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Vor 80 Jahren: Befreiung des KZ Buchenwald | Hintergrund aktuell | bpb.de

Vor 80 Jahren: Befreiung des KZ Buchenwald

Redaktion

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Am 11. April 1945 erreichten US-Truppen das Konzentrationslager Buchenwald. Kurz zuvor hatte der Lagerwiderstand schon die Kontrolle übernommen.

Befreite Insassen des Konzentrationslagers Buchenwald am 19. April 1945. Im Hintergrund sind Angehörige der U.S. Army zu sehen. Auf dem Torgebäude ist zum Gedenken an den am 12. April verstorbenen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt eine schwarze Fahne gehisst. (© picture-alliance/AP, Byron Rollins)

Ankunft der US-Truppen und Auflehnung im Lager 1945

Im Winter und Frühjahr 1945 rückten die Truppen der Alliierten von Osten und Westen immer weiter ins Innere Deutschlands vor. Die Lager-SS des Konzentrationslagers Buchenwald schickte daraufhin ab dem 7. April schubweise etwa 28.000 inhaftierte Menschen auf Räumungstransporte und Todesmärsche zu anderen Konzentrationslagern. Die geheime, schon lang aktive Widerstandsbewegung der Inhaftierten versuchte, sich den Befehlen zu widersetzen und die Abtransporte hinauszuzögern.

Am 11. April 1945 erreichten US-amerikanische Truppen das Konzentrationslager Buchenwald. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 21.000 Gefangene im Lager. Als zwei US-Soldaten gegen 17 Uhr am Tor des Lagers eintrafen, hatten einige Inhaftierte schon kurz zuvor die Kontrolle über das KZ übernommen. Der SS-Lagerkommandant Hermann Pister, weitere SS-Angehörige und Wachmannschaften waren schon mittags geflohen. Die zu einem kleinen Teil bewaffneten Häftlinge nahmen mehrere Dutzend verbliebene KZ-Aufseher gefangen.

Errichtung des Lagers 1937

Das Interner Link: System der Konzentrationslager war das zentrale Instrument der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Unmittelbar nach der Machtübernahme 1933 begannen die Nazis damit, politische Gegner ohne Gerichtsurteil zu inhaftieren, zu foltern und zu ermorden. Von Sommer 1934 an hatte die SS die alleinige Kontrolle über das Lagerwesen. Neben der Ausschaltung politischer Gegner wurden die Konzentrationslager zum Instrument, die NS-Rassenpolitik durchzusetzen.

Auf dem Interner Link: Ettersberg nahe der Stadt Weimar begannen die Nationalsozialisten im Juli 1937 mit der Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald. Sie überführten am 15. Juli Insassen aus anderen Lagern – Sachsenhausen, Sachsenburg und Lichtenburg – und zwangen sie zum Aufbau der Baracken zur Unterbringung der Gefangenen und weiterer Infrastruktur. Zum Jahresende 1937 waren 2.561 Menschen in Buchenwald interniert. Buchenwald wurde zu einem der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden ausgebaut. Es verfügte über 139 Außenlager und etwa 9.000 SS-Männer und Aufseherinnen.

Karte der Vernichtungs- und Konzentrationslager während des Nationalsozialismus. © Die Karte ist urheberrechtlich geschützt (§ 52a UrhG). Für eine kommerzielle Nutzung wenden Sie sich an Kämmer-Kartographie, Berlin (www.kartographie-kaemmer.de) (© bpb)

Folter und Mord

Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald in einer Baracke nach der Befreiung durch US-Truppen. (© picture-alliance/dpa)

Wer ist auf dem Foto zu sehen?

Das Foto wurde zwischen dem 11. und 16. April aufgenommen und mehrfach retuschiert. Es erschien noch vor Kriegsende in England und den USA. Zu den abgebildeten Personen finden sich teilweise gesicherte, teils nur vermutete Angaben. Die abgebildeten Männer haben sich selbst wiedererkannt oder wurden im Laufe der Zeit von anderen identifiziert.

  • Stehend: Simon Toncman, zum Zeitpunkt der Aufnahme 29 Jahre alt. Er war aus Auschwitz-Blechhammer nach Buchenwald gekommen, überlebte die KZ-Haft und wohnte bis zu seinem frühen Tod 1972 mit seiner Familie in Oss in Noord-Brabant in den Niederlanden. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem identifizierte stattdessen Chaim David Halberstam. In einigen Versionen des Fotos ist die stehende Person nicht mit abgebildet und wurde vermutlich nachträglich hinein montiert.

