Das Grundgesetz überlässt den Bundesländern im föderalen System die Gesetzgebungskompetenz für das Schulwesen. Im Rahmen ihrer Kulturhoheit gestalten die Länder ihr Bildungssystem entsprechend den regionalen Erfordernissen sowie den gesellschaftlichen und politischen Wertvorstellungen.
Schülerinnen und Schüler
Im Sommer 2018 wurden in Deutschland 728.300 Kinder eingeschult. Das waren 0,4 % mehr als im Vorjahr. Gegenüber 2008 ging die Zahl der Schulanfängerinnen und -anfänger in Deutschland um 0,9 % zurück. Bundesweit begannen 93 % der Erstklässlerinnen und Erstklässler ihre Schullaufbahn an Grundschulen, 3,1 % an Förderschulen, 2,5 % an Integrierten Gesamtschulen und 1,0 % an Freien Waldorfschulen. Der Trend zum längeren gemeinsamen Lernen hat dazu geführt, dass mehrere Länder an Integrierten Gesamtschulen seit 2012 auch einen Primarbereich (Klassenstufen 1 bis 4) anbieten. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil der Einschulungen an Integrierten Gesamtschulen bei 0,3 %.
Info 1Integrierte Gesamtschulen
Integrierte Gesamtschulen (IGS) sind Einrichtungen, bei denen die verschiedenen Schularten zu einer integrierten Schulart zusammengefasst sind. Diese Gesamtschulen umfassen im Regelfall die Sekundarstufe I (Klassenstufen 5 bis 9 /10) und die gymnasiale Oberstufe (Einführungs- und Qualifikationsphasen 1 und 2). Sie können auch die Primarstufe (Klassenstufen 1 bis 4) führen. In der Bundesstatistik erfolgt eine länderspezifische institutionelle Zuordnung. Beispielsweise werden Stadtteilschulen, Gemeinschaftsschulen oder Oberschulen den Integrierten Gesamtschulen zugeordnet.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen sank in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich von 9,0 Millionen im Schuljahr 2008 / 2009 auf 8,3 Millionen im Schuljahr 2018 / 2019. Während 35 % der Schülerschaft 2018 / 2019 an eine Schule des Primarbereichs gingen, besuchten 50 % aller Schülerinnen und Schüler den Sekundarbereich I. Der Anteil der Lernenden im Sekundarbereich II lag bei 11 %. Eine Förderschule besuchten 4 %.
Der größte Teil der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen des Sekundarbereichs I besuchte ein Gymnasium, im Schuljahr 2018 / 2019 waren dies 35 %. Der Anteil der Realschülerinnen und -schüler lag bei 19 %. Eine Hauptschule besuchten 9 % der Schülerinnen und Schüler. Rund 20 % der Schülerschaft der Sekundarstufe I war an einer Integrierten Gesamtschule und 13 % an einer Schulart mit mehreren Bildungsgängen. Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat sich im Sekundarbereich I der Anteil der Hauptschülerinnen und -schüler um 9 Prozentpunkte verringert. Das liegt auch daran, dass viele Bundesländer Hauptschulen abgeschafft haben oder abschaffen. Deutlich zurück ging auch der Anteil der Realschülerinnen und -schüler: und zwar um 8 Prozentpunkte. Demgegenüber stieg im Sekundarbereich I im Zeitverlauf der Anteil für die Integrierten Gesamtschulen um rund 11 Prozentpunkte und für die Schularten mit mehreren Bildungsgängen um 6 Prozentpunkte. Der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in der Sekundarstufe I blieb im Zeitverlauf konstant.
An Förderschulen werden Kinder mit Förderbedarf beispielsweise im Bereich der geistigen Entwicklung beziehungsweise emotionalen und sozialen Entwicklung unterrichtet. Im Schuljahr 2018 / 2019 besuchten 320.800 Kinder eine Förderschule, dies sind 3,9 % der Schülerschaft an allgemeinbildenden Schulen. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden infolge der Bemühungen um Inklusion im Schulsystem zunehmend außerhalb von Förderschulen an den übrigen allgemeinbildenden Schulen – insbesondere an Grundschulen – unterrichtet. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Während 2008 / 2009 bundesweit lediglich 83.600 sogenannte Integrationsschülerinnen und -schüler sonstige allgemeinbildende Schulen besuchten, waren es 2018 / 2019 bereits 231.500. Insgesamt bestand somit im Schuljahr 2018 / 2019 in Deutschland bei knapp 552.300 Schülerinnen und Schülern ein sonderpädagogischer Förderbedarf. Das waren 7,8 % der gesamten Schülerschaft in den Klassenstufen 1 bis 10, vor zehn Jahren waren es 6,3 %.
An den Grundschulen, an denen in der Regel alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden, waren Mädchen (49 %) und Jungen (51 %) etwa gleich verteilt. An den weiterführenden Schularten war der Mädchenanteil unterschiedlich: Die Spanne reichte 2018 von 53 % an Gymnasien über 49 % an Realschulen, 48 % an Integrierten Gesamtschulen bis zu 43 % an Hauptschulen. An Förderschulen betrug der Anteil der Schülerinnen 35 %.
Nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schulen nehmen viele Jugendliche eine Berufsausbildung im dualen System auf. Die Teilzeit-Berufsschule ergänzt im dualen Ausbildungssystem die gleichzeitige praktische Ausbildung im Betrieb (siehe hierzu auch Abschnitt 3.1.3, Seite 109). Ebenso wird die Teilzeit-Berufsschule von Jugendlichen unter 18 Jahren ohne Ausbildungsvertrag besucht, die noch schulpflichtig sind und keine andere Schule besuchen. Insgesamt wurden 2018 / 2019 in Deutschland 1,4 Millionen Jugendliche an Teilzeit-Berufsschulen unterrichtet, 18 % weniger als 2008 / 2009.
Neben der Berufsausbildung im dualen System gibt es weitere Formen der schulischen Berufsausbildung, die im Wesentlichen an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens angeboten werden. Dabei handelt es sich neben den Sozial- und Gesundheitsdienstberufen vor allem um Assistenzberufe wie zum Beispiel kaufmännische Assistentin beziehungsweise kaufmännischer Assistent. Rund 380.300 Jugendliche befanden sich 2018 / 2019 in einer schulischen Berufsausbildung. Das waren 21 % aller jugendlichen Auszubildenden.
In den letzten Jahren ist das Interesse an Privatschulen deutlich gestiegen. Den rechtlichen Rahmen für die Gründung und den Betrieb von Privatschulen legen die jeweiligen Schulgesetze der Länder fest. Privatschulen können von Einzelpersonen oder zum Beispiel von Kirchen und Vereinen errichtet und betrieben werden. Im Jahr 2018 / 2019 besuchten 764.300 Schülerinnen und Schüler private allgemeinbildende Schulen und 238.400 private berufliche Schulen. Das entsprach einem Anteil von 9,2 % der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden (2008 / 2009: 7,7 %) und 9,7 % an beruflichen Schulen (2008 / 2009: 8,4 %).
Allgemeinbildende und berufliche Abschlüsse
Im Sommer 2018 wurden 812.200 junge Menschen (mit und ohne Schulabschluss) aus den allgemeinbildenden Schulen entlassen. Das sind 13 % weniger als 2008. Von den Schulentlassenen blieben 6,6 % ohne Abschluss, 16 % erwarben den Hauptschulabschluss und 35 % die allgemeine Hochschulreife. Diese Struktur hat sich in den vergangenen Jahren teilweise verändert. Wenig Veränderung gab es beim Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss (2008: 7,0 %). Der Anteil der Hauptschulabsolventinnen und -absolventen ist seit 2008 gesunken (2008: 23 %), der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten gestiegen (2008: 29 %). Im Bereich der mittleren Abschlüsse ist zwischen 2008 und 2018 eine leichte prozentuale Zunahme von 40 auf 42 % zu verzeichnen. Diese ist jedoch überwiegend methodisch begründet, da seit 2014 der schulische Teil der Fachhochschulreife zu den mittleren Schulabschlüssen gezählt wird.
