Nach dem Koran ist der M. (wie Interner Link: Adam) aus Lehm erschaffen, dem Gott seinen Geist einblies (Sure 32:8 ff.). Die Entwicklung vom Samentropfen über den Embryo zum M., der reift und altert, ist in Sure 40:67 ff. angesprochen; seine Zeit im Diesseits ist begrenzt (Sure 23:12 ff.). Der M. ist also aus niedrigen Substanzen erschaffen worden (Suren 96:1, 75:36 – 39, 86:5 – 7). Andererseits durchläuft der M. im Mutterleib die drei Naturreiche (Interner Link: Weltbild) und gelangt über sie hinaus: Er ist das höchste Geschöpf, Gottes Stellvertreter (Sure 2:30). In der Interner Link: Mystik gilt der M. als Mikrokosmos. Gott hat mit dem M. einen Bund geschlossen (Sure 7:172). Die ganze Interner Link: Schöpfung soll ihm zum Besten dienen (Suren 55, 2:29 f.), andererseits ist die Welt nur der vergängliche Ort, an dem es das Jenseits zu erwerben gilt. Den Menschen zeichnen die Kenntnis der Namen Gottes (Sure 2:30 – 33), Rede und Intellekt aus. Aufgrund seiner Kreatürlichkeit entspricht die dienende Hinwendung (arab. islām) zu seinem Schöpfer seiner ursprünglichen Natur, nach der der M. zu Gott und zum Heil erschaffen ist (arab. fiṭra, im Gegensatz zum christlichen Konzept der Erbsünde). Aufgrund seiner intellektuellen Fähigkeiten ist der M. verführbar (Interner Link: Satan). Seine «Triebseele» (nafs) stachelt ihn zum Übel an (Sure 12:53). Obwohl alle Dinge von Gott bestimmt sind, wird der M. vor dem Interner Link: Jüngsten Gericht für seine Werke zur Verantwortung gezogen. Diese Verantwortlichkeit sowie die Gleichheit der M. werden in der Moderne zunehmend betont.
Literatur:Le Gai Eaton, C.: Art. «Man», in Nasr, S. (Hg.): Islamic Spirituality. Foundations, 1987, 358 – 377. – Gimaret, D.: Theorie de L’Acte Humain en Theologie Musulmane, 2012. – Ritter, H.: Das Meer der Seele. Mensch, Welt und Gott in den Geschichten des Farīduddīn ʿAṭṭār, 1955.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Gottfried Hagen, University of Michigan, Turkish Studies
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.