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Süderweiterung | bpb.de

Süderweiterung

B. Lippert

Die S. war die zweite Erweiterungsrunde der EG. Sie erfolgte in 2 Phasen:

• 1981 trat Griechenland der EG bei,

• 1986 folgten Spanien und Portugal.

Bis Mitte der 1970er-Jahre kamen die 3 südlichen Länder wegen ihrer autoritären politischen Systeme für eine EG-Mitgliedschaft nicht in Betracht. Als sich dort jedoch der Wandel zur Demokratie durchsetzte, wollte die EG durch die Perspektive der Mitgliedschaft zur Konsolidierung beitragen. Seitdem gilt die Beitrittsperspektive im Erweiterungsdiskurs als Anker für Demokratisierung und Modernisierung. Griechenland stellte im Juni 1975 den Beitrittsantrag, Portugal im März 1977, Spanien folgte im Juli 1977. Mit Griechenland wurden Verhandlungen vom Juli 1976 bis zur Vertragsunterzeichnung im Mai 1979 geführt. Mit Portugal und Spanien begannen die Verhandlungen erst im Oktober 1978 bzw. Februar 1979 und endeten mit der Vertragsunterzeichnung im Juni 1985. Die Vorreiterrolle von Griechenland ergab sich aus dem Drängen von Frankreich und wegen der langsameren Reformentwicklung auf der Iberischen Halbinsel. Die schwierigen Verhandlungskapitel bei der S. betrafen südliche Agrarprodukte sowie die Arbeitnehmerfreizügigkeit (7 Jahre Übergangsregelung). Die S. wirkte nach durch die politische Aufwertung und den finanziellen Ausbau der Struktur- und Regionalpolitik zur Einebnung der großen sozioökonomischen Divergenzen in der EG-12. Griechenland zeichnete sich im Weiteren durch eine souveränitätsorientierte Europapolitik und unterdurchschnittliche Wohlstandsentwicklung aus, während das integrationsfreundliche Spanien auch in wirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich war. Alle 3 Länder gehören weiterhin zu den Kohäsionsländern. Sie sind Mitglieder der Eurozone und stehen seit 2010 im Zentrum der Verschuldungskrise.

Literatur

  • H. Hasenpflug/B. Kohler (Hg.): Die Süd-Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft. Wende oder Ende der Integration?, Hamburg 1977.

aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: B. Lippert

Fussnoten

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