Junge Männer verließen 2018 die allgemeinbildenden Schulen im Durchschnitt mit einem niedrigeren Abschlussniveau als junge Frauen: 8,0 % der jungen Männer erreichten keinen Abschluss, gegenüber 5,1 % bei den jungen Frauen. Von den männlichen Absolventen erhielten 31 % die Studienberechtigung, bei den Frauen waren es 40 %.
Auch an beruflichen Schulen können allgemeinbildende Abschlüsse erworben werden. Rund 51.800 Jugendliche haben 2018 an beruflichen Schulen den Hauptschulabschluss bestanden, das sind 50 % mehr als 2008. Eine Studienberechtigung erlangten 149.800 Jugendliche. Im Vergleich dazu erwarben an allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2018 rund 283.500 Absolventinnen und Absolventen eine Studienberechtigung. Der Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung – die sogenannte Studienberechtigtenquote – betrug 51 %. Im Jahr 2008 lag sie bei 45 %. Hier zeigt sich ein deutlicher Trend zur Höherqualifizierung.
Lehrkräfte
Im Schuljahr 2018 / 2019 unterrichteten in Deutschland 685.600 hauptberufliche Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen und 125.500 an beruflichen Schulen. An allgemeinbildenden Schulen waren 39 % der hauptberuflichen Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit beschäftigt. An beruflichen Schulen betrug dieser Anteil nur 32 %. Auch die Geschlechterverteilung ist bei allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterschiedlich: Rund 73 % der hauptberuflichen Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen waren Frauen, an beruflichen Schulen betrug dieser Anteil nur 53 %. Den höchsten Frauenanteil hatten Schulkindergärten mit 94 %, Grundschulen mit 89 % sowie Vorklassen mit 86 %. Mit steigendem Bildungsziel der Schularten sank der Frauenanteil an den Lehrkräften, lag aber dennoch stets über 50 %. An Gymnasien betrug der Anteil rund 60 %, an Abendschulen und Kollegs 58 %.
Im Schuljahr 2018 / 2019 waren insgesamt 12 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen 60 Jahre oder älter. Die größte Altersgruppe bildeten die 30- bis 39-Jährigen mit 28 %, gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen mit 27 % und den 50- bis 59-Jährigen mit 25 %. Unter 30 Jahre waren lediglich 7,3 % der Lehrkräfte. Der geringe Anteil jüngerer Lehrkräfte ist teilweise auf die Länge der Hochschulausbildung und des Referendariats zurückzuführen.
Ausgaben je Schülerin und Schüler
Die Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen sind ein Maß dafür, wie viele Mittel der Staat jährlich im Durchschnitt für die Ausbildung an Schulen zur Verfügung stellt. Die Ausgaben setzen sich aus Personalausgaben (einschließlich unterstellter Sozialbeiträge für verbeamtete Lehrkräfte sowie Beihilfeaufwendungen), laufendem Sachaufwand und Investitionsausgaben zusammen, wobei die Personalausgaben am stärksten ins Gewicht fallen.
Die öffentlichen Haushalte gaben 2017 bundesweit durchschnittlich 7.300 Euro für die Ausbildung einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers an öffentlichen Schulen aus – das waren rund 2.500 Euro mehr als im Jahr 2005. Die Ausgaben je Schülerin und Schüler schwankten stark nach Schularten: Die allgemeinbildenden Schulen waren mit 8.000 Euro im Jahr 2017 teurer als die beruflichen Schulen mit 5.100 Euro.
Innerhalb der allgemeinbildenden Schulen lagen Grundschulen (6.400 Euro) und Realschulen (7.000 Euro) unter dem Durchschnitt, Schulen mit mehreren Bildungsgängen (8.300 Euro), Gymnasien (8.500 Euro), Integrierte Gesamtschulen (8.600 Euro) und Hauptschulen (9.800 Euro) darüber. Die vergleichsweise niedrigen Aufwendungen von 3.200 Euro je Schülerin und Schüler bei den Berufsschulen im dualen Ausbildungssystem sind auf den dort praktizierten Teilzeitunterricht zurückzuführen.