Wie sehr prägt die Digitalisierung das Leben der privaten Haushalte? Die Verfügbarkeit von Breitbandinternet, hoher Rechenleistung und mobilen Geräten hat auch das Privatleben tiefgreifend verändert. Vom Einkauf über die Informationsbeschaffung bis hin zur Unterhaltung verlagern sich immer mehr alltägliche Aktivitäten ins Internet. Das Netz ist integraler Bestandteil der Lebenswelt von fast allen Menschen in Deutschland. Darüber, wie die Menschen das Internet nutzen, informiert jährlich die amtliche Erhebung über die private Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Im Jahr 2019 hatten neun von zehn privaten Haushalten in Deutschland einen Internetzugang – das waren 37 Millionen Haushalte. Während Einpersonenhaushalte mit einem Anteil von 84 % etwas seltener über Internet verfügten, betrug der Anteil bei Haushalten von zwei Erwachsenen ohne Kind 93 %. Bei den Haushalten mit Kindern unter 16 Jahren war Vollausstattung erreicht.
Deutschland ist online: 91 % aller Personen ab zehn Jahren nutzten 2019 das Internet. Vor allem die Generation 65plus hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt: War 2009 knapp ein Drittel (30 %) der älteren Menschen online, so nutzten 2019 zwei Drittel (67 %) das Internet. Von der gesamten Bevölkerung Deutschlands ab zehn Jahren sind mehr als drei Viertel (79 %) täglich oder fast täglich online. Bei den 16- bis 44-Jährigen betrug der Anteil der täglichen Internetnutzerinnen und -nutzer sogar nahezu 100 %, und mittlerweile sind auch vier von zehn der ab 65-Jährigen jeden Tag im Netz unterwegs. Im Jahr 2009 waren es erst 15 % dieser Altersgruppe.
Mobile Nutzung
Das Smartphone ist das bevorzugte Endgerät, um auch unterwegs online sein zu können: 78 % der Internetnutzerinnen und -nutzer verwendeten 2019 ein Handy oder Smartphone für die mobile Internetnutzung. Rund 42 % nutzten dafür ein Laptop, 32 % ein Tablet und 12 % andere mobile Endgeräte (beispielsweise E-Book-Reader oder Smartwatch). Insbesondere bei jungen Menschen erfreuten sich Handys und Smartphones großer Beliebtheit: 73 % der Kinder zwischen 10 und 15 Jahren, 95 % der 16- bis 24-Jährigen und 94 % der 25- bis 44-Jährigen gingen unterwegs mit ihrem Handy oder Smartphone ins Netz.
Aktivitäten im Netz
Die Internetaktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer reichten von Informationsbeschaffung, Kommunikation und Unterhaltung bis hin zum Einkaufen im Netz und zur Online-Erledigung von Behördenangelegenheiten und Bankgeschäften. Auch hier sind die Anteile der einzelnen Aktivitäten im Vergleich zu 2009 gestiegen. Internetnutzerinnen und -nutzer empfingen oder verschickten im ersten Quartal 2019 besonders häufig E-Mails oder suchten im Netz nach Informationen über Waren und Dienstleistungen (je 89 %). Mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer erledigte 2019 Bankgeschäfte online (60 %), führte Telefonate oder Videotelefonate über Internet (59 %) und tauschte sich in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter aus (54 %).
Internetradio und Streamingdienste wie Spotify oder Apple Music waren bei den jungen Menschen besonders beliebt: 77 % der 10- bis 15-Jährigen und 90 % der 16- bis 24-Jährigen nutzten diese Dienste (Anteil bei allen Internetnutzerinnen und -nutzern ab zehn Jahren: 53 %).
Schülerinnen und Schüler sowie Studierende ab 16 Jahren, die 2019 das Internet nutzten, haben sehr viel häufiger als in den vergangenen Jahren digitales Lernmaterial verwendet. Im ersten Quartal 2019 nutzten mehr als die Hälfte (55 %) digitale Lernmedien. Im Jahr 2015 hatte der Anteil noch bei 41 % gelegen. Zu digitalen Lernmaterialien zählen zum Beispiel audiovisuelle Medien, Online-Lernsoftware und elektronische Lehrbücher.
Ein gutes Drittel (35 %) der Lernenden ab 16 Jahren, die sich im Internet bewegten, kommunizierte im ersten Quartal 2019 mit Lehrkräften oder anderen Lernenden über Lernplattformen oder -portale (2015: 8 %). Rund 11 % absolvierten in diesem Zeitraum einen Onlinekurs (2015: 6 %). Von den Schülerinnen und Schülern im Alter von 10 bis 15 Jahren nutzten 33 % digitales Lernmaterial. Rund 8 % tauschten sich mit Lehrkräften oder anderen Lernenden über entsprechende Plattformen oder Portale aus.
