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Iqbal Muḥammad | bpb.de

Iqbal Muḥammad

(1877 – 1938), Philosoph, Politiker und Na­tionaldichter von Pakistan. Iqbal war zunächst Dozent am Go­vernment College in Lahore und ging 1905 nach Cambridge, um ­Phi­losophie und Jura zu studieren. 1907 folgte ein Aufenthalt in Heidelberg und München, wo er promovierte. Dann kehrte er nach Lahore zurück und wurde dort Rechtsanwalt. Er trat der Muslim League bei. In einer Rede am 30.12.​1930 forderte I. für die mehrheitlich muslim. Gebiete im Nordwesten Indiens eine Teilautonomie und die Berücksichtigung des Islams. Pakistan interpretiert dies als die Idee zu seiner Gründung; jedoch distanzierte sich I. schon 1933 in einem Leserbrief an die Times von dieser Auslegung. Philosoph. war er von Hegel und Nietzsche beeinflusst und entwickelte daraus eine Philosophie der Selbstverwirklichung durch «Liebe», worunter er Vitalität und Begeisterung für das Leben verstand. Diese Philosophie legte er 1915 in seinem gereimten Essay «Die Geheimnisse des Selbst» vor und wurde durch seine provokanten Thesen berühmt. Als Dichter war I. von den englischen Romantikern und den persischen Klassikern Interner Link: Ḥāfiẓ und Rūmī geprägt. Er experimentierte mit neuen Gedichtformen und schrieb die ersten Kindergedichte auf Urdu, der Hauptsprache der indischen Muslime. Seine Urdugedichte wurden 1924 herausgegeben, es folgten noch zwei Gedichtbände 1936 und 1937. Seit seiner Hinwendung zur Politik für die Sache der Muslime schrieb er auch auf Persisch, um ein internationales Publikum zu erreichen. In dieser Sprache erschienen «Die Botschaft des Ostens», das von Goethes «West-­Öst­lichem Divan» inspiriert ist, der «Persische Psalter» und das «Buch der Ewigkeit», in dem der Dichter eine fiktive Himmelsreise unternimmt und sich zu Philosophie und Politik äußert. I. begann als Ro­mantiker. Auch seine späteren Gedichte zeigen typisch romant. Strukturen, die aber durch seine Philosophie ergänzt werden. Er gilt heute als Klassiker und Wegbereiter der modernen Urdu-­Literatur, Iqbals Philosophie der Individualität und verantwort­lichen Selbstverwirklichung auf der Basis des Islams hat in den ­letzten Jahren besonders bei progressiven Muslimen in aller Welt Anhänger gefunden. So veranstaltet z. B. das Zentrum für Islamische Theologie in Münster regelmäßig Symposien zu seiner Philosophie.

Literatur: Bürgel, J. C.: Steppe im Sandkorn (Urdu-­Gedichte in Auswahl), 1982. – Iqbal, M.: Botschaft des Ostens (übers.von A. Schimmel), 1977. – Schimmel, A.: Muhammad Iqbal, prophetischer Poet und Philosoph, 1989.

Autor/Autorinnen:Dr. Stephan Popp, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Iranistik, Wien

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten