In der Forschung werden auch die Bezeichnungen «Islamismus», «Integrismus» oder «islam. Nativismus» verwendet; eine selten gebrauchte arab. Übersetzung lautet in einer während der 1970 er Jahre aufgekommenen Neuschöpfung «uṣūlīya». Der Begriff des F. wurde zuerst auf eine Gruppe amerikan. Theologen in den Jahren 1909 – 1915 angewandt, welche sich u. a. für eine wörtliche Auslegung der Bibel aussprachen. Erst ein halbes Jahrhundert später hat man diesen Begriff auf Erscheinungen in anderen Religionen (Hinduismus, Judentum und Islam) ausgeweitet. Als allen Formen des F. gemein wird das Streben nach einer reinigenden Reform bestehender Glaubensinhalte und religiöser Praktiken vor dem Hintergrund der eigenen Vorstellung von den grundsätzlichen Prinzipien und Normen der vertretenden Religion angesehen. Die Fundamentalisten sehen ihre Auslegung der heiligen Texte als die einzig gültige an. Umstritten ist, ob der i. F. ein Phänomen der Moderne darstellt oder sich Verbindungslinien zu früheren vormodernen Bewegungen wie den
Literatur: Basbous, A.: L’islamisme, une révolution avortée?, 2000. – Lawrence, B. B.: Defenders of God. The Fundamentalist Revolt against the Modern Age, 1989. – Polanz, C.: Das ganze Leben als Ǧihād. Yūsuf al-Qaraḍāwī und der multidimensionale Einsatz auf dem Wege Allahs, 2016.
Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Stephan Conermann, Universität Bonn, Orientalistik
Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.