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Audio: 35 Jahre Volkskammerwahl | Deine tägliche Dosis Politik | bpb.de

18. März 2025

Audio: 35 Jahre Volkskammerwahl Deine tägliche Dosis Politik

Audio: 35 Jahre Volkskammerwahl

Guten Morgen,

heute vor 35 Jahren durften die Bürgerinnen und Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR, erstmals ihr Parlament bei freien Wahlen bestimmen. Das Ergebnis der Volkskammerwahl vom 18. März 1990 war richtungsweisend für die deutsche Wiedervereinigung.

Doch wie kam es dazu? 1989, das Jahr des Mauerfalls, war geprägt von den Protest- und Bürgerrechtsbewegungen in der DDR. Die oppositionellen Gruppierungen unterschieden sich in vielen Standpunkten. Trotzdem formulierten sie am 4. Oktober 1989 ein gemeinsames Ziel: Freie Wahlen unter der Kontrolle der Vereinten Nationen. Am 3. November 1989 wiederholten sie diese Forderung in einer „Gemeinsamen Erklärung“. Beschlossen wurde die Wahl von der SED-geführten Regierung im Januar 1990.

Die unterschiedlichen Vorstellungen über die Zukunft der DDR beeinflussten später den Wahlkampf: Einerseits forderten in der Bürgerrechtsbewegung viele einen Verbleib der DDR als eigenständigen, demokratischen Staat. Andererseits wurden bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig auch Forderungen nach einer schnellen Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland laut. Vor der Wahl gab es zahlreiche Parteigründungen und -anpassungen. Die ehemals machthabende SED wurde in PDS – Partei des demokratischen Sozialismus – umbenannt. Die SPD hatte sich Ende 1989 in der DDR neu gegründet. Die „Allianz für Deutschland“ war ein Zusammenschluss aus Ost-CDU, Deutscher Sozialer Union und der Partei Demokratischer Aufbruch. Mehrere Bürgerrechtsgruppen kandidierten gemeinsam als Bündnis 90. Insgesamt traten 24 Parteien und Wahlbündnisse zur Wahl an.

Lange galt die SPD als Favorit – doch der westdeutsche Bundeskanzler Helmut Kohl von der CDU traf kurz vor der Wahl einen Nerv. Er versprach eine schnelle Wirtschafts- und Währungsunion. Die „Allianz für Deutschland“ griff dieses Versprechen auf und forderte eine schnelle Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Sie ging mit rund 48 % der Stimmen als klare Siegerin der Volkskammerwahl hervor. Die SPD erreichte 21,9 %, Dritte wurde die PDS mit 16,4 %. Die Wahlbeteiligung war hoch: Von 12,4 Millionen Wahlberechtigten gaben 93,4 % ihre Stimme ab. Das Ergebnis war das klare Signal für die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Lothar de Maizière von der Ost-CDU wurde in der Folge von der Volkskammer zum ersten und letzten demokratisch legitimierten Ministerpräsidenten der DDR gewählt.

Die neue Regierung schaffte schnell Tatsachen: Bereits im April 1990 wurde die neue Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der Bundesrepublik Deutschland vereinbart. Damit wurden D-Mark und Marktwirtschaft in der DDR eingeführt. Am 3. Oktober 1990 trat die DDR gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes der Bundesrepublik bei. Dieser Tag markierte das Ende der DDR. Seitdem wird am 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit gefeiert.

Fussnoten

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