Bericht zur Schaffung einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (1988/89), der zur Grundlage für den Vertrag von Maastricht wurde. Im Juni 1988 beschloss der Europäische Rat, eine Expertengruppe unter dem Vorsitz von Kommissionspräsident Jacques Delors mit einer Studie zur Währungsunion zu beauftragen. Mitglieder waren die 11 Präsidenten der nationalen Zentralbanken, 1 Vertreter des luxemb. Finanzministeriums sowie 3 Wirtschaftswissenschaftler.
Trotz heftigen Streits gelang es, 4 Grundsätze zu verabschieden:
1. Votum für eine Währungsunion mittels Fixierung der Wechselkurse der Währungen im Europäischen Währungssystem.
2. Währungsunion statt Währungskonkurrenz.
3. Schaffung einer Europäischen Zentralbank (EZB) mit Aufsicht über die nationalen Zentralbanken.
4. Politische Unabhängigkeit der EZB und Geldwertstabilität vor allen anderen Zielen.
Strittig blieb nur der Weg zur gemeinsamen Währung: »Lokomotivstrategie« (erst eine Zentralbank, dann Angleichung der EU-Währungen) oder »Krönungsstrategie« (erst Angleichung der EU-Währungen, dann eine Zentralbank). Im Juni 1989 nahm der Europäische Rat den Bericht einstimmig als Grundlage für die weitere Arbeit an.
Literatur
A. Verdun: The Role of the Delors Committee in the Creation of EMU: An Epistemic Community?, in: Journal of European Public Policy (JEPP), H. 2/1999, S. 308328.
aus: Große Hüttmann / Wehling, Das Europalexikon (3.Auflage), Bonn 2020, Verlag J. H. W. Dietz Nachf. GmbH. Autor des Artikels: D. Wolf
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