(arab. ḥijāb). Der S. wird traditionell von Frauen und Mädchen nach der Geschlechtsreife außerhalb des Hauses und in Anwesenheit von fremden Männern getragen. Der Koran enthält keine Hinweise auf ein Verschleierungsgebot, doch sollen die Frauen ihre Reize nicht offen zur Schau stellen (Sure 24:31) und sich in ihren Überwurf hüllen (Sure 33:59), damit sie nicht belästigt werden. Die Verschleierung wurde vermutlich seit dem 9. Jh. allgemein üblich und erreichte ihren Höhepunkt im 16. Jh. Diese Entwicklung war mit einem zunehmenden Ausschluss der Frauen aus der Öffentlichkeit verbunden. Der S. als Ausdruck religiöser Überzeugung ist v. a. ein städtisches Kleidungsstück. Drei Haupttypen von S. können unterschieden werden: Gesichtsschleier (gesamtes Gesicht, untere Gesichtshälfte oder Gesichtsmaske), Kopfschleier (Kopftuch) und Körperschleier («Tschador»). Infolge der Veränderung der Kleidungssitten (
Literatur: El-Guindi, F.: Veil. Modesty, Privacy and Resistance, 1999. – Göle, N.: Republik und Schleier. Die muslimische Frau in der Moderne, 1995. – Klein-Hesseling, R./Nökel, S./Werner, K.: Der neue Islam der Frauen. Weibliche Lebenspraxis in der globalisierten Moderne. Fallstudien aus Afrika, Asien und Europa, 1999. – Knieps, C.: Geschichte der Verschleierung der Frau im Islam, 1993. – Cronin, S. (Hrsg.): Anti-veiling campaigns in the Muslim world. Gender, modernism and the politics of dress, 2014.
Autor/Autorinnen:Dr. Friederike Stolleis, Berlin
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.