Bezeichnung für den wechselseitigen Anpassungsprozess von Preis und Menge auf einem Markt, der aufgrund einer zeitlich verzögerten Anpassung des Angebots entsteht. Die grafische Darstellung dieses Zusammenhangs erinnert dabei an ein Spinnennetz. Angenommen wird, dass sich das zukünftige Angebot eines Gutes auf der Grundlage des gegenwärtigen Preises für dieses Gut bildet. Ist der Marktpreis für ein Gut aufgrund einer geringen Angebotsmenge gegenwärtig höher als der Gleichgewichtspreis, werden die Anbieter ihre zukünftige Angebotsmenge erhöhen. Wenn diese Angebotsmenge dann später auf den Markt gebracht wird und über der Menge, bei der sich der Gleichgewichtspreis bildet, liegt, fällt der Preis für dieses Gut. Der unter dem Gleichgewichtspreis liegende Preis bewirkt wiederum, dass die Anbieter ihre zukünftige Angebotsmenge für dieses Gut verringern, was zur Folge hat, dass der Preis zukünftig wieder über den Gleichgewichtspreis steigt.
Die Gültigkeit des Spinnwebtheorems wurde z. B. für den Schweinezyklus bewiesen. So müssen Schweinezüchter heute festlegen, welche Menge sie nächstes Jahr am Markt verkaufen wollen. Die Schweinezüchter planen dabei auf der Basis der Schweinepreise von heute, da die genaue Nachfrage im kommenden Jahr unbekannt ist. Liegt nun der Marktpreis für Schweine durch ein zu geringes Angebot gegenwärtig hoch, werden die Schweinezüchter im nächsten Jahr eine größere Menge auf dem Markt anbieten wollen und erhöhen deshalb schon im laufenden Jahr ihre Produktion. Wird diese Angebotsmenge im nächsten Jahr auf den Markt gebracht, ist jedoch ein Überangebot die Folge. Als Konsequenz des Überangebots an Schweinen sinkt der Schweinepreis. Die Schweinezüchter reagieren und werden weniger produzieren, was im nächsten Jahr aufgrund der dann geringeren Menge wieder zu höheren Schweinepreisen führt usw.
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.