Vor 235 Jahren: Sturm auf die Bastille
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am Sonntag jährt sich eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Demokratie zum 235. Mal: Dann feiert Frankreich den Sturm auf die Bastille. In den 1780er Jahren stand Frankreich kurz vor dem Staatsbankrott. Hohe Militärausgaben und ein teurer Hofstaat belasteten die Staatsfinanzen zunehmend. Zu dieser Zeit regierte König Ludwig XVI. das Land als Alleinherrscher in einer absolutistischen Monarchie. Im Mai 1789 rief der König die Generalstände zusammen, um über die Finanzkrise zu beraten. Dies war die Vertretung der drei Stände, in die Staat und Gesellschaft eingeteilt waren. Die ersten beiden Stände, Adel und Geistliche, hatten die Stimmenmehrheit und konnten den dritten Stand aus Bürgern, Kaufleuten, Bauern und Handwerkern immer überstimmen. Als die Verhandlungen scheiterten, beriefen Vertreter des dritten Standes eine eigene Nationalversammlung ein. Sie wollten nicht mehr nach Ständen, sondern nach Mehrheiten abstimmen. Damit wandten sie sich von der Monarchie ab und schworen, eine neue Verfassung für Frankreich zu erarbeiten. Ludwig XVI. musste sich schließlich dem Druck beugen und erkannte die neue Nationalversammlung an.
Nach einer Missernte und der daraus resultierenden Hungersnot wuchs in der Bevölkerung der Unmut über den König. Am 14. Juli 1789 versammelten sich über einhunderttausend Pariserinnen und Pariser vor der Bastille, einem berüchtigten Gefängnis und Munitionslager, um gegen die Tyrannei der französischen Monarchie zu protestieren. Die Lage eskalierte, die Demonstrierenden erstürmten das Gefängnis, es gab zahlreiche Tote unter Aufständischen und Wachen. Der Sturm auf die Bastille gilt als die Initialzündung für die Französische Revolution. Der Protest gegen die Monarchie, den Adel und den Klerus weitete sich schnell auf das ganze Land aus.
Die verfassungsgebende Nationalversammlung schaffte schließlich die Privilegien von Adel und Klerus sowie das Feudalsystem ab und rief 1792 die erste Französische Republik aus, deren Flagge und Hymne bis heute bestehen. Frankreich führte allgemeine Menschen- und Bürgerrechte ein, die allerdings zunächst nur den Männern galten. Dennoch waren sie wegweisend für ganz Europa und prägen noch heute das Verständnis von demokratischen Werten. Den Aufbau der ersten Französischen Republik begleiteten Terror und Gewalt gegen politische Gegner. Sie endete, als Napoleon Bonaparte sich 1804 zum Kaiser krönte. Doch die Ideen von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten waren nicht mehr aufzuhalten und verbreiteten fortan sich in der ganzen Welt.