für die christliche (paulin.) Lehre zentraler Begriff, dessen vielfältiges Bedeutungsfeld in der islam. Theologie teilweise von mehreren anderen Konzepten abgedeckt wird; einige Aspekte bleiben jedoch auch ohne Entsprechung. Fremd sind dem islam. Dogma insbesondere der Gedanke einer der Erlösung durch Gottes Gnade bedürftigen (erb-) sündigen Menschheit sowie die Vorstellung vom Kreuzestod Christi als ebendiese Erlösung bewirkendes göttliches Gnadenopfer. Wichtige Begebenheiten der Heilsgeschichte (menschengerechte Einrichtung und harmon. Ordnung der Welt, die Offenbarung u. a.) deutet die islam. Theologie ebenfalls nicht als einer «gefallenen» Menschheit zuteilgewordene G., sondern als Akt der allumfassenden Gunst und Wohltätigkeit (arab. raḥma), grenzenlosen Freigebigkeit (arab. karāma) und gütigen Fürsorge (arab. rizq) Gottes gegenüber den in Unkenntnis des heilvollen rechten Wegs dahinvegetierenden oder irregeleiteten (aber nicht sündigen!) Geschöpfen. Die Begriffe raḥma, karāma, rizq und ähnliche enthalten den auch für «G.» konstitutiven Aspekt einer häufig (besonders in der
Literatur: Gimaret, D.: Art. «Raḥma», The Encyclopaedia of Islam, second edition. – Wensinck, A. J. [& Gardet, L.]: Art. «Khaṭīʾa», The Encyclopaedia of Islam, second edition.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Stephan Guth, Universität Oslo, Islamwissenschaft, Orientalische Philologie, Begriffsgeschichte
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.