Knapp zwei Drittel der 2,8 Millionen Umzüge über Kreisgrenzen ereigneten sich im Jahr 2018 innerhalb einzelner Bundesländer, zumeist zwischen Städten und dem zugehörigen Umland. Gut ein Drittel der Umzüge (1,1 Millionen) verlief über die Grenzen von Bundesländern. Basierend auf diesen 1,1 Millionen Umzügen verzeichneten Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein die größten Wanderungsgewinne. Die höchsten Wanderungsverluste wiesen hingegen Nordrhein-Westfalen und Berlin auf (zu Binnenwanderung zwischen Bundesländern siehe auch Interner Link: Kapitel 1.1.3).
Da einzelne Regionen innerhalb eines Bundeslandes erhebliche Unterschiede in Hinblick auf Zu- und Fortzüge verzeichnen können, lohnt sich eine gesonderte Betrachtung des Wanderungsgeschehens auf regionaler Ebene. Abbildung 1 veranschaulicht die Wanderungssalden aus dem Jahr 2018 für alle 401 Kreise. Es fällt auf, dass die an Berlin angrenzenden Kreise Brandenburgs aufgrund der Stadt-Umland-Wanderungen deutlich positive Salden aufweisen, während die weiter von Berlin entfernt liegenden Kreise Brandenburgs deutlich weniger von Binnenwanderung profitieren oder sogar an Bevölkerung verlieren. Ein weiteres Beispiel für ein Bundesland mit deutlichen Wanderungsunterschieden auf Kreisebene ist Sachsen. So profitiert die Stadt Leipzig und deren Umland von der derzeitigen Entwicklung der Binnenwanderung, während sich für die südlichen Kreise Sachsens Bevölkerungsrückgänge zeigen. Insgesamt verzeichnet für das Jahr 2018 ein höherer Anteil der kreisfreien Städte in den neuen Ländern (44 %) positive Wanderungssalden als im früheren Bundesgebiet (18 %). Ländliche und periphere Kreise in den neuen Ländern profitieren dagegen weniger von den derzeitigen innerdeutschen Wanderungsbewegungen und sind auch weiterhin häufiger von Bevölkerungsrückgängen betroffen. Dementsprechend weist ein geringerer Teil (58 %) der ländlichen Kreise in den neuen Ländern positive Wanderungssalden auf als im früheren Bundesgebiet gelegene ländliche Kreise (73 %).
Seit der deutschen Vereinigung prägen Umzüge zwischen den neuen Ländern und dem früheren Bundesgebiet die Binnenwanderung in Deutschland. Nach teils erheblichen Wanderungsverlusten im Osten Deutschlands, bedingt durch eine hohe Abwanderung aus den neuen Bundesländern in das frühere Bundesgebiet in den ersten beiden Jahrzehnten nach der deutschen Vereinigung, ist der Wanderungssaldo zwischen den beiden Gebieten derzeit weitestgehend ausgeglichen (siehe auch Interner Link: Kapitel 1.1.3). Ein Blick auf die Wanderungsbewegungen nach Altersgruppen zeigt allerdings einen fortbestehenden Trend zur Abwanderung junger Menschen aus den neuen Ländern in das frühere Bundesgebiet. Negative Wanderungssalden gegenüber dem früheren Bundesgebiet fanden sich für die neuen Bundesländer im Jahr 2018 vor allem in den Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen (Bildungswanderer) und der 25- bis 29-Jährigen (Arbeitsmarkteinsteiger). Für die Familienwanderer (unter 18-Jährige und 30- bis 49-Jährige) sowie ältere Personen über 50 Jahre sind für die neuen Länder hingegen Wanderungsgewinne gegenüber dem früheren Bundesgebiet zu konstatieren.
Auch hinsichtlich des Geschlechts existieren Unterschiede im Wanderungsverhalten zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern. Direkt nach der Wiedervereinigung zogen deutlich mehr Männer als Frauen aus dem früheren Bundesgebiet in die neuen Länder. Im Gegensatz dazu wanderten im ersten Jahrzehnt nach der deutschen Vereinigung etwas mehr Frauen als Männer aus den neuen Ländern in das frühere Bundesgebiet. Die selektiven Wanderungsbewegungen sind damit eine grundlegende Ursache für die Männerüberschüsse insbesondere in den ländlichen Gebieten der neuen Länder. Auch im Jahr 2018 wanderten mehr Männer als Frauen aus dem früheren Bundesgebiet in die neuen Bundesländer. Außerdem ist eine stärkere Abwanderung von Männern im Vergleich zu Frauen aus den neuen Ländern zu beobachten. Ländliche Gebiete in den neuen Ländern sind allerdings weiterhin durch eine Abwanderung junger Frauen geprägt. Dies ist unter anderem eine Folge der erhöhten Umzugsneigung von Frauen gegenüber Männern in die städtischen Regionen, was allerdings ebenso im früheren Bundesgebiet zu beobachten ist.