Zu Beginn der 1980er-Jahre geriet der Prozess der europ. Integration ins Stocken, wofür der Ausdruck E. (von griech.: Sklerose = Verhärtung) geprägt wurde. Die Probleme hatten hauptsächlich wirtschaftliche Ursachen. Die nationalen Volkswirtschaften erlebten eine Phase der Schwäche, der europ. Markt hatte mit einer großen Konkurrenz aus den USA und Japan zu kämpfen und der Gemeinschaftshaushalt stieß an seine Grenzen. Damit ging eine größere protektionistische Ausrichtung der nationalen Märkte einher. Die Diskussion um die Reduzierung des brit. Beitrags zum Haushalt der EG (»Britenrabatt«) war Ausdruck der großen Bedeutung nationaler Interessen. Der Reformdruck, der sich in der Zeit der E. angestaut hatte, entlud sich Mitte der 1980er-Jahre und brachte neue Integrationsimpulse hervor. Dazu gehören die 1983 vorgestellte Genscher-Colombo-Initiative, die Verabschiedung des Spinelli-Entwurfs für eine europ. Verfassung im Europäischen Parlament 1984 sowie das Binnenmarktprogramm des Kommissionspräsidenten Jacques Delors. Zudem fand 1981 bzw. 1986 die Süderweiterung der Gemeinschaft statt. 1986 konnte auch die sog. Einheitliche Europäische Akte unterzeichnet werden. Damit zeigte sich nach der Phase der E. eine neue Dynamik der Vertiefung und Erweiterung.
Literatur
G. Brunn: Die Europäische Einigung von 1945 bis heute, 4. Aufl., Stuttgart 2017.
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: S. Seeger