Ein Unternehmen fertigt z. B. mit 6 gleichen Maschinen zu je 3 000 € ihre Produkte. Pro Jahr verliert jede Maschine 20 % ihres Wertes, also 600 €. Da diese Wertverluste den Kunden im Verkaufspreis mit in Rechnung gestellt werden, bekommt der Unternehmer dieses Geld jedes Jahr über die Verkaufserlöse wieder herein. Da dieses Geld für die Neuanschaffung der genutzten Maschinen erst nach vollständiger Abschreibung der Maschinen, hier mit Beginn des 6. Jahres, benötigt wird, können vorher mit den »verdienten« Abschreibungen regelmäßig neue Maschinen beschafft werden.
Diesen modellhaften Ablauf haben die Wissenschaftler Ernst Lohmann (* 1901) und Hans Ruchti (* 1903, † 1988) zu folgender Gesetzmäßigkeit (Lohmann-Ruchti-Effekt) geführt: Mit der Einrechnung des Maschinenwertverlustes in die Verkaufspreise der Produkte (kalkulatorische Abschreibungen) fließen die Abschreibungen regelmäßig wieder in den Betrieb auf das Bankkonto oder in die Kasse zurück. Diese in den Betrieb fließenden Mittel müssten zwar als Ertrag versteuert werden, wenn sie gewinnerhöhend wirken, da sie aber gleichzeitig als Aufwand in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung als bilanzielle Abschreibungen eingesetzt sind, neutralisieren sie eine mögliche Steuerzahlung. Das Geld der Kunden bleibt also im Betrieb. Das Unternehmen kann somit das jeweils eingehende Geld umgehend zum Kauf neuer Maschinen nutzen; diese nachhaltige Erhöhung der Maschinenzahl ermöglicht eine Umsatzausweitung. Deshalb wird die Abschreibungsfinanzierung auch als Kapazitätserweiterungseffekt bezeichnet.
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.