Längere Ausbildungszeiten und das frühere Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führten ab den 1990er-Jahren zu stetig sinkenden Erwerbsquoten. Dieser Trend hat sich mittlerweile umgekehrt. Im Jahr 2019 lag die Erwerbsquote in Deutschland bei 70,4 %. Die Erwerbsquote umfasst den Anteil der Erwerbspersonen, also der Erwerbstätigen und Erwerbslosen, an der Bevölkerung zwischen 15 und 74 Jahren. Im Jahr 2019 lag diese fast 5 Prozentpunkte höher als 2009; damit war die Erwerbsquote so hoch wie noch nie seit der deutschen Vereinigung (niedrigster Anteil 1996 mit 62,1 %). Dieser Anstieg resultierte vorwiegend aus einer gestiegenen Erwerbsquote der Frauen, die seit 1993 um 13 Prozentpunkte angewachsen ist und 2019 bei 66 % lag. Die Erwerbsquote der Männer war zu Beginn dieses Zeitraums zunächst rückläufig, nahm aber seit 2005 wieder zu und lag 2019 mit 75 % noch leicht unter dem Niveau von 1991 (76 %).
Fasst man die Altersgruppe enger und betrachtet nur die Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren, lag die Erwerbsbeteiligung 2019 bei 79 %. Der entsprechende Wert lag 2009 noch bei 76 %. Auch die höhere Erwerbsbeteiligung älterer Personen hatte einen maßgeblichen Anteil an der insgesamt gestiegenen Erwerbsquote. Ein differenzierter Blick auf die Erwerbsbeteiligung einzelner Altersgruppen zeigt eine deutliche Zunahme der Erwerbsquoten für die 55- bis 59-Jährigen sowie die 60-bis 64-Jährigen. Sie stiegen zwischen 2009 und 2019 um 8 beziehungsweise 22 Prozentpunkte, was vermutlich die deutlich reduzierten Möglichkeiten einer frühen Verrentung widerspiegelt. Die Erwerbsquote der 65- bis 69-Jährigen, von denen die meisten das Rentenalter erreicht haben, ist ebenfalls deutlich um 10 Prozentpunkte auf 18 % angestiegen. Selbst unter den 70- bis 74-Jährigen waren 8 % am Erwerbsleben beteiligt, was mehr als einer Verdoppelung des Anteils seit 2009 entspricht. Die am Arbeitsmarkt aktivste Altersgruppe im Jahr 2019 waren die 45- bis 49-Jährigen mit einer Erwerbsquote von 90 %.
Die Erwerbsbeteiligung in den neuen Ländern und Berlin lag 2009 mit 79 % für die 15- bis 64-Jährigen noch 4 Prozentpunkte über derjenigen im früheren Bundesgebiet (75 %). Im Jahr 2019 hatte sich diese weiter angeglichen und lag nun bei 80 % in den neuen Ländern und Berlin sowie bei 79 % im früheren Bundesgebiet. Ursache für die langfristige Angleichung war vor allem die stärker steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen in Westdeutschland. Ihre Erwerbsquote stieg in dem Zehnjahreszeitraum um fast 5 Prozentpunkte auf 74 %; sie liegt damit noch 4 Prozentpunkte niedriger als in Ostdeutschland (78 %). Die Erwerbsbeteiligung von Männern befand sich in Ost- und Westdeutschland bereits 2009 mit 82 % auf einem ähnlichen Niveau und hat sich seitdem kaum verändert (2019: 83 % im Osten und 84 % im Westen).
Unterscheidet man die Bevölkerung nach ihrer Staatsangehörigkeit, so zeigt sich ein differenziertes Bild der Erwerbsbeteiligung. Die Erwerbsquote von Personen zwischen 15 und 64 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit und aus einem anderen EU-Staat lag 2019 bei 81 % beziehungsweise 82 %. Die Erwerbsquote der ausländischen Bevölkerung aus einem Nicht-EU-Staat lag mit 64 % deutlich niedriger. Dies liegt teilweise an der niedrigeren Quote männlicher Nicht-EU-Ausländer von 75 %, aber auch an der merklich niedrigeren Quote von 51 % unter den Frauen mit entsprechender Staatsangehörigkeit. Die höchste Erwerbsbeteiligung haben Männer mit EU-Staatsangehörigkeit. Von ihnen sind mit 89 % fast neun von zehn Männern auf dem deutschen Arbeitsmarkt aktiv.
Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen nach der Staatsangehörigkeit zeigen sich auch bei der Erwerbslosigkeit. Die Erwerbslosenquote von Personen mit Staatsangehörigkeit eines Nicht-EU-Staates war 2019 mit 9,6 % knapp viermal so hoch wie die Quote der Deutschen im Alter von 15 bis 64 Jahren (2,6 %). Ausländerinnen und Ausländer aus einem EU-Staat nahmen mit einer Erwerbslosenquote von 4,3 % eine Mittelposition ein, lagen aber näher an dem Wert der deutschen Bevölkerung. Insgesamt sind Männer stärker von Erwerbslosigkeit betroffen als Frauen. Das gilt auch differenziert nach Staatsangehörigkeit. Eine Ausnahme bilden jedoch EU-Ausländerinnen, die mit 4,7 % im Jahr 2019 eine etwas höhere Erwerbslosenquote aufwiesen als Männer mit Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Staates (4,0 %).
Neben Geschlecht, Alter und Staatsangehörigkeit spielt der Bildungsstand (siehe Interner Link: Kapitel 2.1, Info 2) eine wichtige Rolle bei der Erwerbsbeteiligung. Von den 25- bis 54-jährigen Personen ohne anerkannten beruflichen Abschluss waren 2019 knapp 71 % auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Personen mit mittlerem beruflichen Bildungsniveau (zum Beispiel einer abgeschlossenen Lehre), hatten eine Erwerbsquote von 91 %. Diejenigen mit einem hohen beruflichen Bildungsniveau (tertiäre Abschlüsse, zum Beispiel Meister-, Fachhochschul- oder Hochschulabschluss) beteiligten sich zu 93 % am Erwerbsleben.
Bei den Erwerbslosenquoten gab es ähnlich deutliche Unterschiede je nach Bildungsstand: Bezogen auf die 25- bis 54-Jährigen waren die Erwerbslosenquoten von Personen ohne anerkannten beruflichen Abschluss 2019 deutlich höher als die Quoten von Personen mit tertiären Abschlüssen. So waren 7,8 % der Personen ohne berufliche Qualifikation erwerbslos, aber nur 1,9 % derjenigen mit einem Hochschul- oder sonstigen tertiären Abschluss.
In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen fallen die Erwerbsquoten deutlicher nach Bildungsstand auseinander. Sie bewegten sich 2019 zwischen 59 % für diejenigen ohne einen beruflichen Abschluss und 85 % für Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Die niedrige Erwerbsbeteiligung älterer Personen ohne anerkannten beruflichen Abschluss ging einher mit einer höheren Erwerbslosenquote von 5,2 %. Bei den Personen mit Hochschulabschluss lag die Erwerbslosenquote bei 1,6 %.
Der grundlegende Zusammenhang von Bildung und Erwerbsbeteiligung ist für Frauen und Männer dieser Altersgruppe gleich, auch wenn sich die Erwerbsbeteiligung der Frauen auf einem insgesamt niedrigeren Niveau befindet. Je höher die berufliche Qualifikation, desto geringer ist der Unterschied in der Erwerbsbeteiligung.