Inwieweit Andersdenkende und -gläubige, Menschen anderer Hautfarbe oder mit von der Norm des Urteilenden abweichenden Bräuchen u. a. geduldet werden (formale T.) oder das Differente gar als gleichwertig anerkannt wird (inhaltliche T.), ist stets abhängig von den histor. Rahmenbedingungen, der Liberalität oder Repressivität der jeweiligen Herrscher und der Aufgeschlossenheit der Gesellschaften. So gab es in der Vergangenheit auch in der islam. Welt Zeiten und Orte nicht nur weitestreichender Duldung, sondern sogar befruchtender Akzeptanz und Achtung (etwa der Juden und Christen im muslim. Andalusien des Mittelalters;
Literatur:Noth, A.: «Möglichkeiten und Grenzen islamischer Toleranz», Saeculum 29 (1978), 190 – 204. – Schulze, R.: «Toleranzkonzepte in islamischer Tradition», in Wierlacher, A. (Hg.): Kulturthema Toleranz, 1996, 495 – 514. – Wrogemann, H.: Muslime und Christen in der Zivilgesellschaft, 2016.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Stephan Guth, Universität Oslo, Islamwissenschaft, Orientalische Philologie, Begriffsgeschichte
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.