[* 3.4.1930 † 16.6.2017] dt. Politiker (CDU). Studium (Geschichte, Staatswissenschaften) mit Promotion. In Rheinland-Pfalz Abgeordneter (ab 1959) und Ministerpräsident (1969–76). CDU-Chef (1973–98). Bundestagsabgeordneter (1976–2002), ab 1976 Fraktionschef, dann Bundeskanzler (1982–98). Schulterschluss mit Paris und früh Initiativen für eine Forcierung der zuletzt erlahmten Integration. Dies betraf besonders die Stärkung der politischen Einheit und der wirtschaftlichen Integration (Vertrag von Maastricht und Wirtschafts- und Währungsunion).
K. verknüpfte die dt. Einheit mit einer verstärkten Europäisierung, ohne die atlantische Verankerung zu lockern. Er unterstützte mehrere Erweiterungsrunden und förderte die rasche Anbindung der Reformstaaten Mitteleuropas an die EU. Neben Jean Monnet, dem ersten Präsidenten der Hohen Behörde der Montanunion, wurde K. 1998 zum zweiten »Ehrenbürger Europas« ernannt. Um seine Bedeutung als Wegbereiter der europ. Einigung zu würdigen, wurde für K. eine Art »europäischer« Staatsakt im Europäischen Parlament mit zahlreichen internationalen politischen Weggefährten am 1.7.2017 in Straßburg organisiert.
Literatur
Munzinger-Archiv.
U. Keßler: Deutsche Europapolitik unter Helmut Kohl: Europäische Integration als »kategorischer Imperativ«?, in: G. Müller-Brandeck-Bocquet u. a.: Deutsche Europapolitik. Von Adenauer bis Merkel, 2. Aufl., Wiesbaden 2010, S. 119-171.
H. Meyer: Deutsche Europapolitik unter Helmut Kohl. Die Auswirkungen des politischen Umfeldes auf die Integrationsbereitschaft der Bundesregierung, Berlin 2004.
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: Ch. Stehle