Aus der Verfügbarkeit ausgewählter Gebrauchsgüter in den privaten Haushalten Deutschlands lassen sich in gewisser Weise auch Aussagen über den materiellen Lebensstandard dieser Haushalte treffen. Zu den ausgewählten Gebrauchsgütern gehören beispielsweise Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, Güter der Unterhaltungselektronik sowie Produkte der Informations- und Kommunikationstechnik wie Mobiltelefone und Personal Computer (PC).
Info 4 Ausstattungsgrad und Ausstattungsbestand
Der Ausstattungsgrad ist das statistische Maß dafür, wie viele Haushalte ein bestimmtes Gebrauchsgut besitzen. Beispielsweise bedeutet ein Ausstattungsgrad von 97 % für Mobiltelefone, dass 97 von 100 Haushalten mindestens ein Mobiltelefon haben. Rechnerisch wird der Ausstattungsgrad ermittelt durch die Zahl der Haushalte mit einem entsprechenden Gebrauchsgut, bezogen auf die Zahl der hochgerechneten Haushalte multipliziert mit 100.
Der Ausstattungsbestand zeigt, wie viele Gebrauchsgüter in 100 Haushalten vorhanden sind. Beispielsweise bedeutet ein Ausstattungsbestand von 184 Mobiltelefonen je 100 Haushalte, dass einige Haushalte mehr als ein Handy besitzen. Rechnerisch wird der Ausstattungsbestand ermittelt durch die Zahl des in den Haushalten vorhandenen jeweiligen Gebrauchsguts, bezogen auf die Zahl der hochgerechneten Haushalte multipliziert mit 100.
Fahrzeuge
Die Laufenden Wirtschaftsrechnungen liefern Informationen über die Ausstattung der Privathaushalte in Deutschland mit Fahrrädern und Personenkraftwagen (Pkw) und damit über die Möglichkeiten der Haushalte, mobil zu sein.
Zu Beginn des Jahres 2019 standen 68,3 Millionen Fahrräder in den insgesamt 37,9 Millionen privaten Haushalten in Deutschland. Der Ausstattungsgrad liegt seit dem Jahr 2003 konstant bei rund 80 % (2019: 79,3 %). Elektrofahrräder in Form von Pedelecs sind im Kommen: Privathaushalte besaßen Anfang 2019 insgesamt 4,5 Millionen Pedelecs. In 9,0 % der Haushalte stand ein solches Elektrofahrrad. Fünf Jahre zuvor hatte der Ausstattungsgrad erst bei 3,4 % gelegen.
Haushalte, in denen Kinder leben, sind am besten mit Fahrrädern ausgestattet. Alleinerziehende und Paare mit Kind(ern) besaßen zu 88 beziehungsweise 93 % Fahrräder. Paare ohne Kind lagen mit 82 % nur leicht über dem Durchschnittswert von 79 %. Von den Einpersonenhaushalten verfügten 70 % über mindestens ein Fahrrad.
Fahrräder sind in den Haushalten meist mehrfach vorhanden. Von den 30 Millionen Haushalten mit Fahrrädern verfügte ein gutes Drittel über genau ein Fahrrad. Ein weiteres knappes Drittel besaß zwei Fahrräder und ebenfalls ein knappes Drittel drei oder mehr Fahrräder. Rein rechnerisch besaß ein Fahrradhaushalt im Durchschnitt 2,3 Fahrräder.
Auto: ja oder nein? Neu oder gebraucht? Anfang 2019 hatten 77 % der privaten Haushalte in Deutschland mindestens ein Auto. Rund 49 % der Privathaushalte besaßen einen oder mehrere Gebrauchtwagen, in 33 % der Haushalte stand mindestens ein Neuwagen, das heißt ein Auto, das zum Zeitpunkt des Kaufs fabrikneu war. Der Anteil der Haushalte mit geleasten Pkw lag bei 4,4 %.
Die Entscheidung zwischen "neu" oder "gebraucht" beim Kauf eines Pkw ist unter anderem abhängig von der Höhe des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens. Mit steigendem Nettoeinkommen kaufen die Haushalte eher Neuwagen. Bei einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 5.000 bis unter 18.000 Euro lag der Ausstattungsgrad mit Neuwagen mit 53 % weit über dem Durchschnittswert aller privaten Haushalte (33 %). Im Gegensatz dazu lag der Neuwagenanteil in Haushalten der beiden untersten Einkommensgruppen (unter 1.300 Euro sowie 1.300 bis unter 1.700 Euro) mit 12 beziehungsweise 24 % deutlich unter dem Durchschnittswert.
Ein Blick auf die Zahl der Pkw in den privaten Haushalten zeigt die einkommensabhängigen Unterschiede noch deutlicher: In 100 Haushalten der untersten Nettoeinkommensklasse fanden sich 43 Pkw, die Haushalte der höchsten Einkommensklasse besaßen mit 187 Pkw je 100 Haushalte rund viermal so viele Autos.
Elektrische Haushaltsgeräte
Elektrische beziehungsweise elektronische Haushaltsgeräte zählen zu den klassischen Ausstattungsgütern, die im Rahmen der Laufenden Wirtschaftsrechnungen erfragt werden. So fanden sich "klassische" Haushaltsgeräte wie Kühlschrank und Waschmaschine 2019 in nahezu jedem Haushalt (100 beziehungsweise 96 %). Mikrowellengeräte (73 %), Geschirrspülmaschinen (72 %) und Wäschetrockner (43 %) kamen dagegen (noch) nicht überall zum Einsatz. Paarhaushalte mit Kind(ern) waren mit Geschirrspülmaschinen (93 %) und mit Mikrowellengeräten (84 %) am besten ausgestattet. Auch bei den Wäschetrocknern hatten sie mit 64 % die höchste Ausstattung im Vergleich zu den anderen Haushaltstypen.