  • Untere Pritsche: 1. v. l. der damals 17-jährige Michael Nikolas (Miklos) Grüner aus Ungarn, Gershon Blonder oder Yosef Reich, 4. v. l. Max Hamburger, 5. v. l. Naftali Fürst.

  • 2. Pritsche von unten: 3. v. l. Willi Kessler, Lajos Vartenberg (Yehuda Doron) oder Yaakov Marton, 4. v. l. Hermann Leefsma, Abraham Hipler, Berek Rosencajg oder Zoltan Gergely, 7. v. l. Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel.

  • 3. Pritsche von unten: 3. v. l. Ignacz (Isaac) Berkovicz, Abraham Baruch oder Paul Argiewicz, 6. v. l. Leonardus Groen.

  • oberste Pritsche: 2. v. l. Perry Shulman aus dem polnischen Klimitov, 4. v. l. Mel Mermelstein, damals 18 Jahre alt.

Mit dem weiteren Ausbau des Lagers wuchs auch das Ausmaß des Terrors. Im Oktober 1938 stieg die Zahl der Insassen in Buchenwald erstmals auf über 10.000 Menschen. Sie wurden Opfer von Folter und Gewaltexzessen der Aufseherinnen und Aufseher, litten an Unterernährung und Epidemien. Die SS ließ Inhaftierte, die zu fliehen versucht hatten, öffentlich hinrichten. Andere Gefangene wurden ab 1940 gezielt durch den Einsatz von Giftspritzen ermordet.

Nach dem Interner Link: Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen im September 1939 wurden weitere politische Gegnerinnen und Gegner verhaftet. Ende des Jahres befanden sich 11.807 Häftlinge in Buchenwald. Die SS pferchte mehr als 3.000 polnische und jüdische Gefangene in einem Sonderlager aus Zelten zusammen, von denen viele den Winter nicht überlebten – es war der erste gezielte Massenmord der Nationalsozialisten in einem Konzentrationslager. Nach dem Interner Link: Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurden in Buchenwald auch sowjetische Kriegsgefangene interniert. Über 8.000 von ihnen wurden ermordet.

Zwangsarbeit

Schon in den Jahren vor Kriegsbeginn hatte das NS-Regime begonnen, die in Konzentrationslagern Internierten in Steinbrüchen oder Fabriken arbeiten zu lassen. Diese Interner Link: Zwangsarbeit diente sowohl der Ausbeutung und Erniedrigung als auch der Rüstungsproduktion. In Weimar mussten Gefangene ab 1942 in den Gustloff-Werken Waffen produzieren; im Herbst 1943 entstand dort das erste Außenlager zur Unterbringung der Zwangsarbeiter aus dem KZ Buchenwald. In den folgenden drei Jahren wurden insgesamt 139 solcher Außenlager in Deutschland, Polen, Belgien und Frankreich errichtet. Das im Harz gelegene Interner Link: Außenlager Mittelbau-Dora wurde 1944 zu einem eigenständigen KZ – rund 20.000 der 60.000 dort zur Zwangsarbeit eingesetzten Menschen starben. Im Juli 1943 brachte die SS weibliche Gefangene aus dem Interner Link: Frauenlager Ravensbrück nach Buchenwald und zwang sie zur Prostitution.

Widerstand

1938 musste der in Buchenwald inhaftierte Architekt Franz Ehrlich auf Geheiß der SS den zynischen Interner Link: Ausspruch „Jedem das Seine“ als nach innen lesbare Gravur für das Lagertor anfertigen. Er wählte dafür eine der Interner Link: Bauhaus-Tradition verpflichtete Typographie; die Nationalsozialisten, für die der Bauhaus-Stil als Interner Link: „entartete Kunst“ galt, bemerkten diesen subtilen Akt des Widerstands nicht.

