Im September 1974 erlangte
Die Region wurde ab dem 15. Jahrhundert zuerst von den Portugiesen kolonisiert, die hier Stützpunkte für den Sklavenhandel aufbauten – insbesondere in der Stadt Cacheu. Portugal war in der Frühphase des
Lange war die portugiesische Herrschaft über Guinea auf Stützpunkte an der Küste beschränkt. Eine formelle Kolonialherrschaft bildete sich erst Ende des 19. Jahrhunderts heraus. 1879 wurde die Kolonie Portugiesisch-Guinea wurde offiziell gegründet. Das benachbarte Guinea wurde von Frankreich kolonisiert. Der Verlauf der Grenze zwischen beiden Territorien wurde im Nachgang der Berliner Kongokonferenz (1884/85) zwischen Frankreich und Portugal festgelegt. Allerdings dauerte es noch mehrere Jahrzehnte, bis Portugal die volle Kontrolle über sämtliche Gebiete der Kolonie erlangte – ab 1915 kontrollierte es das Festland, 1936 auch den davor liegenden Bissagos-Archipel.
Restriktive Kolonialpolitik des „Estado Novo“
In Portugal putschte 1926 das Militär. 1932 kam António de Oliveira Salazar an die Macht und errichtete eine ständestaatliche Diktatur – den „Estado Novo“. Er war nach der Zugehörigkeit zu Berufsgruppen („Ständen“) organisiert und es gab keine politischen Parteien oder ein demokratisch gewähltes Parlament. Noch als Kolonialminister hatte Salazar im Jahr 1930 das portugiesische Kolonialgesetz entworfen, in dem einerseits der portugiesische Kolonialbesitz gerechtfertigt und andererseits die Kolonien zu einem untrennbaren Bestandteil der portugiesischen Nation erklärt wurden. Allerdings hatten Bewohnerinnen und Bewohner der Kolonien nicht die gleichen Rechte: Das „Eingeborenenstatut“ von 1954, das wiederum auf das Kolonialgesetz aus den 1930er-Jahren zurückging, teilte sie in „Eingeborene“ und „Assimilierte“ ein. Nur Letztere hatten beispielsweise politische Rechte.
Nach dem
Gründung der PAIGC
Die bedeutendste Unabhängigkeitsbewegung in der Region war die Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea-Bissau und
Die anfangs friedliche Unabhängigkeitsbewegung entwickelte sich mit der Zeit zu einer bewaffneten Widerstandsorganisation. Ein Schlüsselereignis war das Pidjiguiti-Massaker. Am 3. August 1959 streikten Hafenarbeiter in der Hauptstadt Bissau für bessere Löhne. Portugiesische Soldaten eröffneten das Feuer auf die Streikenden, etwa 50 Menschen kamen ums Leben. Die PAIGC beschloss daraufhin, sich ins Landesinnere zurückzuziehen und sich auf den bewaffneten Kampf gegen die portugiesische Kolonialherrschaft vorzubereiten. Ab 1961 kam es zu Sabotageaktionen. Zwei Jahre später eröffnete die Unabhängigkeitsbewegung den offenen militärischen Konflikt mit Portugal. Insgesamt starben etwa 15.000 Menschen in diesem Konflikt. PAIGC-Chef Cabral wurde 1973 bei einem Attentat ermordet.
Nelkenrevolution in Portugal und Unabhängigkeit Guinea-Bissaus
In Portugal ging indes die Zeit der Diktatur ihrem Ende entgegen. Salazar starb am 27. Juli 1970 im Alter von 81 Jahren. Vier Jahre später endete die Ära des Estado Novo endgültig. Am 25. April 1974 wurde im staatlichen Radio Portugals das eigentlich verbotene Lied „Grândola, Vila Morena“ gespielt. Es war das zwischen linker Opposition und Militär vereinbarte Signal zum Umsturz. Die Armee besetzte Ministerien und Rundfunkstationen – das Ereignis ging als „Nelkenrevolution “ in die Geschichte ein. In Portugal setzte ein Demokratisierungsprozess ein,
Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte die PAIGC bereits große Teile von Portugiesisch-Guinea. Am 24. September 1973 erklärte das Land ohne Rücksprache mit der Kolonialmacht seine Unabhängigkeit. Der 24. September ist bis heute offizieller Nationalfeiertag. Am 10. September 1974 erkannte Portugal diesen Schritt an und das Land wurde vollständig unabhängig. Es nannte sich nun, nach der Hauptstadt, Guinea-Bissau.
Guinea-Bissau und Kap Verde gehen getrennte Wege
Erster Staatspräsident wurde Luís de Almeida Cabral, ein Halbbruder des ermordeten PAIGC-Chefs. Nach der Unabhängigkeit gab es keine freien Wahlen, die sozialistische PAIGC sah sich durch die „Revolution“ und den elfjährigen bewaffneten Kampf um Unabhängigkeit legitimiert, die Macht zu übernehmen. Kap Verde handelte einen separaten Unabhängigkeitsvertrag mit Portugal aus, der 1975 in Kraft trat. In den ersten Jahren herrschte die PAIGC in beiden Ländern, die zwar formell voneinander unabhängig waren, aber de facto vereint geführt wurden. Viele führende Mitglieder der PAIGC kamen aus Kap Verde, so auch die Familie von Cabral. Dagegen regte sich Widerstand in Guinea-Bissau.
Im November 1980 kam es zu einem Staatsstreich. Cabral wurde abgesetzt, die PAIGC blieb jedoch an der Macht. Anders verhielt es sich in Kap Verde: Dort wurde die Partido Africano da Independência de Cabo Verde (PAICV) gegründet, die fortan die Regierung stellte. Beide Länder gingen von nun an getrennte Wege. Kap Verde wandelte sich 1991 zu einer marktwirtschaftlichen Demokratie und zählt heute im Vergleich zu anderen Sub-Sahara-Staaten zu den wirtschaftlich stärker entwickelten Ländern. Das
Armut und politische Instabilität
Die politische Lage in Guinea-Bissau blieb weiterhin instabil. Zwar gab es 1994 die ersten freien Präsidentschaftswahlen, bei denen João Bernardo „Nino“ Vieira (PAIGC) zum Staatsoberhaupt gewählt wurde. Vieira wollte Guinea-Bissau in das frankophone Westafrika integrieren. Politische Streitigkeiten über diesen Kurs führten 1998 jedoch zu einem einjährigen Bürgerkrieg. Vieira amtierte später wieder als Präsident und wurde 2009 von Militärangehörigen erschossen. Gegen führende Persönlichkeiten des Staates verhängte die EU 2012 nach einem erneuten Staatsstreich Sanktionen. Nach einer Phase der Stabilisierung erweist sich die Lage im Land in jüngster Zeit erneut als volatil. Der Kurs des aktuellen Präsidenten, Umaro Sissoco Embaló, gilt als zunehmend autoritär. Ihm werden unter anderem Eingriffe in das Justizsystem, ein Aushebeln des Parlaments sowie die Behinderung der Opposition vorgeworfen.