[* 21.12.1975 in Namur, Belgien] belg. Politiker und Präsident des Europäischen Rates (seit 1.12.2019).
Studium der Rechtswissenschaft in Brüssel und Amsterdam, 1998 Zulassung als Rechtsanwalt. Mitglied in der liberalen Partei Mouvement Réformateur (MR); Sitz im Regionalparlament der Provinz Wallonisch-Brabant, bis 1995 Vizepräsident, 1999 Einzug als jüngster Abgeordneter (wie zuvor schon sein Vater Louis Michel) in die nationale Abgeordnetenkammer; zwischenzeitlich Mitglied (2000–04) in der wallonischen Regionalregierung als Innenminister sowie Mitglied im Gemeinderat von Wavre (seit 2000) und seit Oktober 2006 dort Bürgermeister; Minister in der föderalen Regierung, Parteivorsitz (MR) seit 2011; nach den föderalen Wahlen 2014 wurde M. als Überraschungskandidat zum Regierungschef ernannt (Abgabe des Parteivorsitzes). Bei den Wahlen am 26.5.2019 verloren die Parteien der Regierungskoalition, die Rechtspopulisten (Vlaams Belang) konnten deutliche Zugewinne erzielen. Der Europäische Rat, also die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten einigten sich Anfang Juli 2019 auf M. als Nachfolger von Donald Tusk im Amt des Präsidenten des Europäischen Rates, das mit dem Vertrag von Lissabon (2009) neu geschaffen wurde. Dass nach Herman van Rompuy (2009–14) mit M. zum zweiten Mal ein belgischer Politiker diesen wichtigen Posten übernimmt, ist kein Zufall: In der belgischen Politik werden, wie auch in der EU-Politik, von Spitzenpolitikern ein hohes Maß an Organisationstalent und Verhandlungsgeschick erwartet: »Wer Belgien kann, kann auch EU« (F.A.Z. vom 29.11.2019)
Internet
Literatur
Munzinger-Archiv
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: M. Große Hüttmann
Siehe auch: