Die vorliegenden Ergebnisse bilden eine Momentaufnahme im Verlauf der Coronapandemie in Deutschland bezogen auf den Zeitraum von Ende März bis Anfang Juli 2020. Sie können angesichts des dynamischen Verlaufs und auch der danach wieder gestiegenen Infektionszahlen nicht ohne Weiteres auf spätere Phasen der Pandemie übertragen werden. Sie beruhen zum Teil auf noch vorläufigen Daten und können daher nur als erste Hinweise verstanden werden.
Die Ergebnisse zu den Einkommensschichten legen für diesen Beobachtungszeitraum nahe, dass von der Pandemie in Deutschland zu Beginn zunächst stärker die höheren Einkommensschichten betroffen waren, im weiteren Verlauf aber auch die mittleren und unteren Einkommensschichten erreicht wurden. Dieser Befund wird durch soziodemografische Ergebnisse gestützt, die höhere regionale Infektionsziffern einerseits bei städtischen Regionen, höheren Bildungsabschlüssen und leitenden Angestellten sowie Beamtinnen und Beamten auswiesen, andererseits aber auch bei Orten und Kleinstädten (mit 2.000 bis 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern), Personen mit direktem Migrationshintergrund sowie bei Arbeiterinnen und Arbeitern. Entsprechend waren Tests und insbesondere Heimquarantäne bei mittleren und unteren Einkommensschichten auch stark verbreitet.
Die weiteren Analysen zum zeitlichen Verlauf verweisen implizit auf die Wirksamkeit der umfassenden staatlichen und individuellen Schutzmaßnahmen, die sich nicht nur in dem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen zeigte, sondern auch in den insgesamt eher rückläufigen finanziellen Risiken, dem breiteren Schutz mittlerer Einkommensgruppen vor Arbeitsplatzverlust sowie eher unauffälligen Risikoverläufen bezüglich der sozialen und ökonomischen Auswirkungen für die nicht direkt am Arbeitsmarkt beteiligten Personengruppen. Unter den Erwerbstätigen konzentrierten sich die Risiken des Arbeitsplatzverlustes auf Personen am Anfang und Ende der Berufsbiografie (in den Altersgruppen 20 bis 29 sowie 50 bis 59 Jahre), Selbstständige, Personen mit Migrationshintergrund und Personen, die im Jahr 2018 arbeitslos waren. Betriebliche Maßnahmen zur Überwindung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, wie Arbeitszeitregelungen, Kurzarbeit oder Homeoffice, waren weit verbreitet. Sie betrafen überwiegend qualifizierte Angestellte, Facharbeiterinnen und Facharbeiter, Meisterinnen und Meister mittleren Alters sowie Personen mit höheren Bildungsabschlüssen. Finanzielle Risiken betrafen insbesondere Personen im Erwerbsalter, mit Migrationshintergrund, ohne beruflichen Abschluss sowie (vormals) Arbeitslose, Selbstständige und un- und angelernte Arbeiterinnen und Arbeiter.
Die Ergebnisse verweisen auf eine hohe Dynamik im epidemiologischen und sozioökonomischen Verlauf, die ungeachtet des zwischenzeitlich deutlichen Rückgangs der Infektionszahlen bis Anfang Juli 2020 auf eine Veränderung der Prävalenzen nach Einkommensschichten und damit auf eine unter Umständen grundlegend veränderte Risikostruktur im weiteren Pandemieverlauf deutet.