Die p. S. gehört zur Gruppe der iran. Sprachen, die wiederum einen Teil der indogerman. Sprachen bilden. Weitere lebende iran. Sprachen sind das Paschtu (Afghanistan) und das Ossetische (Kaukasus). Das heute in drei Hauptvarianten (Dari, offizielle Sprache Afghanistans, Tajik in Tadschikistan und Farsi im Iran) vorkommende Neupersische leitet sich vom Altpersischen (bis 4./3. Jh. v. Chr.) sowie dem darauf aufbauenden mittelpersischen Pahlawi (250 v. Chr – 700. n. Chr.), der Hauptsprache des von den Muslimen zerschlagenen Sassanidenreiches, her. Die arab. Eroberung führte zu einer Dominanz der Interner Link: arab. Sprache, da diese nicht nur Idiom der Herrscher, sondern auch sakrale Sprache war und mit der Interner Link: arab. Schrift eine von Muslimen ebenfalls als sakral angesehene Form der Fixierung besaß. Die ältere p. S. konnte sich aber behaupten, indem sie sich islamisierte und sich damit zum Neupersischen wandelte. Ein offensichtlicher Aspekt dieser Wandlung war die Übernahme der arab. Schrift, die mit neuen Zeichen versehen wurde, um dem Lautbestand der p. S. Rechnung zu tragen. Zweitens fand die Übernahme vieler religiöser Termini statt, die ihre orthograph. Gestalt beibehielten. Die Einbindung von Fremdworten ermöglichte die p. S. durch das ihr eigene Phänomen der komplexen Verben. Dabei kann ein Hilfsverb wie kardan («machen») mit jeglichen Nomina verbunden werden. Waren es zunächst arab. Begriffe, so kam im 13.– 16. Jh. auch eine Zahl an mongol. und türk. Begriffen hinzu sowie seit dem 19. Jh. europäische Worte. Allerdings behielt die p. S. einen hohen Grad an Eigenständigkeit. Manche islam. Termini wie «Gebet» (arab. ṣalāt, pers. namāz) wurden nicht arabisiert. Des Weiteren ist die p. S. durch die von dem semit. Arabisch stark abweichende Grammatik getrennt. Sie ähnelt in dieser Hinsicht eher den roman. oder german. Sprachen. Ein früher neupersischer Text ist die Interlinearübersetzung des Korans aus Maschhad (10. Jh.). Später entstanden große Werke der Interner Link: persischen Literatur, dennoch hat die p. S. das Prestige der arab. Sprache als Träger islam. Kultur nicht erreicht, wurde aber als zweite Sprache anerkannt. Das Neupersische erlangte Modellcharakter für die Islamisierung z. B. des türkischen Osmanisch und die Bildung des Urdu (Pakistan), die beide neben dem arab. einen großen persischen Wortschatz aufweisen. Mehr noch als in geschriebener Form war die gesprochene p. S. als lingua franca jahrhundertelang im Osten der islam. Welt verbreitet. Viele Nichtmuttersprachler beherrschten sie, was u. a. durch ihre einfache Morphologie, Nominal- und Verbalflexion erleichtert wurde. Die erheblichen Probleme der Syntax betreffen vor allem die höhere Schriftsprache. Gefördert wurde die p. S. auch dadurch, dass sie zur Hofsprache (Dari, «Höfisch») bedeutender Interner Link: Dynastien avancierte. Besonders die persischstämmigen Samaniden (819 – 1005) verhalfen ihr zu großer Blüte im ostiran. Raum. Die größte Verbreitung erlangte die p. S. dann seit dem 13. Jh. im Mongolenreich. Auf dem Indischen Subkontinent war sie offizielle Sprache bis 1835, als die Amtssprache Englisch wurde. Im Kaukasus wurde sie erst durch die Sprache der russischen Eroberer und verschiedene Turksprachen, in Xinjiang durch das Chinesische verdrängt.
Literatur: Fragner, B.: Die «Persophonie». Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens, 1999.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Ralf Elger, Universität Halle, Orientalistik
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.