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Kernenergie / Atomenergie | bpb.de

Kernenergie / Atomenergie

Gerd Schneider Christiane Toyka-Seid

Das Atomkraftwerk Fukushima, bevor es nach dem Erdbeben zu einem GAU kam und das Kraftwerk zerstört wurde. (© AP Photos)

Energie der Atomkerne

Mit "Kernenergie" wird die Energie bezeichnet, die in Atomkernen enthalten ist. In der Umgangssprache sagt man auch "Atomenergie". Noch vor 150 Jahren waren die Wissenschaftler davon überzeugt, dass Atome die kleinsten, nicht mehr teilbaren Bausteine unserer Materie sind. Im Jahre 1938 gelang es den deutschen Physikern Otto Hahn und Fritz Strassmann, Atome in kleinere Teile zu spalten. Bei diesem komplizierten Vorgang entsteht sehr viel Energie. Zugleich entsteht radioaktive Strahlung. Sie ist für Menschen höchst gefährlich.

Nutzung für Atomwaffen

Viele Staaten der Welt verfügen über das Wissen, wie Kernenergie gewonnen werden kann. Manche Staaten haben diese Technik genutzt, um Waffen herzustellen (Atombomben, Atomraketen, Atomgranaten). Doch eingesetzt wurden die Waffen nur einmal am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Auswirkungen waren schrecklich. Die Atombomben, die die Amerikaner 1945 über Hiroshima und Nagasaki abwarfen, haben ungeheure Zerstörungen angerichtet. Tausende von Menschen starben. Viele Menschen haben durch die radioaktiven Strahlungen ihre Gesundheit verloren, viele starben an den Folgen der Verstrahlung.

Friedliche Nutzung: Energiegewinnung

Die Atomenergie wird nicht nur für die Herstellung von Waffen, sondern auch für friedliche Zwecke eingesetzt. Dabei benutzt man die Hitzestrahlung, die bei der Spaltung entsteht. Sie verwandelt Wasser in Dampf, der wiederum Turbinen für die Stromerzeugung antreibt. In Kernkraftwerken wird bei diesem Prozess die Kernspaltung kontrolliert vorgenommen. Der Brennstoff sind meist die Atomkerne von Uran oder Plutonium. Gegen die gefährliche radioaktive Strahlung, die bei dem Spaltungs- und Umwandlungsprozess entsteht, werden in diesen Kraftwerken dicke Schutzhüllen aus Beton und Stahl gebaut. Eine hoch komplizierte Technik steuert die Kernspaltung.

Gefahren durch radioaktive Strahlung

Bei dem komplizierten Vorgang der Atomspaltung entsteht sehr viel Energie. Aber es entsteht auch radioaktive Strahlung. Für Menschen ist sie höchst gefährlich, weil die Strahlung menschliche Organe angreift und Krebs erzeugen kann. Sicher beherrschbar ist diese Technik bis heute nicht. In der Vergangenheit ist es immer wieder zu schweren Unfällen gekommen: in Harrisburg/USA (1979) und in Tschernobyl/Ukraine (1986) und im japanischen Kernkraftwerk Fukushima (2011). Nach einem Erdbeben und einem gewaltigen Tsunami in Japan zeigte sich durch die Beschädigungen der Kernkraftwerke, welche Risiken diese Art der Energieerzeugung für die Menschen bedeutet. Die Gefahr, dass radioaktive Strahlung in die Umwelt gelangt, ist das große Risiko, das bei dieser Technik gegeben ist. Wenn die Strahlung sehr hoch ist, kann das sogar zum Tod führen.

Ungelöstes Problem: Endlagerung

Ein weiteres sehr hohes Risiko für Menschen und Umwelt besteht darin, dass die Abfälle aus den Kernkraftwerken mehrere tausend Jahre lang gefährliche Strahlung aussenden können. Eine sichere Endlagerstätte für die Abfälle, die bei diesen Brennvorgängen entstehen, ist in Deutschland und auch sonst in keinem Land der Welt bisher gefunden worden.

Deutschland: Abschied von der Atomenergie

Nach dem schrecklichen Unfall im Kernkraftwerk Fukushima hat die Bundesregierung entschieden, dass in Deutschland die Stromgewinnung nicht mehr über Kernkraftwerke erfolgen soll. Im April 2023 wurden die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet.

Nutzung in der Medizin

In der Medizin werden radioaktive Strahlen gezielt eingesetzt, um etwa mit Hilfe von Röntgenstrahlung Erkrankungen im Körper aufzuspüren. Auch in der Krebstherapie wird Strahlung eingesetzt, um schnell wachsendes Gewebe wie Tumore gezielt zu vernichten.

Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2024.

Fussnoten