(arab. allāh, evtl. aus al-ilāh «der [alleinige] G.», pers. auch khodā, «Herr», türk. auch tanrı, eine schon alttürk. Gottheitsbezeichnung). Das Gottesbild des Islams ließ, noch bevor die islam. Interner Link: Theologie ab dem 9. Jh. es systematisierte und im Detail ausarbeitete, einige Hauptzüge erkennen, die es auch heute noch weitgehend bestimmen. a) G.es «Einsheit» (T. Nagel): Dass es außer dem einen und einzigen G. keine anderen Götter gibt, ist Teil des muslim. Interner Link: Glaubensbekenntnisses. Der strenge Monotheismus, d. h. die Lehre von G. als dem Unteilbar-und-absolut-Einen, ist ein Hauptdogma der islam. Theologie (die sich deshalb auch ʿilm at-tauḥīd, arab. «Wissenschaft vom Einsheit-Bekennen», nennt). Die christliche Dreifaltigkeit wird zumeist als der Einsheit widersprechende und dem Verbot der «Beigesellung» (arab. shirk) zuwiderlaufende Aufspaltung interpretiert. b) G.es Allmacht und absolute Größe: G. sieht, hört, weiß alles, er ist der allgewaltige Schöpfer des Universums, Herr über Werden und Vergehen, alles Geschehen und Handeln folgt seinem Willen. Allāhu akbar bedeutet: «G. ist überaus groß», der schlechthin und unvorstellbar Große, in seiner Transzendenz ewig unerkennbar, unsagbar, geheimnisvoll. c) Gerechtigkeit: G. ist der Richter des Interner Link: Jüngsten Gerichts, der am «Tag der Abrechnung» die Taten der Menschen absolut gerecht beurteilt und vergilt (Interner Link: Hölle und Paradies). d) Unermessliche Güte (arab. raḥma): Sie erweist sich nicht nur, wenn G. beim Weltgericht zuweilen von Bestrafung absieht und den Sündern verzeiht (Interner Link: Gnade). Zeichen der raḥma sind vielmehr die gesamte Interner Link: Schöpfung selbst und die Selbstmitteilung G.es in seinem Sprechen zur Menschheit (Interner Link: Offenbarung), v. a. also das Interner Link: Wunder des Interner Link: Korans, wodurch G. den Menschen die Möglichkeit gibt zu erkennen, was recht ist, und den «geebneten Weg» (d. i. die Interner Link: Scharia) zu beschreiten. Zur Herstellung einer persönlichen Beziehung der Gläubigen zu G.: Interner Link: Gebet, Interner Link: Mystik, Interner Link: Dhikr, Interner Link: Jihad. Zur Hingabe des Menschen an G.: Interner Link: Islam. Zur Auffassung der Mensch-G.-Beziehung als vertragsrechtliche Bindung: Interner Link: Apostasie.
Literatur: Gardet, L.: Art. «Allāh», The Encyclopaedia of Islam, second edition.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Stephan Guth, Universität Oslo, Islamwissenschaft, Orientalische Philologie, Begriffsgeschichte
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.