Die Erwerbsquoten unterschieden sich im Jahr 2019 deutlich im Hinblick auf den Migrationshintergrund: In der Bevölkerung mit Migrationshintergrund lag die Erwerbsquote bei 73 %; Menschen ohne Migrationshintergrund waren zu 82 % erwerbstätig. Dies liegt vor allem an der jeweiligen Anzahl der Nichterwerbspersonen, die keine Arbeit suchen, weil sie sich in Ausbildung befinden oder ihre Rolle im Haushalt und in der Familie sehen.
Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund profitierte in den letzten Jahren vom konjunkturellen Aufschwung; ihre Erwerbslosenquote sank von 17,9 % im Jahr 2005 auf 5,7 % im Jahr 2019. Dennoch ist die Erwerbslosenquote damit immer noch mehr als doppelt so hoch wie die der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (2,5 %). Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund hat demnach im Vergleich zur Bevölkerung ohne Migrationshintergrund noch immer schlechtere Arbeitsmarktchancen (siehe Tabelle 2).
Info 3Erwerbstätigkeit
Die Erwerbsquote gibt den Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) an der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter an. Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Die Erwerbslosenquote gibt den Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) an. Siehe hierzu Interner Link: Kapitel 5.1.1, Info 1.
Für die Analysen zum Erwerbseinkommen werden in diesem Kapitel die Löhne und Gehälter von abhängig Beschäftigten im Alter von 25 bis 64 Jahren mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 35 Stunden und mehr miteinander verglichen. Die Erwerbseinkommen von Selbstständigen, unbezahlt mithelfenden Familienangehörigen, Auszubildenden und in freiwilligen Diensten Beschäftigten bleiben dagegen unberücksichtigt.
Eine weitere relevante sozioökonomische Größe ist die Haupteinnahmequelle, mit der die Personen ihren Lebensunterhalt überwiegend bestreiten. Der Anteil der Personen ab 15 Jahren mit Migrationshintergrund, die ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Erwerbstätigkeit bestreiten, lag 2019 bei 55 %. Damit lag er 1 Prozentpunkt über dem Anteil der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (54 %). Dies überrascht, da die Erwerbstätigenquoten der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren mit 69 % (mit Migrationshintergrund) beziehungsweise 80 % (ohne Migrationshintergrund) deutlich voneinander abweichen. Der scheinbare Widerspruch löst sich aber auf, wenn man bedenkt, dass die 65-Jährigen und Älteren 25 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, aber nur 10 % der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausmachten. Daher bestritten auch 30 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund ihren Lebensunterhalt aus Rente, Pension und Vermögen – und somit nicht aus Erwerbstätigkeit – gegenüber 13 % bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.
Die Bedeutung der Unterstützung durch Angehörige war mit 11 % für Personen ohne Migrationshintergrund deutlich geringer als für die Bevölkerung mit Migrationshintergrund (19 %). Bei der Abhängigkeit von Sozialeinkommen gilt das Gleiche in noch größerem Maße: Rund 5 % der Menschen ohne Migrationshintergrund lebten von Sozialeinkommen gegenüber 13 % der Personen mit Migrationshintergrund.
Die deutlichen Abweichungen innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund lassen sich auf die Unterschiede in der Altersstruktur und bei der Erwerbsbeteiligung zurückführen. Insbesondere Menschen mit Wurzeln in anderen EU-Staaten oder nordamerikanischen Staaten bestritten besonders häufig ihren Lebensunterhalt aus Erwerbstätigkeit (je 61 %). Menschen mit Wurzeln in Asien (ohne Naher und Mittlerer Osten) und Nordafrika finanzierten ihren Lebensunterhalt besonders häufig durch die Unterstützung von Angehörigen (je 27 %).