(© picture-alliance/dpa, Martin Schutt)

Im Lager waren Antifaschisten und Kommunisten aus zahlreichen europäischen Ländern interniert: Intellektuelle wie Interner Link: Stéphane Hessel aus Frankreich, der Schriftsteller und spätere spanische Kulturminister Interner Link: Jorge Semprún, drei ehemalige französische Ministerpräsidenten und andere sozialdemokratische, kommunistische und konservative Politiker sowie Geistliche. Es etablierten sich konspirative Netzwerke wie beispielsweise das kommunistische "Internationale Lagerkomitee". Die Gruppen versuchten, die Gewaltexzesse der SS soweit es ihnen möglich war einzudämmen.

Da die SS Organisations- und Verwaltungsaufgaben an sogenannte Funktionshäftlinge delegierte – auch um sie zu spalten und Solidarisierung unter ihnen zu verhindern –, verfügte der Widerstand im KZ über kleine Schalthebel, um etwa bei der Einteilung zur Zwangsarbeit einzelne Mitinsassen vor dem sicheren Tod zumindest vorerst zu bewahren.

Eine – unvollständige – Chronologie der Befreiungen der Konzentrationslager

23. Juli 1944: sowjetische Truppen befreien Interner Link: Majdanek, Polen
13. Oktober 1944: sowjetische Truppen befreien Interner Link: Riga-Kaiserwald, Lettland
27. Oktober 1944: kanadische Truppen befreien Interner Link: Herzogenbusch, Niederlande
23. November 1944: US-Truppen befreien Natzweiler-Struthof, Frankreich
27. Januar 1945: sowjetische Truppen befreien Interner Link: Auschwitz, Polen
13. Februar 1945: sowjetische Truppen befreien Groß-Rosen, Polen
11. April 1945: US-Truppen befreien Buchenwald und Interner Link: Mittelbau-Dora, Deutschland
15. April 1945: britische Truppen befreien Interner Link: Bergen-Belsen, Deutschland
22. April 1945: sowjetische und polnische Truppen befreien Interner Link: Sachsenhausen, Deutschland
23. April 1945: US-Truppen befreien Interner Link: Flossenbürg, Deutschland
29. April 1945: US-Truppen befreien Interner Link: Dachau, Deutschland
30. April 1945: sowjetische Truppen befreien Interner Link: Ravensbrück, Deutschland
5. Mai 1945: US-Truppen befreien Interner Link: Mauthausen, Österreich
9. Mai 1945: sowjetische Truppen befreien Interner Link: Stutthof, Polen

Quelle: Internationales Auschwitz Komitee: Externer Link: Chronologie: Daten der Befreiung von einigen Konzentrationslagern

Opfer

Die Interner Link: Gedenkstätte Buchenwald hat insgesamt 38.049 Tote aus den Lagerunterlagen ermittelt; 748 von ihnen starben noch nach der Befreiung am 11. April an den Folgen der Lagerhaft. Zählt man die in Buchenwald ermordeten unbekannten Kriegsgefangenen und die Menschen hinzu, die auf den Todesmärschen ums Leben gekommen sind, sind insgesamt 56.000 Menschen gestorben.

Insgesamt waren knapp 250.000 Männer und etwa 28.000 Frauen aus über 50 Ländern in Buchenwald und seinen Außenlagern inhaftiert. Darunter waren Interner Link: Juden, Interner Link: politische Gegner, vorbestrafte Kriminelle, von den Nationalsozialisten als Interner Link: "Asoziale", Interner Link: "Gemeinschaftsfremde" und Interner Link: "Berufsverbrecher" stigmatisierte Menschen, Interner Link: Homosexuelle, Interner Link: Sinti und Roma, Interner Link: Zeugen Jehovas, Inhaftierte aus den besetzten Gebieten, u.a. auch sowjetische Kriegsgefangene, Interner Link: Deserteure, Angehörige der Alliierten Luftstreitkräfte sowie spanische Republikaner und Bürgerkriegsflüchtlinge. Die Menschen wurden gezielt entrechtet, verfolgt, enteignet, inhaftiert und getötet, starben an Hunger, Krankheit, Erschöpfung, Misshandlung oder wurden hingerichtet.

Insgesamt wurden während des Nationalsozialismus insgesamt über sechs Millionen Juden ermordet. Andere Bevölkerungsgruppen wurden ebenfalls Opfer der nationalsozialistischen Ideologie. Betroffen waren u.a. auch Interner Link: Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen oder psychischen Krankheiten, Interner Link: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kirchenmitglieder, Interner Link: unangepasste Jugendliche und Interner Link: Afro-Deutsche. In den besetzten Ländern führten die Nationalsozialisten einen Vernichtungskrieg gegen osteuropäische Soldaten und die Zivilbevölkerung.

