Der technische Fortschritt macht es prinzipiell möglich, dass viele Erwerbstätige ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen können. Dadurch kann die Arbeitszeit flexibler eingeteilt, Familienverpflichtungen können besser wahrgenommen und Belastungen durch Pendeln reduziert werden. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie ab März 2020 gab es noch einen weiteren Anlass, mobiles Arbeiten beziehungsweise Homeoffice intensiver zu nutzen.
Die Daten für 2019 zeigen, inwieweit in der deutschen Arbeitswelt vor der Coronapandemie das Arbeiten abseits des Büros bereits praktiziert wurde. Die nachfolgenden Betrachtungen beziehen sich nur auf abhängig Beschäftigte. Bei Selbstständigen ist die Angabe, von zu Hause zu arbeiten, schwieriger zu interpretieren, da nicht klar ist, ob wirklich von der eigenen Wohnung aus gearbeitet wird oder von Geschäftsräumen, die sich in direkter Nachbarschaft befinden.
Nach Ergebnissen des Mikrozensus hatten 2019 knapp 10 % der abhängig Beschäftigten im Alter ab 15 Jahren in den letzten vier Wochen bis zur Befragung von zu Hause gearbeitet. Nur gut ein Drittel davon tat dies an mindestens der Hälfte der Arbeitstage oder gar täglich. Es gab kaum einen Unterschied in der Nutzung von Homeoffice durch Frauen und Männer: Unter den Arbeitnehmerinnen waren es 2019 rund 9 % und unter den Arbeitnehmern 10 %.
Zwischen den Wirtschaftsbereichen bestanden relativ große Unterschiede in der Verbreitung der Arbeit von zu Hause. Der höchste Anteil fand sich im Wirtschaftsabschnitt Kommunikation und Information mit 31 %. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit dieser Branche eine IT-Infrastruktur und möglicherweise auch ein Arbeitsklima in den Unternehmen einhergehen, die das Homeoffice begünstigen. Der Bereich Erziehung und Unterricht hat einen gleich hohen Anteil. Dieser ergibt sich aus der Tätigkeit der Lehrerinnen und Lehrer, die oft zu Hause arbeiten. Allerdings ist dies auch eine Tätigkeit, die unter den aktuell gegebenen bildungspolitischen Vorzeichen nicht voll aus dem Homeoffice erledigt werden kann. Bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (20 %) sowie bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (18 %) wurde 2019 ebenfalls häufiger von zu Hause gearbeitet.
In den Bereichen Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei sowie im Handel ist das Arbeiten von zu Hause oft nicht in gleichem Maße wie in anderen Branchen möglich. Entsprechend gab es hier 2019 mit 2,7 und 4,8 beziehungsweise 5,8 % nur sehr geringe Anteile von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die zumindest gelegentlich auch von zu Hause arbeiteten.
Innerhalb einzelner Branchen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Nutzung des Homeoffice. Besonders deutlich sind sie in Erziehung und Unterricht, wo der Anteil der von zu Hause arbeitenden Männer um 12 Prozentpunkte höher war als der der Frauen, und in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit 24 % der Männer und 12 % der Frauen. Auch in der Information und Kommunikation und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen waren die Unterschiede mit je 7 Prozentpunkten zwischen Frauen und Männern deutlich. Zumindest zum Teil lassen sich diese Unterschiede möglicherweise durch unterschiedliche Berufe und Tätigkeiten erklären, die Frauen und Männer ausüben und die mehr oder weniger für eine Ausübung von zu Hause geeignet sind. So ist das Baugewerbe der einzige Wirtschaftsabschnitt mit einem deutlich höheren Frauen- als Männeranteil im Homeoffice (7 Prozentpunkte Unterschied). Hintergrund dürfte hier sein, dass Frauen in diesem Wirtschaftsbereich häufiger als Männer in der Verwaltung arbeiten, die mehr Möglichkeiten bietet, auch in das Homeoffice verlagert zu werden. Wie genau die Unterschiede zustande kommen und worin sie begründet sind, geht aus den Zahlen jedoch nicht hervor. Mehr Informationen zu diesem Thema bietet das Kapitel 14.3, Seite 484.