Anfang 2019 gab es in 83 % aller Haushalte eine oder mehrere Kaffeemaschinen: Am häufigsten verfügten die Haushalte über "traditionelle" Filterkaffeemaschinen (54 %), Pad- oder Kapselmaschinen gab es in 32 % der Haushalte. Die in der Anschaffung immer noch vergleichsweise teuren Kaffeevollautomaten standen durchschnittlich in 18 % der Privathaushalte. Haushalte in den beiden obersten Einkommensklassen (3.600 bis unter 5.000 Euro; 5.000 bis unter 18.000 Euro) waren mit 31 beziehungsweise 38 % weit überdurchschnittlich damit ausgestattet.
Güter der Unterhaltungselektronik
Für Fernseher galt Anfang des Jahres 2019 nahezu Vollausstattung: In 96 % der privaten Haushalte in Deutschland stand mindestens ein Fernsehapparat. Rund 90 % der Haushalte besaßen einen Flachbildfernseher. Bei der erstmaligen Frage nach den "Flachen" im Jahr 2006 stand lediglich in 5 % der Haushalte ein solches Gerät. Der Ausstattungsbestand von Flachbildfernsehern ist im gleichen Zeitraum ebenfalls stark angestiegen: Im Jahr 2006 kamen 6 Flachbildfernseher auf 100 Haushalte, Anfang 2019 waren es 147 Geräte je 100 Haushalte. Rund 45 % aller Haushalte in Deutschland besaßen mehr als einen Flachbildfernseher. Neben den Flachbildfernsehern sind auch die Ausstattungsgrade von Spielkonsolen, Blu-ray-Geräten und Pay-TV-Receivern in den letzten zehn Jahren gestiegen.
Die Ausstattung der Privathaushalte mit MP3-Playern, digitalen Videokameras und Fotoapparaten ist im Gegensatz dazu in den letzten Jahren zurückgegangen. Das kann daran liegen, dass mittlerweile Smartphones stark verbreitet sind, die neben dem eigentlichen Telefonieren oder dem Nachrichtenversand zusätzlich über die Funktionen Musik abspielen, Filmen und Fotografieren verfügen.
Telefon und PC
Anfang 2019 gab es in nahezu jedem Haushalt (97 %) mindestens ein Mobiltelefon (Handy oder Smartphone). Zehn Jahre zuvor war das erst in 87 % der Haushalte der Fall. Smartphones gab es Anfang 2019 in 82 % der Haushalte. Die Gesamtzahl der in den Privathaushalten vorhandenen Mobiltelefone stieg von 57 Millionen im Jahr 2009 auf knapp 70 Millionen Anfang 2019. Im Jahr 2009 verfügten 92 % der privaten Haushalte über ein Festnetztelefon; Anfang 2019 waren es nur noch 86 %. Seit 2014 ist der Ausstattungsgrad von Festnetztelefonen niedriger als der von Mobiltelefonen. Auch die Entwicklung des Ausstattungsbestands zeigt deutlich den technologischen Wandel in der Telekommunikation. Auf 100 Haushalte kamen Anfang 2009 noch durchschnittlich 114 Festnetztelefone und 157 Mobiltelefone. Anfang 2019 gab es dagegen in 100 Haushalten durchschnittlich 107 Festnetztelefone und 184 Mobiltelefone. Rein rechnerisch waren das 1,9 Geräte in jedem mobil telefonierenden Haushalt.
Bei der Ausstattung mit Festnetz- oder Mobiltelefonen spielt auch das Alter der Haupteinkommensperson eine Rolle. Mit steigendem Alter der Haupteinkommenspersonen in den Haushalten war auch der Ausstattungsgrad dieser Haushalte mit Festnetztelefonen höher, während der Ausstattungsgrad mit Mobiltelefonen mit zunehmendem Alter stetig abnahm. Haushalte mit Haupteinkommenspersonen in den Altersklassen von 18 bis 64 Jahren waren Anfang 2019 fast vollständig mobil erreichbar. Immerhin 96 % der Haushalte von 65- bis 69-Jährigen besaßen ein solches Gerät; von den Haushalten der 80-Jährigen und Älteren waren es 87 %.
Eine gewisse Dynamik gab es weiterhin bei der Entwicklung der Haushaltsausstattung mit Computern (PC). In 92 % der privaten Haushalte stand Anfang 2019 mindestens ein PC, zehn Jahre zuvor war dies in 79 % der Haushalte der Fall. Mit mobilen Computern (Laptop / Notebook, Netbook, Tablet) waren Anfang 2009 erst 40 % der Haushalte ausgestattet, während in 63 % der Haushalte stationäre Computer standen. Dieses Verhältnis hat sich seit 2014 zugunsten der mobilen Geräte verändert (stationäre PC: 54 %; mobile PC: 68 %). Anfang 2019 besaßen nur noch 45 % der Haushalte stationäre Computer und 82 % verfügten über mobile PC. Bei den mobilen Geräten haben 74 % der Haushalte mindestens ein Laptop / Notebook oder Netbook, und in nahezu jedem zweiten Haushalt (48 %) gibt es mittlerweile Tablets. Auch die Ausstattung mit Internetanschlüssen nahm weiterhin zu. Anfang 2019 hatten knapp 94 % der Haushalte Anschluss an das Internet, während es zehn Jahre zuvor 69 % waren.