Am 5.6.1947 verkündete US-Außenminister George C. Marshall ein umfangreiches Hilfsprogramm für Europa nach dem 2. Weltkrieg. Es wurde am 3.4.1948 vom US-Kongress beschlossen, bezog 16 Länder ein, darunter Westdeutschland, die westeurop. Staaten, Griechenland und die Türkei. Die UdSSR und ihre Satellitenstaaten lehnten eine Teilnahme ab. Der M. sollte die internationale Wirtschaftsordnung stabilisieren, die wirtschaftliche Krise in Europa beenden und in den Teilnehmerstaaten ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht schaffen. Dazu vergaben die USA bis 1952 rund 14 Mrd. US-$ in Form von Krediten, Sachlieferungen sowie nicht rückzahlbaren Finanzhilfen; den größten Anteil erhielt Großbritannien, gefolgt von Frankreich, Italien und Westdeutschland. Auf amerik. Seite wurde zur Koordinierung die Economic Cooperation Administration gegründet, in den Teilnehmerländern entstanden eigene Marshallplanbehörden und -ministerien; auf europ. Ebene entstand das Committee of European Economic Cooperation, später die Organization for European Economic Cooperation, die einen wichtigen Impuls für den europ. Einigungsprozess gab. Im Zusammenhang mit der europ. Staatsschulden- und Finanzkrise (seit 2010) wurde immer wieder die Neuauflage eines M. zur Rettung der Eurozone bzw. der Eurokrisenstaaten (z. B. Griechenland) diskutiert.
Literatur
G. Bischof: Der Marshall-Plan in Europa 1947–1952, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), B 22-23/1997, S. 3-17.
N. Crafts: Saving the Eurozone: Is a »Real« Marshall Plan the Answer? Chatham House Paper, London 2012 (Download: www. chathamhouse.org).
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: G. Metzler