Verallgemeinernd versteht man unter den V. den föderalistischen Zusammenschluss der europ. Länder unter einem supranationalen Dach, ähnlich den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Forderung nach der Gründung der V. durchzieht die Geschichte der europ. Einigung und gilt bis heute vielen als Leitbild der zukünftigen Entwicklung Europa – früheste prominente Erwähnung durch den frz. Schriftsteller Victor Hugo 1851; seit dem Ende des 1. Weltkrieges in unterschiedlichen politischen Kontexten zu finden, etwa in Coudenhove-Kalergis »Paneuropa« oder im Parteiprogramm der SPD von 1925, in den föderalistischen Nachkriegsplanungen der Résistance gegen die nationalsozialistische Besatzung in Europa oder in der europ. Bewegung der Nachkriegszeit. 1946 forderte der brit. Politiker Winston Churchill in Zürich die Gründung der V. Widersprochen wurde der Idee v. a. von jenen, die supranationale Elemente in der europ. Integration ablehnten. Prominentester Vertreter war der frz. Präsident Charles de Gaulle, der den V. in den 1960er-Jahren die Idee eines »Europas der Vaterländer« entgegensetzte. 2011 plädierte Ursula von der Leyen, die amtierende EU-Kommissionspräsidentin, in einem Interview (damals war sie Bundesarbeitsministerin) für die Vision der V. »nach dem Muster der föderalen Staaten Schweiz, Deutschland oder Europa«.
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: V. Conze
Siehe auch: