(arab. miḥrāb), Gebetsnische in einer Interner Link: Moschee, die zusammen mit der gesamten Wand die Richtung des Gebets nach Interner Link: Mekka anzeigt. Der Interner Link: Imam nimmt für die Leitung des Gebetes Aufstellung vor dem M. Damit ist gleichzeitig für ihn ein «reiner Raum» bezeichnet, der für ein gültiges Gebet notwendig ist. Formal bildet der M. meist eine mehr oder minder große apsidiale Nische mit halbrundem oder rechteckigem Grundriss, kann aber auch als Steintafel mit der Darstellung einer Nische ausgebildet sein. Im andalus. und nordafrikan. Raum ist der M. oft als eigener kleiner Kuppelraum ausgestaltet (Moschee von Cordoba). Der Schmuck einer Moschee konzentriert sich im Allgemeinen auf den M. und auf die Zone um den M., damit gilt der M. als besonders sakraler Ort. Oft wird das Mihrabjoch mit einer Kuppel ausgestattet, die den Platz des Imam auszeichnet. In Zeiten besonders strenger religiöser Anschauungen wurde der reich geschmückte M. zerstört oder weiß übertüncht, um die Gläubigen nicht vom Gebet abzulenken. Als Kunstwerk wurde der M. in verschiedenen Materialien gestaltet: Marmor, Stuck, Holz und Fayencen. Inschriftenbänder mit bestimmten Suren aus dem Koran, die die Größe und Allmacht Gottes ausdrücken (Thronvers 225, Sure 2), sowie das Glaubensbekenntnis bilden die Begrenzung. Symbole wie die Darstellung einer Lampe, die nach Sure 24:35 als Zeichen für Gott steht, Lebensbaummotive oder der arab. Schriftzug «Allāh» verleihen der Nische zusätzlich einen sakralen Charakter. In den modernen Moscheen bevorzugt man die einfache, ungeschmückte Nische. Formal lässt sich die Mihrabnische aus dem spätantiken Formenkanon ableiten, wo sie ebenfalls als «Hoheitszeichen» diente. Der erste M. wurde in Nischenform in den Jahren 706/07 in der Moschee von Interner Link: Medina erbaut und galt als «Neuerung». Vorher muss aber schon ein Zeichen bestanden haben, wahrscheinlich eine Tafel mit Bogenmotiv, die bis heute als M. ihre Gültigkeit bewahrt hat. Bereits in Medina soll der M. kostbar geschmückt gewesen sein und in der Nische den Stab des Propheten enthalten haben.
Literatur: Kuban, D.: Muslim Religious Architecture, Bd. 1, 1971. – Papadopoulo, A. (Hg.): Le mihrab dans l’architecture et la religion musulmanes, Actes du colloque international tenu à Paris en mai 1980, 1980.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Barbara Finster, Universität Bamberg, Islamische Kunst und Archäologie
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.