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Kino | bpb.de

Kino

Schon kurz nach der Entstehung der ersten filmischen Produktionen der Brüder Lumière wurden diese zwischen 1896 und 1900 in Alexandria, Istanbul, Nordafrika und Teheran gezeigt, bald darauf wurde mit der Einrichtung erster Vorführsäle begonnen. Die ersten einheim. Kurzfilme entstanden 1922 in Tunesien, Ägypten und der Türkei, es folgten Dokumentar- und Spielfilme. Die Azhar-­Universität verhinderte 1926 durch eine Interner Link: Fatwa die Entstehung des Films eines türk. Produzenten, in dem der ägypt. Theaterstar Yūsuf Wahbī den Propheten spielen sollte. Gab es bis in die 1950 er Jahre noch Proteste von Seiten islam. Organisationen gegen das Zeigen der Person Muḥammads auf der Leinwand, so machen sich heute viele islam. Gruppierungen das Medium Film zu eigen, indem sie religiöse Lehrfilme, Historienfilme aus der Frühzeit des Islams oder moralisierende Spielfilme als pädagog. Mittel einsetzen. Religiös motivierte Opposition gegen Filme richtet sich u. a. gegen das Zeigen von Gewalt, freizügiger Liebesszenen oder Interner Link: Alkohol trinkender Muslime. Zu vielen K. hatten Frauen zunächst keinen Zutritt; nur in Iran wurden Ende der 1920 er Jahre Vorführsäle für Frauen errichtet, in Syrien gab es Matineen für Frauen. Die ersten Tonfilme in Ägypten 1932 stellten gleichzeitig auch den Auftakt eines neuen Genres, des Musikfilms, dar. Komödien, Revuen und Melodramen wurden unter Mitwirkung bekannter Komponisten, Sängerinnen und Sänger gedreht und in die gesamte arab. Welt exportiert. Kairo avancierte zum Zentrum des arab. Films, genannt «Hollywood am Nil». Nach dem Erreichen ihrer Unabhängigkeit errichteten die meisten Staaten nationale Filmgesellschaften und Produktionsfirmen. Trotzdem ist die staatliche Förderung nicht besonders groß, viele Cineasten müssen mit einem kleinen Budget auskommen oder sich ausländ. Geldgeber suchen. Waren es neben Musikfilmen zunächst durch Nationalismus inspirierte Filme, die kulturelle Identität und Kolonialismus als Thema aufgriffen, so nahmen später kommerzielle Produktionen zu, bis sich seit dem Ende der 1960 er Jahre eine neue Avantgarde progressiver Filme­macher bildete, welche vermehrt Sozialkritik darstellten. In Iran wurde nach der Revolution 1979 die Einführung eines Codes mit dem Ziel eines «Islam. K.» beschlossen, welches den religiösen Vorstellungen der Geistlichen Rechnung tragen sollte. Strenge Zensurbestimmungen polit. oder moral. Art ließen viele Regisseure emigrieren oder sich der Darstellung individueller und psycholog. Themen widmen. Trotz aller Schwierigkeiten haben viele Filme­macher, seit Mitte der 1980 er Jahre darunter verstärkt Frauen, sich international einen Namen gemacht. In vielen ihrer Herkunfts­länder hat sich eine interessante Szene mit Spielfilmen, Dokumentationen, Kurzfilmen, Videokunst und internationalen Festivals entwickelt.

Autor/Autorinnen:Dr. Ines Weinrich, Universität Bochum, Arabistik und Islamkunde

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten