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UN-Weltwassertag: Erhalt der Gletscher

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Am UN-Weltwassertag geht es in diesem Jahr um den Erhalt der Gletscher. Ihr Abschmelzen hat deutliche Folgen für Lebewesen und das Klima.

Ein Stein mit einem halbrunden Metallschild mit der Aufschrift 2000 liegt auf einem Geröllfeld. Im Hintergrund der Gletscher und links und rechts hohe Bergspitzen.
Eine Markierung verdeutlicht, wie stark der Athabasca-Gletscher in Kanada sich zurückgezogen hat. Das Foto wurde 2011 aufgenommen. (© picture-alliance, imageBROKER | Thomas Sbampato)

Im Jahr 2025 steht der Weltwassertag unter dem Motto „Erhalt der Gletscher“. Die Interner Link: Vereinten Nationen

wollen auf deren lebenswichtige Bedeutung aufmerksam machen.

1993 riefen die Vereinten Nationen den Weltwassertag ins Leben. Der Aktionstag am 22. März macht darauf aufmerksam, welch lebenswichtiges Gut Wasser ist. Themen waren bisher beispielsweise die Bedeutung des Grundwassers sowie Wasser als Energiequelle. Im vergangenen Jahr lag der Fokus darauf, zu welchen politischen und gesellschaftlichen Konflikten der Mangel an dieser kostbaren Ressource führen kann.

Bedeutung der Gletscher für die Menschheit

Gletscher spielen eine zentrale Rolle im globalen Wasserkreislauf. Sie fungieren als natürliche Wasserspeicher. Ihr Schmelzwasser speist Flüsse, Seen sowie Grundwasserreservoirs. Es ist nicht nur als Trinkwasser wichtig, sondern auch für die Landwirtschaft, die Energieerzeugung, die Industrie sowie den Erhalt der Ökosysteme. Da die helle Oberfläche der Gletscher das Sonnenlicht reflektiert, tragen Gletscher zur Kühlung der Erde bei.

Gletscher und ihre Entstehung

Gletschereis entsteht, wenn in einer Region über Jahrzehnte mehr Schnee fällt, als wieder abtauen kann. Die neue Schneedecke drückt die unteren Kristalle zusammen. Die Luft in den Zwischenräumen entweicht, mit der Zeit entsteht Firneis und mit immer größerem Druck Gletschereis.

Ein Großteil der heute weltweit noch existierenden Gletscher entstand während der letzten Kaltzeit, die vor etwa 11.500 Jahren endete. Damals waren weite Teile Nordamerikas, Nordeuropas und des nördlichen Asiens von Eismassen bedeckt, insgesamt rund ein Drittel der Erdoberfläche. In manchen Teilen der Erde, wie der Antarktis, gibt es jedoch auch Gletschereis, das weit älter ist.

Gletscher weltweit

Vor 19.000 Jahren begannen die Gletscher zu tauen, am Ende der letzten Kaltzeit schmolzen zahlreiche Gletscher. Der Meeresspiegel stieg in der Folge um etwa 115 bis 135 Meter an. Weltweit sind noch ca. 10 Prozent der Landfläche mit Gletschereis bedeckt. Am Höhepunkt der letzten Kaltzeit waren es noch 32 Prozent der Landfläche. Neben den Eisschilden Arktis und Antarktis gibt es die größten vergletscherten Flächen in den Anden in Südamerika, in Alaska, Kanada, im Himalaya Gebirge in Asien, in Grönland und Russland.

Gletscher in den Alpen

In einem felsigen Gebirgsmassiv sind Reste eines Gletschers im Sommer zu sehen.

Der Watzmann-Gletscher im Nationalpark Berchtesgaden in Bayern, aufgenommen 2018. (© picture-alliance)

In Europa gibt es z. B. in Island und Norwegen große Gletscher, aber auch in den Alpen. Der größte Gletscher in den Alpen ist der Große Aletschgletscher im Schweizer Wallis. Österreichs größter Gletscher ist der Pasterze in Kärnten. In Deutschland gibt es noch vier Gletscher in Bayern: der Nördliche Schneeferner auf dem Zugspitzplatt, der benachbarte Höllentalferner, das Blaueis und der Watzmanngletscher im Berchtesgadener Land.

Gletscherschmelze

Laut der im Februar 2025 veröffentlichten Externer Link: Glambie-Studie der Europäischen Weltraumorganisation ESA sind seit dem Jahr 2000 jährlich gut 273 Milliarden Tonnen Eis verschwunden. Das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 273 Kilometern. Der Eisrückgang in Arktis und Antarktis wurde hier nicht mit einberechnet. In den letzten rund zweieinhalb Jahrzehnten haben die Gletscher der Erhebung zufolge weltweit durchschnittlich 5 Prozent ihres Eises verloren. Weltweit am stärksten sind die Gletschermassen mit 39 Prozent in Mitteleuropa zurückgegangen.

