Weltweit setzen sich viele Organisationen für die Belange armer Menschen ein. In diesem Zusammenhang entstand auch der Tag für die Beseitigung der Armut. Der Aktionstag geht auf den 17. Oktober 1987 zurück, als sich mehr als 100.000 Menschen in Paris öffentlich mit den Betroffenen von Armut solidarisierten. Am 22. Dezember 1992 erklärte die
Seit Ende des
Aktionstag 2024
In diesem Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto: „Sozialer und institutioneller Misshandlung ein Ende setzen: Gemeinsam handeln für gerechte, friedliche und inklusive Gesellschaften“. Hintergrund hierfür ist laut Vereinten Nationen, dass unter Armut leidende Menschen mit gesellschaftlicher Diskriminierung und systemischen Hindernissen zu kämpfen haben, die den Zugang zu unverzichtbaren Leistungen und Unterstützung erschweren.
Absolute und relative Armut
Grundsätzlich unterscheidet die Armutsforschung zwischen absoluter und relativer Armut. Als absolute Armut ist dabei ein Zustand definiert, in dem ein Mensch seine wirtschaftlichen und sozialen Grundbedürfnisse nicht befriedigen kann und unter dem Existenzminimum lebt. Laut Definition der Weltbank sind Menschen extrem arm, wenn sie weniger als 2,15 Dollar pro Tag zur Verfügung haben.
Relative Armut beschreibt hingegen Armut im Verhältnis zum jeweiligen gesellschaftlichen Wohlstandsniveau eines Landes: Demnach zählt jemand dann als relativ arm, wenn sein Einkommen deutlich unter dem nationalen Durchschnittseinkommen liegt und der betroffenen Person dadurch die sozioökonomische sowie soziokulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verwehrt ist.
Weltbank: Extreme Armut hat durch Corona zugenommen
Die Zahl der Menschen in extremer Armut stieg den Schätzungen der Weltbank im Lauf des Jahres 2020 von gut 650 um 70 Millionen auf fast 720 Millionen Menschen an. Die ärmsten Menschen der Welt hätten durch die Pandemie die empfindlichsten Einbußen hinnehmen müssen, so die Weltbank. Ihre Einkommensverluste waren ihr zufolge "doppelt so hoch wie die der Reichsten der Welt". Für die Ärmsten habe sich durch Corona auch die Situation bei Bildung und Gesundheit enorm verschlechtert. Bis Ende 2022 sank die Zahl der extrem armen Menschen dann wieder auf maximal 685 Millionen. "Steigende Lebensmittel- und Energiepreise – teilweise angeheizt durch den
Viele Staaten in der Schuldenfalle
Besonders betroffen von extremer Armut sind diverse afrikanische Staaten südlich der Sahara-Zone. In vielen Ländern des Globalen Südens stiegen während der Coronakrise die Schuldenstände stark an, was auch angesichts gestiegener Zinsen zu höheren Belastungen für die ohnehin schon armen Staaten führte. Zudem sind diese Staaten oft von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine abhängig. Durch die unsichere Versorgungslage mit Lebensmitteln verschärfte sich die Situation noch. Nach Berechnungen der
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt von weniger als 7 Dollar pro Tag
Das Ziel der
Deutschland: Armutsgefährdungsquote stagniert
In Deutschland muss im Regelfall niemand hungern. Hierzulande wird deshalb die relative Armut erfasst. Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.000 Euro netto im Jahr. Laut Statistischem Bundesamt waren im vergangenen Jahr demnach 14,7 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht.
Im Vergleich zu 2021 (16 Prozent) fiel die Quote im vergangenen Jahr damit geringer aus. Die Armutsgefährdungsquote bewegt sich in der Bundesrepublik seit längerem auf einem ähnlichen Niveau: seit 2008 lagen die Werte immer zwischen ca. 15 und 17 Prozent. Besonders betroffen sind ältere Menschen: bei Personen ab 65 Jahren lag die Armutsgefährdungsquote 2022 mit 18,3 Prozent fast vier Prozentpunkte höher als bei der Gesamtbevölkerung.
Eine besondere Belastung für viele Menschen mit geringem Einkommen stellen die seit dem Ukrainekrieg stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel und Energie dar, da diese einen größeren Anteil ihres Einkommens für diese Produkte aufwenden müssen. Einer Berechnung der Europäischen Kommission zufolge ist die Ausgabenbelastung der ärmsten zehn Prozent in Deutschland deutlich stärker gestiegen als die der reichsten zehn Prozent. Auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft konstatierte 2022 eine Zunahme der Energiearmut bis hin in die untere Mittelschicht. In einer Mitteilung aus dem August 2023 warnte das Institut allerdings, dass aufgrund fehlender Daten noch keine endgültigen Aussagen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs möglich seien.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit seiner Armutsgefährdungsquote im unteren Mittelfeld. Am höchsten ist die Quote in Bulgarien, dem Baltikum und Rumänien. Besonders niedrige Werte weisen hingegen Tschechien, Slowenien und Ungarn auf.