Dem privaten Vermögen kommt für die private Altersvorsorge eine wachsende Bedeutung zu, da mit den zu Beginn der 2000er-Jahre beschlossenen Reformen der Alterssicherung das Sicherungsniveau in der gesetzlichen Rentenversicherung abgesenkt wurde und private Vorsorge zum Beispiel in Form von privaten Versicherungen wie Riesterrenten an Bedeutung gewinnt. Der durchschnittliche Vermögenswert von privaten Versicherungen belief sich 2017 aber nur auf knapp 22.000 Euro. Ob damit die Lücken in der Absicherung der gesetzlichen Rentenversicherung geschlossen werden können, bleibt fraglich. Ungewiss ist auch, ob die zusätzliche private Altersvorsorge zu einem zusätzlichen Vermögensaufbau führt oder ob die privaten Haushalte bisherige Sparformen zugunsten der Riesterrenten umschichten. In letzterem Fall werden sich Lücken in der Altersversorgung kommender Rentnerkohorten in Deutschland auftun und zu einem Anstieg der Altersarmut führen.
Die hier beschriebenen Vermögenswerte beziehen sich auf das Jahr 2017 und damit auf die Zeit vor der Coronapandemie. Zwar sind derzeit die Auswirkungen dieser Krise auf die Vermögen der Privathaushalte nur eingeschränkt abzuschätzen. Dennoch können aufgrund der Zusammensetzung des Vermögens grobe Tendenzen einer weiteren Entwicklung beschrieben werden. Zunächst gilt, dass Verbindlichkeiten im Rahmen einer Krise nicht ihren betragsmäßigen Wert ändern. Damit bleibt dieser Teil des Vermögensportfolios abgesehen von zwischenzeitlich geleisteten Tilgungen unverändert. Auf kurze bis mittlere Sicht dürfte sich auch der Wert von Immobilien nur geringfügig ändern, da der Wert stark von demografischen Prozessen wie Zu- und Wegzug aus einer Region geprägt wird und sich Angebot und Nachfrage nach Immobilien kurzfristig nur wenig ändern.
Im Gegensatz dazu wirkt sich eine wirtschaftliche Krise generell schnell und direkt auf das Geld- und Betriebsvermögen und hier insbesondere auf Wertanlagen wie Aktien aus. Zwar sind im Zuge der Coronapandemie Aktien weltweit stark gefallen, doch finden sich auch schnelle Erholungstendenzen, die je nach Dauer und Intensität einer Krise unterschiedlich schnell wieder das Ausgangsniveau erreichen lassen. Zwischenzeitlich können aus Buchverlusten aber reale Verluste werden, wenn Personen gezwungen sind, Vermögen zu veräußern. Dies dürfte über alle Teile der Vermögensverteilung vorkommen, da zum einen Beschäftigte in Kurzarbeit wechseln oder ihnen gekündigt wird, zum anderen Selbstständige krisenbedingt Umsatz- und damit Einkommensausfälle erleiden. Die betroffenen Personen sind dann häufig gezwungen, Einkommenslücken durch Verkauf von liquiden Vermögen wie Wertpapieren, dem Abzug von Geld von Girokonten oder durch Aufnahme von Krediten zu schließen.
Letztlich kann eine Krise einen dämpfenden Effekt auf die Vermögensungleichheit haben, da insbesondere Personen aus dem obersten Dezil in der kurzen Frist Buchverluste durch sinkende Werte von Geldvermögen und Betriebsvermögen erleiden können. Mittelfristig werden diese Personen aber auch wieder stärkere Zuwächse bei diesen Anlagen erfahren, da nach einer Krise diese Vermögensarten in der Vergangenheit immer überdurchschnittliche Wertsteigerungen aufwiesen. Eine wichtige Rolle spielen schließlich Maßnahmen der Bundesregierung, etwa im Rahmen möglicher Konjunkturpakete oder der Unterstützung bestimmter Gruppen durch spezifische Hilfsprogramme.