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Berber | bpb.de

Berber

(arab. barbarī, pl. barābir/barābira, Eigenbezeichnung u. a. amazigh oder amahagh), Bezeichnung griechischen Ursprungs für vornehmlich in Nordafrika ansässige Bevölkerungsgruppen ungeklärter histor. Herkunft, deren Siedlungsgebiete sich von der Oase Siwa in Ägypten über die Atlantikküste bis zum Nigerbogen erstrecken. Auch die Tuareg (arab. ṭawāriq) der südlichen Sahara gehören zu den B. Die B. sprechen lokale Varianten einer meist als ­tamazight oder tamahaqq bezeichneten Sprache, sind im arab. Sprachraum jedoch häufig zweisprachig oder vollkommen arabisiert. Ihre Islamisierung begann mit der arab. Eroberung des Maghreb während der zweiten Hälfte des 7. Jh. Zu Beginn des 8. Jh. trugen Soldaten berber. Abstammung entscheidend zum Erfolg der muslim. Eroberungsarmeen in Nordafrika und auf der Iber. Halbinsel bei. Die ungleiche Behandlung durch arab. Muslime förderte Abspaltungen vom sunnit. Islam. Während die zeitweise in Nordafrika vorherrschende schiit. Glaubensrichtung unter B. völlig eliminiert war, konnte sich der kharijit. Islam in einigen Randgebieten des Maghreb bis heute behaupten. Größere polit. Einheiten, wie die Interner Link: Dynastien der Almorawiden (11.– 12. Jh.) und der Almohaden (12.– 13. Jh.), bildeten B. in ihrer Geschichte nur selten. In der Zeit der kolonialen Durchdringung des Maghreb leisteten v. a. B. lang anhaltenden Widerstand. Während Frankreich in Marokko und Algerien – in beiden Staaten stellen sie bis heute einen hohen Bevölkerungsanteil – im Zuge einer Politik des «Teilens und Herrschens» die ethnischen Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen betonte, stellten die Unabhängigkeitsbewegungen das einigende Band des Islams in den Vordergrund. Nach der Wiedererlangung staatlicher Unabhängigkeit wurde die kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit der B. in Marokko und Algerien als Bedrohung der nationalen Einheit erachtet und unterdrückt. Erst seit den 1990 er Jahren sind in beiden Maghrebstaaten gewisse Lockerungen ihrer restriktiven Politik gegenüber kulturellen Bewegungen der B. zu beobachten. Im Norden des westafrikan. Mali (Afrika) kam es seit der Unabhängigkeit immer wieder zu bewaffneten Konflikten zwischen der zentralstaatlichen Macht und den Tuareg-­B.

Literatur: Brett, M./Fentress, E.: The Berbers, 1996. – Neumann, W.: Die Berber. Vielfalt und Einheit einer alten nordafrikanischen Kultur, 1983. – Pfeifer, K.: «Wir sind keine Araber!» Amazighische Identitätskonstruktion in Marokko, 2015.

Autor/Autorinnen:Dr. Franz Kogelmann, Universität Bayreuth, Islamwissenschaft

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten