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Internationaler Tag der Muttersprache | Deine tägliche Dosis Politik | bpb.de

Internationaler Tag der Muttersprache Deine tägliche Dosis Politik

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Deine tägliche Dosis Politik - Internationaler Tag der Muttersprache

Zǎoshang hǎo (Chinesisch), subha udǣsanak (Singhalesisch), szép jó reggelt (Ungarisch), śubhōdaya (Kannarisch), sabah al-khayr (Arabisch), guten Morgen!

Heute ist der "Internationale Tag der Muttersprache", ausgerufen von der UNESCO. Aber warum heißt es eigentlich "Mutter"-Sprache?

Der Begriff stammt aus dem frühen Mittelalter und tritt zuerst auf Latein als "Lingua Materna" auf. Er beschreibt die Sprache, die – im Gegensatz zur Bildungssprache Latein – von klein auf im Alltag gelernt und gesprochen wurde, also nicht erst in der Schule. "Muttersprache" ist also eher ein alltäglicher Begriff. In der Wissenschaft unterscheidet man verschiedene Arten von Sprachen. Die Amtssprache etwa – die offizielle Sprache eines Staates für Gesetzgebung, Verwaltung, Gerichte und Schulen. Die sogenannte Erstsprache hingegen ist die Sprache, die ein Mensch beim Aufwachsen als Erstes lernt. Und dann gibt es die Herkunftssprache. Diese bezeichnet eine Sprache, die innerhalb der Familie gesprochen wird, aber nicht die Sprache der umgebenden Mehrheitsgesellschaft ist.

Wie sieht es in Deutschland um diese verschiedenen Arten von Sprachen aus? Schaut man auf Kinder zwischen 3 und 6 Jahren in ganz Deutschland, so sprechen rund 23 % in ihren Familien hauptsächlich eine andere Sprache als Deutsch. Wenn es um Deutsch als Muttersprache geht, so haben diese laut einer repräsentativen Studie etwa 88 % der Menschen in Deutschland. Unter den anderen Muttersprachen sind am häufigsten Russisch, Türkisch, Polnisch, Italienisch und Englisch.

Werden Menschen aufgrund ihrer Sprache diskriminiert, so nennt man das Linguizismus. Eine strukturelle Diskriminierung von Sprachen sehen wir zum Beispiel, wenn ein arabischer Akzent im Deutschen schlechter bewertet wird als ein französischer und so Sprachen unterschiedliche Werte zugeschrieben werden. Menschen mit anderen Herkunftssprachen als Deutsch können noch vor weiteren Barrieren stehen. Zum Beispiel kann die oft als kompliziert empfundene Amtssprache insbesondere Migrant/-innen den Zugang zu Behörden und Bürokratie erschweren.

Mehrsprachig aufzuwachsen galt lange als Nachteil. Häufig wurde angenommen, dass Kinder das Lernen mehrerer Sprachen überfordert oder sie schlechter Deutsch lernen. Heute weiß man, dass die Förderung von Mehrsprachigkeit zu mehr Inklusion und Bildungserfolg führen kann. Auch deshalb legt der Welttag der Muttersprache einen Fokus auf Mehrsprachigkeit im Unterricht. Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt sollen Zugang zu Unterricht in ihrer Hauptsprache erhalten.

In Deutschland verfolgt ein Großteil der Bundesländer dieses Ziel mit sogenanntem herkunftssprachlichen Unterricht. Für Integrationsbeauftragte wie Sprachwissenschaftler/-innen längst überfällig: Denn eine gut ausgebildete Muttersprache erleichtert das Deutschlernen – und schafft mehr Chancengleichheit.

Fussnoten

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