„Die Gletscher schmelzen weltweit immer schneller“, so Christian Sommer von der an der Studie beteiligten Externer Link: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: „In den letzten 20 Jahren zeigten erstmals auch sehr hoch gelegene Gletschergebiete wie zum Beispiel im Himalaya, die bisher relativ unbeeindruckt schienen vom Klimawandel, eindeutige Zeichen von starkem Eisverlust.

Hälfte der Gletscher bis 2100 verschwunden

Einer Anfang 2023 veröffentlichten Externer Link: Studie eines internationalen Teams zufolge würde selbst bei einer wohl nicht mehr zu erreichenden Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter knapp die Hälfte der rund 215.000 untersuchten Gletscher bis zum Jahr 2100 verschwinden. Das betrifft vor allem Gletscher, deren Oberfläche kleiner als ein Quadratkilometer ist.

Die deutschen Gletscher dürften nach Angaben des Externer Link: Bayerischen Gletscherberichts bereits in den 2030er Jahren nur noch kleine Reste sein.

Folgen der Gletscherschmelze

Gefährdete Wasserversorgung

Gletscher sind natürliche Frischwasserreservoirs. Sie speichern derzeit weltweit noch gut 70 Prozent des Süßwassers, speisen die Flüsse und Seen und sind vielerorts zentral für die Wasserversorgung. In manchen Regionen wie dem Himalaya-Raum oder den Zentralanden sind sie im Sommer die wichtigste Trinkwasserquelle.

Wenn die Gletscher verstärkt schmelzen, verlieren sie zunächst mehr Wasser. Das kann dazu führen, dass Gletscherseen zu voll werden und brechen. Das frei gewordene Gestein wird instabil, Felsstürze können die Folge sein.

Langfristig führen die schmelzenden Gletscher jedoch zu Trockenheit. Das Verschwinden der Gletscher führt dazu, dass sich die Verteilung der Abflussmenge über die Jahreszeiten hinweg verändert und Flüsse im Sommer weniger Wasser führen. Eine Region ist dann mehr vom Niederschlag in einer bestimmten Jahreszeit abhängig. In den trockenen Sommermonaten steht ohne Gletscher weniger Wasser zur Verfügung. Dabei wird in den heißesten Monaten das meiste Wasser gebraucht.

Das Gletscherwasser fehlt:

  • Als Trinkwasser für Menschen

  • Als Wasser für Tiere und Pflanzen

  • Zur Bewässerung der Felder in der Landwirtschaft

  • Zur Kühlung von Prozessen in der Industrie

  • Zur Kühlung von Kraftwerken

  • In Wasserkraftwerken zur Erzeugung von Energie

  • In Flüssen und beeinträchtigt dabei auch die Schifffahrt.

Steigender Meeresspiegel

Die schmelzenden Gletscher tragen zum globalen Anstieg des Meeresspiegels bei. Die über 6.500 Milliarden Tonnen Gletschereis (ohne Arktis und Antarktis), die zwischen 2000 und 2023 abgeschmolzen sind, ließen den Meeresspiegel um weltweit 18 Millimeter ansteigen. Aktuell steigt der Meeresspiegel durch die Gletscherschmelze jedes Jahr um 0,75 Millimeter.

Nach der Erwärmung der Ozeane ist das Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde der zweite große Treiber des Meeresspiegelanstiegs. Das Abschmelzen der Gletscher kann auch die Golfstromzirkulation und damit das Klima in Europa beeinflussen.

Weitere Folgen der Gletscherschmelze

  • Rohstoffe, die unter dem Gletschereis lagern, sind leichter zugänglich.

  • Ozeane um die Polkappen können mit Schiffen leichter befahren werden.

  • Die kulturelle und spirituelle Bedeutung von Gletschern für die Bevölkerung ist bedroht.

  • Gletschereis als Archiv der Erdgeschichte geht verloren. Durch die Analyse von Bohrkernen können Forschende die Klimageschichte bis zu 800.000 Jahre zurückverfolgen. Sind die Gletscher abgeschmolzen, ist dieses Wissen verloren.

  • Gegenwärtige Lebensräume von Pflanzen und Tieren gehen verloren, das kann die biologische Vielfalt gefährden.

Mögliche Gegenmaßnahmen

Hauptursache des Gletscherschwunds ist der menschengemachte Klimawandel. Das effektivste Mittel, um gegenzusteuern, ist deshalb eine konsequente Verringerung der Emission von Treibhausgasen. Auch wenn der Gletscherschwund bis 2100 Fachleuten zufolge wohl nicht mehr aufzuhalten ist: Langfristig zählt jedes Zehntelgrad, um das Abschmelzen einzudämmen, da Gletscher langsam auf klimatische Veränderungen reagieren. Zugleich müssen die betroffenen Regionen versuchen, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen .

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