Die User nutzten auch zunehmend die Online-Möglichkeiten der sogenannten Sharing Economy, bei der es um den zeitweisen, gemeinschaftlichen Konsum und das Teilen von Gütern und Dienstleistungen zwischen Privatpersonen geht. Im Jahr 2019 haben sich 17 % der Internetnutzerinnen und -nutzer Unterkünfte bei Privatpersonen über darauf spezialisierte Apps oder Internetplattformen wie Airbnb, Couchsurfing oder 9flats besorgt. In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen lag der Anteil mit 25 % am höchsten.
Onlinekäufe
Der Bereich E-Commerce spielt eine herausragende Rolle bei der Internetnutzung und hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Hatte im ersten Quartal 2009 in Deutschland nur gut die Hälfte (55 %) der Internetnutzerinnen und -nutzer Produkte und Dienstleistungen über das Internet bestellt, so belief sich dieser Anteil im ersten Quartal 2019 bereits auf mehr als zwei Drittel (70 %). Die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen lag dabei mit 88 % weit über dem Durchschnitt.
Rund 47 % der Onlinekäuferinnen und -käufer gaben innerhalb des ersten Quartals 2019 zwischen 100 und 500 Euro für Onlinekäufe aus, 16 % sogar mehr. Gekauft wurden vor allem Kleidung und Sportartikel (68 %), Gebrauchsgüter wie Möbel, Spielzeug oder Geschirr (53 %), Bücher und Zeitschriften einschließlich E-Books und digitaler Zeitschriftenausgaben (44 %) sowie Eintrittskarten für Sport-Events, Konzerte, Kino- und Theatervorstellungen oder andere Veranstaltungen (43 %). Auch Urlaubsunterkünfte (43 %) wurden häufig über das Internet gebucht, ebenso wie andere Reisedienstleistungen (36 %).
Das Internet ist nicht nur der Marktplatz für den Kauf von Waren und Dienstleistungen von kommerziellen Anbietern, sondern auch ein Ort, an dem Waren und Dienstleistungen von privater Seite veräußert werden. Rund 30 % der Internetnutzerinnen und -nutzer haben im ersten Quartal 2019 Waren und Dienstleistungen über das Internet verkauft.
Behördenkontakte über Internet
Auch viele Behördenangelegenheiten (zum Beispiel bei An- und Abmeldung des Wohnsitzes, Beantragung von Dokumenten oder Sozialleistungen) können online geregelt werden, sofern entsprechende Onlineangebote auch tatsächlich verfügbar sind. Im ersten Quartal 2019 hatten 58 % der Internetnutzerinnen und -nutzer Onlinekontakte mit Behörden und öffentlichen Institutionen, womit der Anteil gegenüber 2009 gleich geblieben ist. Zumeist ging es dabei um Informationssuche auf entsprechenden Behörden-Webseiten und -Apps (57 %) und um das Herunterladen oder Ausdrucken von amtlichen Formularen (34 %). Ausgefüllte Formulare wurden jedoch nur von jeder fünften Internetnutzerin beziehungsweise jedem fünften Internetnutzer (20 %) online zurückgesandt. Als Hinderungsgründe wurden am häufigsten Sicherheitsbedenken (32 %) und das Fehlen eines entsprechenden Onlineangebots (27 %) genannt. Mehr Informationen über die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der öffentlichen Verwaltung liefert Interner Link: Kapitel 11.3. Die dort zugrunde liegende Lebenslagenbefragung unterscheidet sich jedoch in der Grundgesamtheit, dem Untersuchungszeitraum und der Fragebogengestaltung von der hier verwendeten IKT-Erhebung. Deshalb weichen die Ergebnisse voneinander ab.
Internetsicherheit
Sicherheitsaspekte gewinnen bei der Internetnutzung zunehmend an Bedeutung. So waren Sicherheitsbedenken 2019 dafür verantwortlich, dass 35 % der Internetnutzerinnen und -nutzer darauf verzichteten, ihre persönlichen Daten in Onlinenetzwerke einzustellen. Jede beziehungsweise jeder Vierte von ihnen unterließ aus diesem Grund auch die Internetnutzung über öffentliches WLAN. Jede fünfte Nutzerin beziehungsweise jeder fünfte Nutzer machte aufgrund von Sicherheitsbedenken kein Onlinebanking; ebenso viele verzichteten darauf, Software, Apps, Musik, Videos oder Spiele aus dem Internet herunterzuladen. Rund 35 % der Internetnutzerinnen und -nutzer gaben zudem an, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung betrügerische E-Mails erhalten zu haben, in denen sie aufgefordert wurden, vertrauliche Daten preiszugeben. Weitere 7 % gaben an, in dieser Zeit auf gefälschte Webseiten umgeleitet worden zu sein – ebenfalls mit dem Ziel, an vertrauliche Daten zu gelangen.