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Heute vor 60 Jahren unterzeichneten Vertreter Frankreichs und der Nationalen Befreiungsfront Algeriens (FLN) die Verträge von Évian. Der über sieben Jahre andauernde Algerienkrieg fand ein Ende.
Die Vorgeschichte
Algerien war 1830 von französischen Truppen besetzt und kolonisiert worden. 1848 wurde das Land von einer Kolonie zum Bestandteil Frankreichs erklärt.
Widerstände gegen die Besatzung und Unabhängigkeitsbestrebungen, besonders nach dem 2. Weltkrieg, wurden gewaltsam niedergeschlagen.
Mitte des 20. Jahrhunderts lebten ca. 1 Mio. Europäer/-innen mit franz. Staatsbürgerschaft auf algerischem Gebiet. Die alg. Bevölkerung (ca. 9 Mio.) besaß die franz. Staatsbürgerschaft, litt aber unter politischen Ungleichheiten und Diskriminierung.
Der Krieg (1954-1962)
Nach erfolglosen Protesten und landesweiten Aufständen 1954 verübte die FLN eine Attentatsserie. Der Kriegsbeginn.
Um den Widerstand zu brechen, schickte die franz. Regierung eine halbe Mio. Soldaten – und legitimierte Massenfestnahmen und Folter.
Der Krieg forderte viele Opfer: Schätzungen variieren zwischen 250.000 bis zu 1,5 Mio..
• Das Vorgehen löste internationale Kritik aus. Aber auch in Frankreich war der Krieg unpopulär. In einem Referendum stimmten 1961 rd. 75 Prozent für die Selbstverwaltung Algeriens.
Die Verträge
Nach langen Verhandlungen und beiderseits fortgesetzter Gewalt wurde am 18. März 1962 in Évian-les-Bains das Friedensabkommen unterzeichnet.
Einen Tag später folgt die Waffenruhe, am 5. Juli 1962 erlangt Algerien schließlich die Unabhängigkeit. 🇩🇿
Die Aufarbeitung
In Frankreich wurde lange über die „Ereignisse in Algerien“ (so die offizielle Sprachregelung) geschwiegen.
Emmanuel Macron setzt sich als erster französischer Präsident mit der Erinnerung an den Krieg auseinander. Eine offizielle Anerkennung der Menschenrechtsverletzungen oder eine Entschuldigung bei der algerischen Regierung gab es aber noch nicht.
Mehr Hintergründe:
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