Schwur von Buchenwald

Um den Opfern zu gedenken, kamen die Überlebenden am 19. April 1945 zusammen, um gemeinsam den Schwur von Buchenwald abzulegen: "Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel."

QuellentextBuchenwalder Manifest 1945

Wir haben Gefängnis, Zuchthaus und Konzentrationslager ertragen, weil wir glaubten, auch unter der Diktatur für die Gedanken und Ziele des Sozialismus und für die Erhaltung des Friedens arbeiten zu müssen. In Zuchthaus und Konzentrationslager setzten wir trotz täglicher Bedrohung mit einem elenden Tode unsere konspirative Tätigkeit fort. Durch diesen Kampf ist es uns vergönnt gewesen, menschliche, moralische und geistige Erfahrungen zu sammeln, wie sie in normalen Lebensformen unmöglich sind. Vor dem Schattengesicht der Blutzeugen unserer Weltanschauung, die durch die hitleristischen Henker gestorben sind, wie auch in der besonderen Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder halten wir uns deshalb für berechtigt und verpflichtet, dem deutschen Volke zu sagen, welche Maßnahmen notwendig sind, um Deutschland aus diesem geschichtlich beispiellosen Zusammenbruch zu retten und ihm wieder Achtung und Vertrauen im Rate der Nationen zu verschaffen.

1. Vernichtung des Faschismus

Solange Faschismus und Militarismus in Deutschland nicht restlos vernichtet sind, wird es keine Ruhe und keinen Frieden bei uns und in der Welt geben. Unsere ersten Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, alle gesellschaftlichen Erscheinungen dieser blutigen Unterdrückung des Lebens für immer zu beseitigen. [...]

2. Aufbau der Volksrepublik

Diese riesenhafte Arbeit kann nur geleistet werden, wenn sich alle antifaschistischen Kräfte zu einem unverbrüchlichen Bündnis zusammenschließen.

Zuerst sind in allen Orten antifaschistische Volksausschüsse zu bilden, die sobald als möglich durch Heranziehung antifaschistischer Organisationen auf eine urdemokratische Grundlage zu stellen sind.

Aus diesen Volksausschüssen ist für das ganze Reich ein Deutscher Volkskongreß zu berufen, der eine Volksregierung einzusetzen und eine Volksvertretung zu wählen hat.

Die bürgerlichen Freiheiten der Person, des Glaubens, des Denkens, der Rede und Schrift, der Freizügigkeit und des Koalitionsrechts sind sofort wieder herzustellen.

Die Volksausschüsse haben Gemeinderäte, diese durch Delegierte Kreis- und Landesräte zu wählen. Die Behördenvorstände in Stadt und Land sind neu zu bestellen. Staatskommissare haben die Kontrolle der übrigen Verwaltung zu übernehmen. [...]

3. Befreiung der Arbeit

Aufbau und Führung der Volksrepublik sind nur möglich, wenn die Massen der Werktätigen in Stadt und Land in ihr ihren Staat sehen, ihn bejahen und immer bereit sind, für diesen Staat einzustehen. Sie werden das nur tun, wenn die Volksrepublik die Arbeit aus der unerhörten Ausbeutung und Entrechtung, die die Kapitalistenknechte der NSDAP über sie verhängt haben, befreit und ein menschenwürdiges Dasein aller Arbeitenden schafft und garantiert. Deshalb sind die Sozialpolitik und die Sozialversicherung den Bedürfnissen der Arbeiterschaft entsprechend zu gestalten.

Der Achtstundentag ist sofort wieder einzuführen und eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit vorzubereiten. [...]

Eine neue Währung, ein von den Lasten der Diktatur bereinigter öffentlicher Haushalt und eine Sozialisierung der Banken und Versicherungsanstalten unter Führung der öffentlichen Bankanstalten sollen die Grundlagen einer gesunden Wirtschaftspolitik schaffen.

Staatsmonopole für Massenverbrauchsgüter sollen fiskalisch und preisregulierend wirken. [...]

