Die Ausweitung der Pandemie unterlag im Jahr 2020 einer hohen Dynamik, die im Rahmen der SOEP-CoV-Erhebungen abgebildet wurde. Die SOEP-CoV-Erhebungen wurden dazu als neun unabhängige, zeitlich differenzierte Tranchen im Zeitraum von April bis Juni konzipiert und setzten so am damaligen Höhepunkt der Infektionsentwicklung in Deutschland ein. Die ersten vier Tranchen umfassten jeweils zweiwöchige, die Tranchen 5 bis 9 jeweils einwöchige Erhebungsphasen.
Ausmaß und Dynamik des epidemiologischen Geschehens zeigt sich anschaulich bei der Gegenüberstellung des Anteils der positiv getesteten Personen [pcov] – der selbst in der ersten Hochphase der Pandemie weniger als 1 % der Bevölkerung umfasste – und der Verbreitung der überwiegend selbst gewählten Heimquarantäne [pcov_2], die sich im Zuge der Einschränkungen im April (Tranche 1) auf nahezu alle Befragten erstreckte, sich aber danach relativ schnell verringerte. Die Testkapazitäten wurden schnell erweitert. Dabei haben sich die Anteile der auf COVID-19 getesteten Befragungspersonen [pcov_1] von April bis Juni 2020 insgesamt deutlich erhöht, gingen aber Ende Juni angesichts der inzwischen wieder gesunkenen Infektionszahlen zurück.
Die sozioökonomischen Auswirkungen verliefen bis Mai (Tranche 4 und 5) weitgehend stabil mit sogar leicht sinkender Tendenz. Die umfassenden Schutzmaßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und finanziellen Risiken konnten zwar nicht alle Bevölkerungsteile komplett vor bereits erfahrenen oder zu erwartenden Arbeitsplatz- oder Einkommensverlusten im Zuge der Coronapandemie bewahren, erreichten aber offenkundig weite Teile der Bevölkerung. Infolge der anhaltenden Beschränkungen zeigten sich ab Juni (Tranche 6) indes vermehrt diversifizierte Verlaufsmuster (bei allerdings geringeren Stichprobenumfängen) mit zeitweise wieder neuerlichen Anstiegen insbesondere beim Risiko von Arbeitslosigkeit oder finanziellen Verlusten. Die Bevölkerungsanteile, die über einen bereits eingetretenen oder zu erwartenden Arbeitsplatzverlust berichteten, sanken bis Ende Mai (Tranche 5), erhöhten sich aber bis Ende Juni (Tranche 9) wiederum phasenweise bis zum Ausgangswert im April (Tranche 1) [pcov_4].
Die Bevölkerungsanteile mit eingetretenen oder zu erwartenden Einkommens- und Vermögensverlusten haben sich hingegen im selben Zeitraum insgesamt verringert [pcov_6]. Der hohe Anteil der Erwerbsbevölkerung, der von Maßnahmen zur Abfederung der mit der Coronapandemie verbundenen Arbeitsmarktrisiken betroffen war (Abbau von Überstunden und Urlaubstagen, veränderte Arbeitszeiten, Kurzarbeit oder Homeoffice [pcov_5]), verringerte sich nach dem ersten Höhepunkt des Infektionsgeschehens im April zunächst, stieg bis Mitte Juni (Tranche 6 und 7) zeitweise deutlich und sank danach wieder. Ende Juni lag er unter dem Ausgangsniveau im April.
Folgt man den Angaben der Befragten zum Haushaltseinkommen im aktuellen Monat 2020 – die dazu zusätzlich herangezogenen Angaben aus den Vorabdaten 2020 wurden dabei nach dem Interviewdatum tagesgenau den überwiegenden Interviewzeitpunkten der jeweiligen SOEP-CoV-Tranchen zugeordnet –, so erhöhten sich beim Vergleich mit den entsprechenden Angaben des Vorjahres (2019) die Bevölkerungsanteile mit rückläufigen Einkommen von April bis Mitte Juni 2020 stetig. Ende Juni nahm der Anteil von Personen mit verringertem Haushaltseinkommen indes ab. Damit einher gingen die aufgezeigten rückläufigen Tendenzen hinsichtlich der coronabedingten finanziellen Risiken und der ebenfalls im Juni wieder rückläufigen Verbreitung von Maßnahmen am Arbeitsplatz zur Abfederung der wirtschaftlichen Risiken. Die dargestellten sozioökonomischen Verläufe spiegeln die in Verbindung mit der Coronapandemie erfahrenen substanziellen Spannungen am Arbeitsmarkt und bei der Einkommenssicherung. Der seit Ende Juni 2020 zu beobachtende wachsende Anteil von Personen mit positiven Einkommensentwicklungen steht im Einklang mit dem Wiederanstieg wirtschaftlicher Aktivitäten in Deutschland in dieser Zeit.