Menschen können sich auch durch das Spenden von Geld für gemeinwohlorientierte Zwecke engagieren. Spenden sind ein freiwilliger finanzieller Transfer, bei dem die Spenderin oder der Spender keine äquivalente materielle Gegenleistung erhält. Die Spenden gehen zumeist an zivilgesellschaftliche Organisationen, die sie in der Regel an Bedürftige weiterleiten oder damit ausgewählte Projekte finanzieren.
Nach den Angaben des Freiwilligensurveys spendet ein beachtlicher Anteil der Bevölkerung in Deutschland. Während 1999 und 2004 deutlich mehr als 60 % der über 14-Jährigen angaben, in den letzten zwölf Monaten für soziale oder gemeinnützige Zwecke gespendet zu haben, ging dieser Anteil 2009 auf 58 % und 2014 weiter auf 54 % zurück. Die Längsschnittbetrachtung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ermittelte für das Jahr 2017 einen Anteil von weniger als der Hälfte (47 %) der Bundesbürgerinnen und -bürger, die Geld gespendet hatten. Die durchschnittliche Spendenhöhe betrug dabei rund 301 Euro pro Spender.
Nicht alle Bevölkerungsgruppen beteiligten sich 2017 in gleichem Maße an Spendenaktivitäten. Die Spendenbeteiligungsquote der Westdeutschen war im Durchschnitt noch immer um 12 Prozentpunkte höher als jene der Ostdeutschen. Bezüglich der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Spendenverhalten zeigt sich in Übereinstimmung mit anderen Untersuchungen, dass der Anteil der Frauen etwas höher ausfiel. Die unterschiedliche Spendenbeteiligung beider Geschlechter wird oft mit der durchschnittlich längeren Lebenserwartung von Frauen erklärt. Ältere Personen neigen eher dazu zu spenden als jüngere. Mit zunehmendem Alter wächst dabei der Frauenanteil. Offenbar können aber Männer durch ihre bessere wirtschaftliche Situation im Alter (etwa durch höhere Renten und Pensionen) höhere Beträge spenden.
Besonders gering fällt der Anteil der Spendenden bei den befragten Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen aus. In der Gruppe der 16- bis 34-Jährigen hatte 2017 weniger als jede / jeder Dritte Geld gespendet. Viele Menschen beginnen offensichtlich erst ab 35 Jahren mit dem Spenden. In der Altersgruppe ab 65 Jahren steigt die Spendenbereitschaft drastisch an. Gleichwohl lässt sich seit 2009 ein leichter Rückgang der Spendenbeteiligung bei den Älteren feststellen, während die durchschnittliche Spendenhöhe im gleichen Zeitraum kontinuierlich anstieg.
Für den Einfluss des Alters auf das Spendenverhalten werden verschiedene Ursachen angeführt. Der soziale Generationenansatz geht davon aus, dass Menschen gleichen Alters zu einem ähnlichen Verhalten tendieren, da sie ähnliche Erfahrungen in ihrer Kindheit (zum Beispiel Krieg oder Solidarität) gemacht haben. Sozioökonomische Erklärungsansätze führen die größere Spendenbereitschaft älterer Menschen hingegen eher auf deren bessere wirtschaftliche Situation durch höhere und gesicherte Einkommen sowie das angesammelte Vermögen zurück (siehe Kapitel 6.4, Seite 245). Insofern kann der Rückgang der Spendenbeteiligung bei den Älteren durchaus mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation zusammenhängen.
Ähnlich wie beim zivilgesellschaftlichen Engagement beeinflussen Bildungsmerkmale das Spendenverhalten gravierend. Personen mit einem Fach- oder Hochschulabschluss weisen für 2017 mit 64 % einen höheren Anteil von Spendern auf als Personen ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss, von denen 30 % spendeten. Mit höherer Bildung und beruflicher Qualifikation steigt zugleich die durchschnittliche Spendenhöhe. Sie erreichte bei Personen mit Fach- oder Hochschulabschluss 461 Euro, während sie bei jenen ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss 165 Euro betrug.
Auch der Erwerbsstatus beeinflusst die Spendenbereitschaft. Arbeitslose spenden offenbar aus ihrer wirtschaftlichen Situation heraus seltener als Erwerbstätige. Nichterwerbstätige, zu denen besonders Personen im Rentenalter gehören, haben die höchste Spenderquote. Dies ist offensichtlich Ausdruck ihrer allgemeinen Lebenssituation und der guten wirtschaftlichen Absicherung eines großen Teils dieser sozialen Gruppe.
Insgesamt wird das Spendenverhalten also nachhaltig vom Einkommen beeinflusst: Dieser Zusammenhang wird oft mit dem höheren Wohlstand erklärt, der es einer Person erlaubt, einen Teil dieses Wohlstands anderen Menschen oder Projekten zukommen zu lassen, ohne selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten oder Verzicht leisten zu müssen. Dementsprechend nimmt die Spendenfreudigkeit mit steigender Prosperität zu.
Im Zeitverlauf zeigen sich nicht nur Unterschiede in der Spenderquote, sondern auch hinsichtlich der Spendenhöhe. Während 2009 die durchschnittliche Spendenhöhe 206 Euro betrug, stieg sie bis 2014 auf 258 Euro und erreichte im Jahr 2017 einen Betrag von 301 Euro. Generell zeigt sich dabei folgendes Muster: Über die Zeit spenden zwar weniger Personen, diese geben dafür aber einen höheren Betrag aus.