Auf dem H. trafen sich vom 7.–10.5.1948 über 700 Politiker, Wirtschaftsvertreter, Gewerkschafter, Kirchenvertreter, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle aus 28 europ. Ländern, um wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs über die Zukunft Europas zu diskutieren. Jedes Land konnte 15 Repräsentanten plus 2 zusätzliche Vertreter für jede Mio. Einwohner entsenden. Von dt. Seite waren u. a. der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer und Walter Hallstein, der erste Kommissionspräsident der EWG, vertreten; Adenauer und sein wichtigster europapolitischer Mitstreiter Hallstein lernten sich hier kennen. Den Haag wurde als Tagungsort gewählt, weil eine niederl. Großbank die Kosten für die Organisation übernommen hatte. In einem politischen Ausschuss, Wirtschafts- und Sozialausschuss und kulturellen Ausschuss wurden die unterschiedlichen Themen beraten und jeweils mit sehr großer Mehrheit beschlossen. Obwohl der brit. Premierminister Winston Churchill und sein Schwiegersohn Duncan Sandys zu den Initiatoren des H. gehörten, spielten die brit. Vertreter eine untergeordnete Rolle, da sie eine enge Anbindung Großbritanniens an Europa ablehnten. Der H. gilt als ein Meilenstein in der Geschichte der europ. Integration. Dieses Netzwerk stieß auf großes Interesse; an einer öffentlichen Veranstaltung nehmen etwa 40.000 Gäste teil. Konkrete Ergebnisse des H. waren zum einen der Aufbau der Europäischen Bewegung, die sich seit ihrer Gründung am 25.10.1948 für die Einigung in Europa einsetzt und zum anderen die Gründung des Europarates als einem ersten Schritt in Richtung einer engeren Zusammenarbeit.
Literatur
W. Loth: Vor 60 Jahren: der Haager Europa-Kongress, in: integration, H. 2/2008, S. 179-190.
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: M. Große Hüttmann
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