sie blieben aber im gesamten Zeitraum unterhalb der Anteile der Männer, bei denen auch im Jahr 2019 jeder Dritte beruflich selbstständig war. Im Gegensatz dazu war etwas mehr als die Hälfte der Frauen im Jahr 2019 beim gleichen Arbeitgeber wie vor dem Eintritt in den Ruhestand beschäftigt, was auf eine gewisse Kontinuität des Beschäftigungsverhältnisses bei den Frauen hinweist. Bei den Männern war demgegenüber im Jahr 2019 nur etwas mehr als jeder Fünfte (22 %) beim gleichen Arbeitgeber wie vor dem Ruhestand tätig.

Beschäftigungsverhältnis von Erwerbstätigen im Ruhestandsalter nach Geschlecht 2013–2019 — in Prozent (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Schließlich finden vergleichsweise häufig Arbeitgeberwechsel bei einer Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter statt. Die Anteile der abhängig Beschäftigten, die im Ruhestandsalter einen Arbeitgeberwechsel vollzogen, unterschieden sich in den Jahren 2013 und 2016 nur geringfügig zwischen Männern und Frauen. Lediglich im Jahr 2019 waren bei den Männern deutlich häufiger Arbeitgeberwechsel zu beobachten als bei den Frauen (45 % gegenüber 35 %). Offenbar ist der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit im Ruhestandsalter bei Männern weiter verbreitet als bei den Frauen. Im Gegensatz dazu scheint bei Frauen die Bindung zum alten Arbeitgeber stärker zu sein.

Wie hoch liegen die Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter? In der Studie TOP wurde in der zweiten Welle 2016 sowie in der dritten Welle 2019 die Frage nach der Höhe des Einkommens aus einer Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter gestellt ("Sie sagten vorhin, dass Sie im Ruhestand arbeiten. Können Sie uns in etwa die Höhe des monatlichen Einkommens aus dieser Tätigkeit nennen? Gemeint ist das Einkommen nach den Abzügen."). Falls die Befragten die Höhe des Einkommens nicht nennen wollten, wurden sie gebeten, das Erwerbseinkommen mithilfe von Kategorien näherungsweise zu bestimmen ("unter 450 Euro", "450 bis unter 850 Euro", "850 bis unter 1.200 Euro" und so weiter). Die Mittelwerte dieser Kategorien wurden genutzt, um fehlende Angaben bei den offenen Einkommensnennungen zu ersetzen.

Im Jahr 2016 betrug der durchschnittliche Verdienst aus einer Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter 718 Euro. Männer verdienten mit durchschnittlich 828 Euro deutlich mehr als Frauen mit durchschnittlich 485 Euro. Der Anteil der Personen, die ein Einkommen bis einschließlich 450 Euro erzielen, machte im Jahr 2016 rund zwei Drittel (65 %) der erwerbstätigen Altersrentnerinnen und Altersrentner aus. Diese Zahl verdeutlicht, dass es sich bei Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter mehrheitlich um geringfügige Beschäftigungen (450-Euro-Jobs) handelt. Diese waren bei den Frauen zum Zeitpunkt der zweiten Befragungswelle im Jahr 2016 weitaus häufiger (79 %) als bei den Männern (59 %).

Das durchschnittliche Erwerbseinkommen von Altersrentnerinnen und Altersrentnern sank in der dritten Befragungswelle des Jahres 2019 auf 651 Euro ab. Hierfür war vermutlich eine allgemeine Verringerung des wöchentlichen Arbeitsumfangs bei ansonsten gleicher Tätigkeit verantwortlich. Dementsprechend waren auch die Anteile der geringfügig Beschäftigten im Jahr 2019 höher als zum Zeitpunkt der zweiten Welle. So betrug der Anteil der Erwerbseinkommen bis einschließlich 450 Euro in der dritten Welle 73 %, was einem Anstieg um 8 Prozentpunkte im Vergleich zur zweiten Welle entspricht. Im Jahr 2019 waren 90 % der erwerbstätigen Frauen im Ruhestandsalter geringfügig beschäftigt, bei den Männern waren es fast zwei Drittel (63 %). Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass es sich bei Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter in aller Regel um eine zeitlich begrenzte Tätigkeit mit relativ geringen Arbeitsentgelten handelt, die eher als Ergänzung weiterer Einkommensquellen (zum Beispiel Altersrente oder Einkünfte aus Vermögen), nicht aber als Haupteinkommensquelle in dieser Lebensphase infrage kommt.