(arab. manār oder mināra, «Leuchtturm», auch maʾdhana, «Ort, von dem man den Interner Link: Gebetsruf erschallen lässt»), ein zur Interner Link: Moschee gehöriger Turm, der ausschließlich der Moschee vorbehalten ist. Im Mittelalter finden sich allerdings auch M. bei Medresen. Der Ursprung des M. ist nicht eindeutig. Die frühesten M. haben im 7. Jh. möglicherweise kleinen Ciboria geglichen, die auf der Außenmauer oder auf einem kurzen Turmstumpf saßen und über eine Treppe zu erreichen waren, das sog. «stair-case-minarett». Dieser Typ hat sich bis heute in Ostafrika und im Jemen erhalten. In der Frühzeit besaß nicht jede Moschee ein M., sondern nur die Freitagsmoschee. Von dem Turm aus wurde der Interner Link: Gebetsruf von einem oder mehreren Muezzinen verrichtet, dies ist zumindest in der Frühzeit von der Moschee des Propheten in Medina nachgewiesen, die je einen Turm in den vier Ecken besaß. Später kam die Sitte auf, einer Moschee oder Medrese mehrere M. beizufügen, z. B. die Süleimaniya in Istanbul mit sechs M. (16. Jh.). Bei vielen Moscheen, v. a. in Iran, erklingt der Gebetsruf nicht von den hohen Türmen, sondern von einem kleinen ciborienartigen Aufbau über dem Portal, dem sog. guldasteh. Die Position des M. ist unterschiedlich, der Turm kann direkt angebaut sein oder unabhängig seitwärts stehen. In Iran entwickelten sich Moscheefassaden mit großen Portalen, die seitlich von schlanken Türmen eingefasst werden (Masjid-e Shāh-i Iṣfahān, 1616). Formal lassen sich zwei Typen von Türmen unterscheiden: M. mit einem quadrat. Schaft, deren Vorbild wahrscheinlich bei antiken Leuchttürmen zu suchen ist, und M. mit Rundschaft, die z. T. auf einen quadrat. Sockel gesetzt werden. Quadrat. Türme sind v. a. im Mittelmeerraum zu finden, Rundtürme in Iran, Indien, Zentralasien und der Türkei. Die Abstufung eines Turmschaftes in Geschosse mit unterschiedlichen Abschnitten entwickelte sich v. a. in Ägypten unter den Mamluken (13.– 15. Jh.). Eine Ideallösung stellt das hohe, pfeilartige M. der osman. Moscheen dar, das bis heute – wenn auch unerreicht – Vorbildcharakter besitzt. Daneben dient häufig ein montierter Lautsprecher als «M.» für den Gebetsruf.
Literatur: Bloom J.: Minaret. Symbol of Islam, 1989. – Schacht, J.: «Ein archaischer Minarett-Typ in Ägypten und Anatolien», Ars islamica 5 (1938), 46 – 54.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Barbara Finster, Universität Bamberg, Islamische Kunst und Archäologie
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.