Binnenwanderung ist im Kontext niedriger Geburtenraten und einer relativ stabilen hohen Lebenserwartung in Deutschland von grundlegender Bedeutung für die regionale Bevölkerungsentwicklung und deren Altersstruktur. Nach der deutschen Vereinigung waren die innerdeutschen Wanderungsbewegungen durch eine erhebliche Abwanderung aus den neuen Ländern in das frühere Bundesgebiet gekennzeichnet. Gegenwärtig kann von einem ausgeglichenen Wanderungssaldo zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Bundesländern gesprochen werden, wobei sich momentan sogar leichte Wanderungsgewinne zugunsten Letzterer zeigen. Nach wie vor verzeichnen die neuen Bundesländer bis zum heutigen Zeitpunkt Wanderungsverluste junger Erwachsener im Alter von 18 bis 29 Jahren. Dagegen wächst deren Bevölkerung bei den unter 18-Jährigen und 30- bis 49-Jährigen sowie bei älteren Personen (50- bis 64-Jährige, 65-Jährige und Ältere). Bezogen auf die Umzüge zwischen ländlichen und städtischen Kreisen findet, nach einer gut zehnjährigen Phase der verstärkten Wanderung in die Städte, seit 2014 wieder eine Wanderung in Umlandregionen statt. So konstatierten im Jahr 2018 überwiegend ländlich geprägte Kreise Bevölkerungszuwächse, während kreisfreie Großstädte durch Binnenwanderung an Bevölkerung schrumpften. Trotz dieses Wandels werden weiterhin vermehrt junge Erwachsene (18- bis 29-Jährige) von den kreisfreien Großstädten angezogen. Die ländlichen Kreise hingegen verlieren im Allgemeinen an jungen Erwachsenen und verzeichnen Bevölkerungszuwächse bei den 30- bis 49-Jährigen sowie bei älteren Personen (50- bis 64-Jährige, 65-Jährige und Ältere).
Insgesamt verdeutlichen die Auswertungen zur Binnenwanderung in Deutschland, dass sich zwei dominante Binnenwanderungsmuster der letzten Jahrzehnte im Wandel befinden: Erstens haben sich die Wanderungen zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern angeglichen und zweitens verzeichnen die Umlandregionen nach einer gut zehnjährigen Phase der Urbanisierung wieder Wanderungsgewinne gegenüber den kreisfreien Städten. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass der derzeitig ausgeglichene Wanderungssaldo zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern die erheblichen Bevölkerungsverluste seit der deutschen Vereinigung keineswegs kompensiert. Zudem führt die Abwanderung junger Menschen in die Städte auch weiterhin zu einem Anstieg des Altersdurchschnitts insbesondere in peripheren ländlichen Räumen. Diese Entwicklung ist sowohl in den neuen Bundesländern als auch im früheren Bundesgebiet zu beobachten.