5. Friede und Recht

Wir bekennen uns vor der Welt aus tiefster ehrlicher Überzeugung zu der schuldrechtlichen Verpflichtung der Wiedergutmachung der Schäden, die das deutsche Volk durch den Hitlerismus angerichtet hat. So entschieden wir Kontributionen und Vasallendienste ablehnen, so aufrichtig wollen wir dazu beitragen, daß durch Abtragung einer festbestimmten Wiedergutmachungsschuld eine neue Atmosphäre des Vertrauens zu Deutschland geschaffen wird. [...]

Wir wünschen baldigst in die Weltorganisation des Friedens und der Sicherheit aufgenommen zu werden und besonders als Richter und Partei in der internationalen Gerichtsbarkeit einen Beitrag zu leisten, der von anderen Völkern als wertvoll anerkannt werden soll. [...]

6. Humanität

Dazu brauchen wir einen neuen Geist. Er soll verkörpert werden durch den neuen Typ des deutschen Europäers. Uns kann niemand umerziehen, wenn wir es nicht in Freiheit selbst tun.

Neue Universitäten, aus den wertvollsten Kräften der Emigration und der inländischen sozialistischen Intelligenz gebildet, sollen uns neue Lehrer schaffen. [...]

Quelle: Hermann Brill, Gegen den Strom, Wege zum Sozialismus, Heft 1, Bollwerk-Verlag Karl Drott, Offenbach 1946, S. 97 ff.

Sowjetisches Speziallager

Im Sommer 1945 übergaben die US-Truppen das Lager an die sowjetische Militäradministration. Diese richtete dort das sogenannte Interner Link: Speziallager Nr. 2 ein, eines von insgesamt zehn Lagern zur Internierung lokaler NS-Funktionsträger. Inhaftiert wurden aber auch Jugendliche und Denunzierte sowie politische Gegner der sowjetischen Besatzungsmacht. Allein im Winter 1946/47 verhungerten mehr als 7.000 der 28.000 Insassen. 1950 wurde das Lager endgültig aufgelöst.

Aufarbeitung und Erinnerung

Bis heute sind die Verbrechen im Konzentrationslager Buchenwald juristisch nicht umfassend aufgearbeitet. Im Interner Link: Buchenwald-Hauptprozess 1947 im bayerischen Dachau wurden 31 Angeklagte für ihre Verbrechen in dem Konzentrationslager verurteilt. 22 erhielten Todesurteile, von denen die Hälfte vollstreckt wurde, während die anderen in Haftstrafen umgewandelt wurden. Bei einem Teil milderte die Interner Link: Justiz die Strafen später ab. Vielen Verantwortlichen der nationalsozialistischen Verbrechen wurde jedoch nie der Prozess gemacht.

In der Erinnerungskultur der DDR nahm Buchenwald eine Interner Link: zentrale Stelle ein, die Befreiung wurde zu einer "Chiffre der nationalen Erinnerungskultur“ und als „Selbstbefreiung“ glorifiziert – das Zutun der westlichen Alliierten außer Acht lassend. Der Buchenwald-Roman "Nackt unter Wölfen“ des Schriftstellers Interner Link: Bruno Apitz war fester Bestandteil des Lehrplans im Fach Deutsche Literatur. Als Teil des staatlich propagierten Antifaschismus erinnerte die "Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“ insbesondere an den kommunistischen Widerstand. Die Rolle anderer Häftlingsgruppen wurde hingegen marginalisiert und die Nutzung als sowjetisches Speziallager ausgeklammert.

Zitat

Buchenwald war nicht nur ein deutsches KZ. Es war ein Ort, an dem sich Antifaschisten, Kommunisten und Nichtkommunisten aus allen Ländern begegneten, ein Ort, der dazu anregen sollte, eine entideologisierte Forschung über den Antifaschismus zu betreiben […].

In den Erinnerungsdiskurs um Buchenwald spielen bis heute verschiedene Geschichtsbilder und Narrative hinein. Dabei werden sowohl die Verbrechen des Interner Link: Nationalsozialismus als auch die des Interner Link: Stalinismus betrachtet. Auch der Blick auf die Funktionshäftlinge und den Widerstand im Lager ist vielschichtig.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text basiert auf dem Hintergrund Aktuell-Artikel vom 08.04.2020 und wurde am 01.04.2025 umfangreich aktualisiert.

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